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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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Einäugigen abbildete. »Ich hoffte, die Information wäre hier irgendwo auf dem …« Sie unterbrach sich mitten im Satz und gestikulierte.
    Rurik folgte ihrem Blick zu dem kleinen Bild des toten Arnulf, seine Augenhöhlen leer, hielt er eine Blume in seinen Händen. »Da … da steht was.« In seinem Schullatein übersetzte er: »Aber es war zu spät für Arnulf. Das … ich kann es nicht richtig entziffern, aber vermutlich heißt es das heilige Objekt …«
    »Demnach ist es die Ikone.«
    »Ja.« Das hätte er ihr auch gleich sagen können, doch hätte sie ihm das niemals abgenommen. »Das heilige Objekt lagerte in einem Nonnenkloster im Königreich von … Mist, ich kenn den Ort nicht.« Er trat näher, versuchte, den antiken Namen mit einem modernen Namen in Verbindung zu bringen. »Warte. Das Kloster ist in … Ich hab’s gleich …«
    Tasya verzog keine Miene. Ihr Blick klebte an dem Wandläufer. Dann sagte sie leise, nahezu unhörbar für ihn: »Ruyshvania. Das Frauenkloster ist in Ruyshvania.« Sie schluckte nervös, strich sich mit fahrigen Fingern
eine Strähne aus der Stirn. »Ich muss schleunigst wieder nach Ruyshvania.«

18
    T asya fasste sich hastig wieder. Hoffentlich hatte
    Rurik ihre kleine Panikattacke vor dem Gobelin nicht mitbekommen. Er sagte jedenfalls nichts. Stattdessen kümmerte er sich zügig um ihre weitere Reiseplanung.
    Ein Auto mieten. Damit nach Wien fahren. Ankunft am Spätnachmittag. Vier Stunden Wartezeit, bis der Nachtzug von Wien nach Capraru in Ruyshvania startete. Wartezeit mit Shopping überbrücken.
    Als Tasya sich in ihrem Schlafwagenabteil häuslich einrichtete, war sie eine völlig neue Person. Sie trug Make-up, schwarze Stiefel, eine teure Designerjeans und dazu eine weiße Bluse, die sie in den angesagten Ledergürtel gesteckt hatte. Das ganze betont lässige Outfit kostete mehr als ihre Kamera, und der Zugschaffner verbeugte sich mehrmals galant und zog seine Mütze, während er sie zu ihrem Erste-Klasse-Wagen geleitete.
    Hatte sie etwas anderes erwartet? Sie war in Europa. In Wien. Da schwärmte man für schöne, teuer angezogene Frauen.
    Rurik, der sich ebenfalls ein neues Hemd gegönnt hatte, trug darüber weiterhin seinen wuchtigen Ledermantel.

    »Ich mag den Ledermantel, weil er mir ein Stück Anonymität gibt«, antwortete er auf ihre entsprechende Frage.
    Tasya tippte eher darauf, dass er den Mantel mochte, weil er das immense Waffenarsenal kaschierte, das er darunter transportierte.
    Während sie durch die Abteilgänge schlenderten, meinte er: »Irgendwie hab ich Lust, mich noch ein bisschen umzusehen. Und du?«
    »Ein bisschen umsehen? Ist das die harmlose Umschreibung für ›Probleme finden‹?« Er antwortete nicht, bat sie auch nicht, ihn zu begleiten. Folglich ging sie davon aus, dass er den Zug lieber allein durchstreifte.
    »Ein Glas Wein wäre nicht schlecht«, räumte sie ein. »Am besten eine ganze Flasche.«
    Er schlang die Arme um ihre Taille und neigte sich über Tasya. »Du bist schon wieder angespannt, das spür ich.«
    Angespannt? Es war nicht die Anspannung. Es war ihre gemeinsame Bestimmung. Sie konnte es nicht fassen - na ja, andererseits doch. Immerhin wusste niemand besser als sie, dass man im Leben nichts umsonst bekam. Das Schicksal war wie eine gierige, bösartige Hexe, die immer die Hand aufhielt.
    Statt einer Antwort umschloss Tasya mit ihren Händen sein Gesicht und küsste ihn zart auf den Mund. »Pass auf dich auf.«
    »Aber immer.« Er erwiderte ihren Kuss, seine Lippen verharrten verheißungsvoll auf ihren, bevor er sich aufrichtete. »Und du schließt gefälligst die Abteiltür hinter mir ab.«

    Keine Frage. Sie nutzte das Alleinsein, um sich in dem winzigen Bad frischzumachen, dann zog sie sich seufzend wieder an, ließ aber den Gürtel weg.
    Normalerweise reiste sie gern und mit leichtem Gepäck. Bei ihrer jetzigen Reise musste sie jedoch ständig auf neue Verkleidungen und weitere Enthüllungen gefasst sein. Sie wollte nur noch nach Hause, zurück nach Amerika. Sie sehnte sich in ihr kleines Apartment zurück, wo sie sich gemütlich auf dem Sofa fläzen und mit der Fernbedienung durch die TV-Programme zappen könnte. Dort könnte sie sich vielleicht darauf besinnen, wer sie war.
    Oder wer sie zu sein glaubte?
    Als sie frisch geduscht, mit noch feuchten Haaren aus dem Bad kam, war Rurik bereits zurückgekehrt. Ihr gemeinsames Abendessen stand auf einem Miniklapptisch, stilvoll gedeckt mit weißem Leinentafeltuch, die

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