In Den Armen Der Finsternis
der Frau meine Kleidung angezogen hatte, kniete ich mich hin und legte meine warmen Hände zwischen ihre Brüste, auf ihre Hände und ihr Gesicht. Ich schlug ihr auch auf die Wangen, vorsichtig zunächst, dann fester, während sich allmählich Panik in mir ausbreitete. Das sähe mir ähnlich: die Person zu töten, die ich retten wollte! Aus reiner Verzweiflung presste ich schließlich meine rechte Hand auf ihre Stirn, drückte meine gepanzerten Finger fest gegen ihre Haut und dachte dabei: Bitte!
Meine Hand kribbelte, dann zuckte ein elektrischer Stoß meinen Arm hinab. Die Jungs rührten sich in ihren Träumen. Killy riss die Augen auf, so schnell und auch so überraschend, dass ich zusammenzuckte.
Aber weiter geschah nichts. Sie starrte an meinem Gesicht vorbei auf die Decke, ohne auf mich zu reagieren oder mich auch nur zu erkennen. Sie rang nicht nach Luft, wand sich auch nicht vor Unbehagen. Sie zeigte überhaupt keine Reaktion, nicht die geringste. Nicht einmal, als sie ziemlich unerwartet sagte: »Oh, das ist aber vollkommen falsch! Doch nicht die Eichhörnchen!«
Ich runzelte die Stirn. »Killy?«
»Himmel!«, murmelte sie, während sich eine tiefe Falte zwischen ihren Brauen bildete. »Wer zum Teufel ist denn hier? Irgendwelche Perversen?«
»Ich«, sagte ich. »Kannst du mich hören?«
»Du bist die Einzige, die nicht schreit«, antwortete sie und legte einen Finger auf ihre Stirn. Sie zuckte zusammen. »Was hast du mit mir gemacht?«
»Nichts«, antwortete ich, während ich mich gleichzeitig fragte, ob das wohl eine Lüge war. »Kannst du aufstehen?«
»Ich könnte sogar über den Mount Everest springen, wenn mich das von diesen Geistern wegbrächte.« Killy setzte sich auf. Sie bewegte sich, als hätte sie genauso viele Schmerzen wie ich. Dann hielt sie inne und sah sich in dem Raum um, betrachtete das Eis, die Frauen und Männer, die von der Decke hingen, in den Nischen standen und auf den Tischen lagen. Ihr Gesicht verzerrte sich, sie wurde blass.
»Oh«, sagte sie. »Das wusste ich nicht.«
»Du gehörtest auch zur Ausstellung«, sagte ich und versuchte, keine furchteinflößenden Geräusche zu machen, als ich mich bemühte, mich zu erheben. Ich streckte meine Hand aus, um Killy aufzuhelfen, aber sie rührte sich nicht, sondern starrte mich nur an. Sie war zwar verwirrt, aber nicht erschüttert, wie es schien.
Ich versuchte, meine Verlegenheit zu verbergen. Ich rang ein ganzes Leben voller fanatischer Selbsterhaltung in weniger als drei Sekunden nieder. Niemand außer Grant hatte mich jemals so nackt gesehen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn es auch dabei geblieben wäre. Ich kannte diese Frau nicht, wusste so gut wie nichts über sie, nur dass sie über Psi-Kräfte verfügte oder eine großartige Schwindlerin war. Und dass sie geblieben war, als sie hätte weglaufen sollen. Die Jungs hatten sie nicht als Bedrohung empfunden, und … sie liebte einen Priester.
Genau genommen war das vermutlich mehr, als ich über meinen eigenen Großvater wusste. Und meine Großmutter, nicht zu vergessen.
»Du brauchtest Kleidung«, sagte ich barsch. »Ich spüre die Kälte nicht.«
»Danke«, erwiderte sie zerstreut und rieb sich die Stirn. »Ich höre deine Haut summen.«
»Das tut sie manchmal, ja.« Ich bückte mich, nahm ihre Hand und wäre vor Schmerz fast ohnmächtig geworden, als ich sie hochriss. Sie flog geradezu vom Boden hoch, hatte die Augen aber die ganze Zeit fest zusammengepresst und hielt sich den Kopf mit beiden Händen, als ich sie losließ.
»Alles ist verkehrt«, flüsterte sie. »Ich sollte nicht so stark sein.«
»Kannst du dich an das erinnern, was geschehen ist? Oder wie du hergebracht worden bist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie haben alle erwischt. Bis auf den alten Mann und das Kind.«
Hoffnung flammte in meinem Herzen auf. Ich packte Killy am Ellbogen und zog sie hinter mir her. Ich glaubte eine Tür gesehen zu haben, als ich versucht hatte, sie zu aufzuwecken. Und tatsächlich, zwischen den Wandnischen und dem ersten Tisch befand sich ein Alkoven. Es war nicht direkt eine Tür, sondern eher ein Durchgang, der in einen Flur führte. Während wir dorthin gingen, streifte ich einen der Eistische mit dem Blick. Darauf lag ein bewusstloses junges Mädchen. Um mich herum gab es viele junge Leute.
Killy drückte sich ihre Handteller auf die Augen. »Schlangen in ihrem Popcorn.«
Ich warf ihr einen erschreckten Blick zu. »Wie bitte?«
»Sie träumt von
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