Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
Vom Netzwerk:
sich ein wenig in ihrem Sessel und fasste sich wieder. »Ich hab diesen Trip schon mal gemacht, Rurik, ich weiß, wovon ich spreche«, sagte sie kontrolliert sachlich.
    »Ja, ich hab’s kapiert.« Die unteren Decks, wo sich Crew, Fahrzeuge und Gepäck befanden, stellten ebenfalls eine Möglichkeit dar.
    Dennoch tippte Rurik auf das Außendeck. Da draußen regnete es Bindfäden, und gegen Abend war es merklich abgekühlt. Freiwillig hielt sich niemand dort auf. Ein cleverer Varinski würde sich dort verbergen und warten, bis die meisten Passagiere schliefen oder ins Casino gegangen waren. Dann brauchte er bloß noch Rurik
und Tasya allein abzupassen, und die Sache wäre geritzt.
    »Also nehmen wir das Flugzeug«, konstatierte sie.
    Rurik sah sie an. Wenn er den Varinski nicht kaltstellte, würden sie niemals lebend von der Fähre kommen. Er würde kämpfen, beschloss er, bis zum letzten Atemzug. Warum sollte er sich also mit Tasya anlegen? Ob sie mit dem Flugzeug oder mit der Bahn weiterreisen würden, schien ihm letztlich zweitrangig. Immerhin war er in dem Ultralight mitgeflogen. Da würde er einen Flug nach Frankreich bestimmt auch überstehen. »Meinetwegen.«
    »Okay.« Sie musterte ihn fragend. »Was hast du?«
    Die Fähre lief eben aus dem Hafen aus.
    »Ich muss mir mal die Beine vertreten.« Er stand auf. »Du bleibst am besten hier sitzen.«
    »Und wenn ich mal muss?«
    »Ich nehm dich gleich mit, wenn du willst, aber danach möchte ich, dass du dich nicht mehr von deinem Platz wegrührst, klar?«
    Sie spähte um sich. »Sind wir in Gefahr.«
    »Das nicht, aber ich bin eben ein vorsichtiger Mensch.«
    »Ich muss noch nicht.« Sie schlang sich eine Reisedecke um die Schultern. »Ich bleib solange hier.«
    Angesichts der anderen Passagiere und der Stewards, die geschäftig durch die Gänge liefen, war sie hier sicher. Das hoffte er jedenfalls.
    Als er die Außentür öffnete, riss ein Windstoß sie ihm fast aus der Hand. Der Regen hatte sich zu einem ausgewachsenen Gewitter entwickelt, die zinngrauen
Wolkenmassen, die über den abendlichen Himmel stoben, verschatteten das sturmgepeitschte Außendeck, das menschenleer war. Eisentreppen führten gespenstisch in die Dunkelheit; die Rettungsboote boten einem Varinski bestimmt ideale Verstecke, vor allem, wenn er Tiergestalt angenommen hatte. Das Licht, das aus den erhellten Bullaugen drang, malte schaurige Schatten auf den Plankenboden. Rurik, der über das einsame Deck trottete, zog vorsichtshalber das Messer, das in seinem Gürtel steckte.
    Er erreichte das Heck. Blieb kurz stehen, betrachtete die breite, schmutzig weiß schäumende Kielwasserspur, die die Fähre in die Fluten fräste - und vernahm ein Geräusch, leise wie ein Flügelschlag.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen war der junge Archäologe gewarnt. Das rettete ihm letztlich sein Augenlicht.
    Der Raubvogel stürzte sich mit ausgefahrenen Krallen auf Ruriks Gesicht.
    Mit einem Arm stieß er den Wanderfalken beiseite. Ein höllischer Schmerz durchzuckte seine Brust.
    Blitzschnell verwandelte sich der Greif in einen Menschen von ähnlicher Statur wie Rurik, sein Blick mordgierig intensiv.
    Rurik fackelte nicht lange. Er holte mit dem Messer aus, und die Klinge bohrte sich in die Kehle des Varinski.
    Der Kerl stolperte verblüfft nach hinten.
    Bingo. Das kommt davon, wenn man Konstantines Söhne ständig unterschätzt, dachte Rurik insgeheim.
    Er lachte. »Haben sie bloß dich geschickt?«

    Der Typ wischte sich mit der Hand über seinen blutenden Hals. »Ein Varinski reicht für dich völlig aus.« Er umklammerte Ruriks Messer mit stählernem Griff und schlug sich mit der anderen Hand an die Brust. »Außerdem bin ich der Beste.«
    Die Messerspitze zeigte auf Rurik und zielte auf seine Brust.
    Rurik konzentrierte sich, öffnete gewaltsam die Finger seines Angreifers. Das Messer fiel klirrend zu Boden. Er ging ruckartig in die Knie, womit er seinen Gegner aus dem Gleichgewicht brachte. Schnellte herum und kugelte ihm mit einem gezielten Hieb seiner Schulter den Arm aus.
    Der Varinski brüllte vor Schmerz.
    Dann verstärkte er den Druck auf Ruriks Hand.
    Offenbar machte ihn der Schmerz erst richtig wild.
    Rurik fühlte, wie seine Gelenke knackten. Der Typ würde ihm mit Sicherheit sämtliche Knochen brechen. Der Schmerz war unerträglich, hinter seinen Augäpfeln explodierten rotglühende Blitze.
    Nicht mehr lange, und er würde das Bewusstsein verlieren.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf echote die Stimme

Weitere Kostenlose Bücher