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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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seines Vaters, der ihn anschrie, er solle nicht schlappmachen, sondern nachdenken. Hörte, wie seine Brüder ihn aufzogen. Hahaha, du alte Zimperliese. Fällst in Ohnmacht wie ein verschrecktes Mädchen!
    Gegen diesen Gorilla aus dem Varinski-Clan hatte er nur eine einzige Chance. Er konzentrierte sich. Schob heimlich seine freie Hand in den Ärmel, wo er eine Klinge versteckte - und stieß sie dem Varinski in die Rippen.

    Der Varinski krümmte sich röchelnd über der Klinge, ein Schwall Blut spritzte aus seinen Eingeweiden, ergoss sich schmierig dunkel über seine Kleidung. Seine Augäpfel quollen weiß hervor, während er sterbend in sich zusammensackte und dabei den Griff um Ruriks Hand lockerte.
    Der junge Wilder tastete nach seinem Puls, fühlte jedoch nichts mehr. Ohne zu zögern zerrte er den Varinski an die Reling und warf ihn über Bord.
    Er lauschte nicht mehr auf das Klatschen, als der Leichnam ins Meer stürzte. Der verräterische Blutfleck würde vom Regen weggespült werden, überlegte er. Gleichwohl durfte er nicht davon ausgehen, dass er keine Zeugen hatte. Es bestand immer die Gefahr, dass Passagiere und Crew etwas von dem Kampf mitbekommen hatten. Demnach musste er sich schleunigst das Blut abwischen und verschwinden, bevor jemand auftauchte.
    Er knackte das Schloss von einem der an Deck befindlichen Staufächer und deckte sich mit Papiertüchern ein. Dann zog er seinen Mantel aus, schüttelte ihn aus und inspizierte ihn. Er war zwar klitschnass, aber es war zum Glück kein Blut zu sehen.
    Er tastete skeptisch seinen Brustkorb ab. Die spitzen Krallen des Raubvogels hatten seine Hemdfront zerfetzt und ihm ein ordentliches Stück Fleisch aus den Rippen gerissen. Es brannte wie Feuer. Sein Tattoo war ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Haut würde heilen. Aber was war mit seinem Hemd? Die Passagiere würden sich mit Sicherheit ihren Teil denken, wenn sie ihn derart abgerissen sahen.
    Schulterzuckend zog er den Mantel wieder an und
knöpfte ihn zu. Mit größter Vorsicht setzte er seinen Erkundungsgang über das Schiff fort, blieb gelegentlich stehen und lauschte, observierte die anderen Passagiere. Er schlüpfte in einen Souvenirladen, kaufte sich ein T-Shirt mit dem Aufdruck Ferry Me Away und zog sich auf der Herrentoilette um. Schließlich kehrte er an seinen Platz zurück.
    Er wollte die ganze Nacht wach bleiben, wenngleich er auch davon ausging, dass Tasya und ihm keine unmittelbare Gefahr drohte.
    Als er sich setzte, wurde Tasya wach und blinzelte schläfrig. »Oh, du bist es.«
    »Mmh, ich bin’s.« Schlagartig fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Das Geschoss hatte sie fast erreicht.
    Er riss die Maschine hoch und zog sie seitwärts.
    Sie würden es nicht schaffen …
    » Und? Alles okay?«, wollte sie wissen. »Oder ist jemand von dem Varinski-Clan an Bord?«
    Er setzte sich, blickte in eine ungewisse Ferne. »Wie kommst du darauf? Hast du etwa die Präsenz eines Varinski gespürt?«
    Damit erwischte er sie eiskalt. Halb im Dämmerschlaf sannen ihre grauen Zellen krampfhaft auf eine Antwort. Sie biss sich nervös auf die Unterlippe und sah weg.
    »Was?« Ihr unbehagliches Schweigen provozierte ihn. Faszinierte ihn.
    Diese Frau machte ihn verrückt.
    Er wollte Enthüllungen aus ihrem Mund hören. Die ganze Wahrheit.
    Sie hatte bereits zugegeben, dass sie Vorahnungen hatte.
Wieso sträubte sie sich jetzt gegen eine ehrliche Antwort?
    »Ich würde einen Varinski nur dann fühlen, wenn er in unmittelbarer Nähe wäre, weil … wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich immer unterschwellig etwas … anderes«, stammelte sie. Sie legte begütigend eine Hand auf seinen Arm. »Ich denke, es hängt einfach damit zusammen, dass du auf deine Art gefährlich bist.«
    »Verstehe.« Er hatte sich schon gewundert. Jetzt war ihm alles klar. Was seine Person betraf, funktionierten ihre Instinkte verdammt gut.
    Aber nicht gut genug.
     
    Boris Varinski saß in seinem Büro vor dem Computer, neben sich ein Telefon, und klickte CNN.com für die neuesten Nachrichten an.
    Nichts. Kein Wort über die rätselhaften Morde an Rurik Wilder und Tasya Hunnicutt.
    Wie kam das?
    Duscha war einer von Boris’ Söhnen, ein kompetenter Killer mit einem muskelbepackten Bizeps und einem Kreuz wie ein Panzerschrank. Das Morden machte ihm Spaß, am liebsten exekutierte er seine Gegner mit bloßen Händen.
    Sie - Boris und seine Brüder - hatten fest geglaubt, dass Konstantines Schwäche für die Zigeunerin letztlich

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