In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu

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Dämonen in die Angelegenheit verwickelt sind. Aber nicht solche wie … wie das, was wir dort in der Bar zurückgelassen haben. Etwas anderes.« Killy schüttelte sich und blieb wie angewurzelt stehen, während sie sich die Hände
vor den Mund schlug. Sie erstickte ein würgendes Husten. Ich wartete ab und beobachtete sie mit kalter Sympathie. Immer noch konnte ich mein eigenes Erbrochenes schmecken.
    »Ich habe ihn nicht erwartet«, flüsterte sie heiser, als ihre Übelkeit nachließ. »Ich wusste, dass etwas Böses unterwegs war, aber ich hatte ja auch schon mit Bösem zu tun gehabt. Er allerdings … Er war doch etwas vollkommen anderes.«
    Ein Avatar, ein Raffer, ein Ränkeschmied . Ich hörte Jacks dunkle Stimme in meinem Kopf, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Jack. Und er hatte Jack, meinen Großvater.
    Das könnte ein Trick sein, sagte ich mir. Der alte Mann konnte auch noch in Freiheit sein, irgendwo, verloren in der Welt. Alles andere würde ich einfach nicht ertragen.
    »Sie müssen vorsichtig sein«, sagte ich ihr. »Er ist nicht wirklich tot.«
    Sie warf mir einen scharfen Blick zu. »Das weiß ich. Ich habe gefühlt, wie er verschwand.«
    »Killy.« Grant sprach ihren Namen ganz sanft aus, mit einer Melodie in seiner Stimme, einem Rumpeln, dessen Macht mir einen Schauer durch den ganzen Körper jagte, bis auf die Knochen. Ich sah ihn stirnrunzelnd an, weil ich mir wegen seiner Kraft Sorgen machte. Killy hatte ebenfalls die Brauen zusammengezogen, allerdings aus einem anderen Grund, vermutete ich. Sie protestierte nicht, als er ihren Namen erneut aussprach, und diesmal mit einer noch stärkeren Betonung.
    Ich sah, wie sich ihre Augen veränderten. Sie wirkten scharf, aber nicht mehr so furchterfüllt. Die Spannung schien sich von ihren Schultern zu lösen, und … sie atmete ruhiger. Darum beneidete ich sie.
    Bis sie Grant schlug.
    Jedenfalls versuchte sie es. Doch ich sah es schon kommen,
packte ihr Handgelenk und nutzte ihren Schwung, um sie herumzudrehen und auf ein Knie herabzuziehen. Sie spuckte auf meinen Stiefel.
    »Beruhigen Sie sich«, empfahl ich ihr.
    Sie wehrte sich nicht mehr. »Ich habe ihm gesagt, er solle mich nicht verhexen.«
    Grant wirkte ungerührt, doch ich kannte ihn besser. Die Knöchel der Finger, mit denen er den Stock umklammerte, waren weiß. »Ich wollte nur helfen, es Ihnen etwas leichter machen.«
    »Ich will es aber nicht leichter haben.« Killy warf ihm einen verächtlichen Blick zu, und ich ließ sie los. Unbeholfen stand sie auf und rieb sich das Handgelenk. »Ich will … Ich will niemand anders werden als der, der ich bin. Nicht einmal etwas anders. Ich habe es schon mit Drogen ausprobiert. Honey, Sie sind auch so eine Droge.«
    Dek pfiff mir eine Warnung ins Ohr. Ich drehte mich um. Rohw klammerte sich auf der anderen Straßenseite an die Markise eines geschlossenen Bekleidungsgeschäftes, und Aaz kauerte in den Büschen neben der Kreuzung vor uns. Zee hockte unmittelbar hinter Killy, teilweise im Schatten eines geparkten Wagens verborgen. Seine roten Augen glühten kalt. Er deutete mit seiner Klaue und streckte eine Kralle aus.
    Killy erstarrte. Grant legte den Kopf schief, als lauschte er auf etwas. »Wir bekommen gleich Gesellschaft«, sagte ich sehr langsam.
    Was heißen sollte: jetzt. Auf der Straße war es ruhig und leer. Es gab keinen Verkehr, und es waren auch keine Fußgänger unterwegs. Aber jetzt hörte ich ein schwaches Rumpeln, das Quietschen alter Bremsen, und dann rollte ein kleiner Wagen auf die Kreuzung. Seine Scheinwerfer waren ausgeschaltet. Es
war ein Taxi, ein kleines, blaues Taxi. Langsam fuhr es auf uns zu, ungewöhnlich langsam. Und dann kam es neben uns quietschend zum Stehen.
    Jemand kurbelte das Fenster herunter. Hinter dem Steuer saß ein Zombie. Er hatte einen jungen, chinesischen Körper, trug einen Mohawk, Ohrringe - und der Nagel am kleinen Finger war so lang, dass er sich krümmte. Es war kühl, aber der Schweiß stand auf seiner Stirn und rann seitlich an seinem Gesicht herunter. Er sah mich an, als trüge ich ein Kleid aus Handgranaten am Körper, die jede Sekunde explodieren könnten. Dann musterte er Grant, sein Blick war beunruhigend intim. Killy ignorierte er vollkommen.
    »Sie brauchen eine Mitfahrgelegenheit«, bemerkte er in perfektem Englisch.
    »Sagt wer?«, erkundigte ich mich.
    Der Zombie zeigte mir seinen Mittelfinger. »Rex.«
    »Du hast den Körper gewechselt«, erklärte Grant missbilligend. »Was ist