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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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himmelschreiende Gemeinheit, ihr die Ikone zu überlassen und sie zu nötigen, diese herzubringen, damit dieser wahnwitzige Pakt beendet würde. Was nützte es ihr, dass sie am Leben war? Sie war immer einsam gewesen bis auf die paar Tage, in denen sie wirklich gelebt hatte. Nicht durchgängig glücklich, nicht immer sicher, aber himmlisch verliebt.
    Vor ihr lagen weitere leere einsame Jahre, bis sie irgendwann mit dem Schattenreich verschmolz, wo sie endlich ihre Eltern und ihre große Liebe wiederfinden würde.
    Unten hörte sie Konstantine brüllen.
    Ein kurzes freudloses Lachen mischte sich in ihr Schluchzen.
    In den zehn Tagen bei den Wilders hatte sie festgestellt, dass Konstantine im Gespräch häufiger laut wurde, wenn sein cholerisches Temperament mit ihm durchging.
Es war richtig tröstlich, seine Stimme zu hören. Er lebte sein Leben - trotz seiner schweren Krankheit und Behinderung. Er kämpfte dagegen an. Der alte Mann war eine Inspiration - aber er hatte ja auch Zorana.
    Bei dem Gedanken brach sie erneut in Tränen aus. Meine Güte, seit wann war sie eine solche Heulsuse?
    Die Antwort darauf war einfach.
    Seit sie sich verliebt hatte.
    Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie eine Bewegung wahr und schnellte herum, ballte reflexartig die Hände zu Fäusten.
    Vor ihr stand ein Geist.
    Rurik, das Sakko lässig über eine Schulter geworfen. Sie machte große Augen.
    Hatten ihre Eltern ihn geschickt?
    Er warf sein Sakko auf das Bett.
    Verblüfft beobachtete sie, wie es dort landete.
    Es landete mit einem leisen Geräusch. Zerknitterte die Tagesdecke. Es schien real.
    Er sah real aus.
    Sie sprang auf, warf dabei den Stuhl um. Er traf krachend auf dem Holzboden auf, laut genug, um Tote aufzuwecken und Geister zu verscheuchen.
    Sie wachte nicht auf.
    Der Geist rührte sich nicht von der Stelle. Stattdessen grinste er, ein jungenhaftes selbstironisches Lächeln, dass ihr das Herz stockte. »Kein Mann ist so viele Tränen wert.«
    »Rurik?«, wisperte sie. »Rurik!«
    Er war schlank und braun gebrannt, mit einem gelblich
verblassenden Bluterguss von einem blauen Auge, ein müde-deprimierter Zug umspielte seine Lippen.
    Sie fasste nach seiner Schulter, skeptisch, dass ihre Hand ins Leere greifen würde - und berührte warmes Fleisch.
    Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste zärtlich ihre Finger. Sein heißer Atem streifte ihre Haut.
    Sie taumelte.
    Er fing sie auf, schloss sie zärtlich in seine Arme.
    Halb benommen vernahm sie ein Schluchzen. Seine Eltern standen an der Tür. Seine Schwester beobachtete sie.
    Es kümmerte Tasya nicht.
    Sie schlang die Arme um seinen Nacken, ihre Schenkel um seine Hüften.
    Sie küsste ihn atemlos. Und erinnerte sich spontan daran, was sie sich im Tunnel geschworen hatte. »Ich liebe dich.« Sie legte ihre Hände auf seine Wangen. Sah ihm tief in die Augen. »Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
    Es war ein weiteres Wunder in einem Leben, das mit Wundern gesegnet war.
    Er lebte.
    Rurik lebte.

32
    F irebird stand an dem geöffneten Fenster des Schlafzimmers, das sie sich mit Tasya teilte, und spähte in die Nacht hinaus. »Schau dir diesen Mond an.«
    »Wunderschön.« Tasya saß im Schlafanzug vor dem Computer und versuchte, sich auf den flackernden Bildschirm zu konzentrieren. Sie klemmte die Beine zusammen, zwang sich, ihre Erregung zu ignorieren. Ihr Blut prickelte wie Champagner durch ihren Unterleib, ihre Scham glühte vor Lust.
    Und sie saß hier und spielte die keusche Unschuld.
    »Der Sternenhimmel ist traumhaft. Die Nacht ist so hell und klar, dass ich bis zu unserem Pferdestall sehen kann«, lachte Firebird ausgelassen. »Als ich zehn war, wollte ich unbedingt ein Pferd haben, aber Papa sagte Nein. Er meinte, ein Pferd koste zu viel und sei zu teuer im Unterhalt und wir wären arme, aufstrebende Immigranten und hätten kein Geld für derartigen Firlefanz. Ich war am Boden zerstört.«
    »Ja, Scheiße, was?« Rurik war im Nachbarzimmer untergebracht. Im Nachbarzimmer , und Tasya durfte nicht zu ihm. Weil die Hausregeln es untersagten, dass Unverheiratete zusammen in einem Zimmer schliefen. Sie hatten beim Abendessen Händchen gehalten. Hatten sich verliebte Blicke zugeworfen. Nach einem langen, innigen Gutenachtkuss waren sie in separaten Zimmern verschwunden.
    Tasya konnte es nicht fassen. Sie war neunundzwanzig
Jahre alt und sollte sich irgendwelchen angestaubten Moralvorstellungen aus dem neunzehnten Jahrhundert fügen? Welcher Varinski war denn auf die

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