In den Armen des Eroberers
was hätte Tolly dann getan?«
»Er hätte Charles damit konfrontiert«, erwiderte Vane. »Tolly hätte nicht bedacht, daß es gefährlich wäre – er war zu offen und ehrlich und zu naiv, um sich vorstellen zu können, daß andere nicht so sind.«
»Nehmen wir an, Charles hätte nicht widersprochen, und Tolly wäre gegangen.«
»Und hat wahrscheinlich auf dem Weg genug gesagt, um Holthorpes Schicksal zu besiegeln.« Vane blickte überaus finster drein. »Am nächsten Morgen machte Tolly sich so früh wie möglich auf den Weg nach Somersham Place.«
»Doch Charles nahm den kürzeren Weg – das wissen wir. Zwar haben wir niemanden ausfindig gemacht, der Charles in der Nähe des Ortes, wo Tolly ermordet wurde, gesehen hat, aber wir haben erschöpfende Beweise dafür, daß sonst niemand in der Gegend war. Kein anderer Gentleman ist an jenem Tag aus Richtung London eingetroffen.« Devil warf Vane einen Blick zu.
»Richtig. Also hat Charles Tolly erschossen …«
»Und das ist es, was ich vergessen hatte. Der Knopf an Tollys Jacke.«
Vane sah ihn verständnislos an. »Was ist damit?«
Devil seufzte. »Der Schuß, der Tolly tötete, war perfekt – daß er nicht sofort starb, mitten ins Herz getroffen, lag an seinen Jackenknöpfen.« Devil senkte den Blick auf die Knöpfe seiner eigenen Jacke. »Ein Knopf wie diese hier, nur größer, lenkte den Schuß ab.« Er sah Vane in die Augen und warf dann Honoria einen Blick zu. »Charles' einzige großartige Begabung ist seine Treffsicherheit mit einer Schußwaffe.«
»Insbesondere mit einer Pistole mit langem Lauf.« Vane nickte. »Nun gut – Tolly ist also jetzt tot. Charles trifft am nächsten Tag in Somersham Place ein und spielt den trauernden Bruder.«
»Sogar sehr überzeugend.« Devils Gesicht war wie aus Stein gemeißelt.
»Er muß einen höllischen Schreck bekommen haben, als er erfuhr, daß Tolly noch lange genug gelebt hat, um mit dir sprechen zu können.«
Devil nickte. »Doch er hielt den Mund und spielte seine Rolle weiter, während Tollys Begräbnis und später auch noch.«
»Doch dann kam der größte Schock für ihn.« Vanes Blick wanderte von Devil zu Honoria. »Charles erfuhr, daß du Honoria heiraten wolltest.«
Honoria runzelte die Stirn. »Nein. Da noch nicht. Ich hatte ihn abgewiesen.« Als Devil sie fragend ansah, zog sie eine Grimasse. »Nach der Begräbniszeremonie suchte Charles mich im Sommerhaus auf. Er bot mir an, mich an deiner Stelle zu heiraten, in der Annahme, ich wäre in Sorge um meinen guten Ruf.«
»Wie bitte?« Devil starrte sie an.
Honoria hob die Schultern. »Ich habe ihm gesagt, ich hätte nicht die Absicht zu heiraten, weder dich noch sonst jemanden.«
»Er hat dir geglaubt«, bemerkte Vane. »Auf Mamas Ball war er sehr verdutzt, als Gabriel und ich anklingen ließen, du könntest es dir anders überlegt haben.«
»Das überrascht mich kaum.« Devil sah zu Honoria hinüber. »Wir hatten ihn kurz zuvor im Park getroffen, und du hast im Brustton der Überzeugung versichert, du würdest in wenigen Wochen nach Afrika reisen.«
Wieder hob Honoria die Schultern.
»Und damit«, sagte Vane, »nahmen die Anschläge auf dich ihren Anfang.«
»Dein Unfall mit der Kutsche.« Honoria erbleichte.
Devil drückte ihre Hand. »Ein spontaner erster Versuch. Danach war ich überaus beschäftigt, und dann folgte unsere Hochzeit.«
Honoria schauderte. »Mir fällt gerade ein – am Tage unserer Hochzeit warnte Charles mich noch einmal und sagte, ich hätte dich nicht heiraten dürfen.«
Devil zog sie an sich. »Solange wir uns in Somersham Place aufhielten, hat er keinen Mordversuch unternommen.«
»Zu gefährlich«, sagte Vane. »Dort hätte er zu leicht gestellt werden können.«
»Doch sobald wir nach London zurückgekehrt waren, machte er Ernst.« Devil wandte sich Honoria zu. »Zuerst versuchte er, mich zu überzeugen, daß es besser wäre, dich zurück nach Somersham Place zu schicken.« Seine Lippen zuckten. »Ich fürchte, ich gab ihm sehr deutlich zu verstehen, wieviel du mir bedeutest. Von da an hatte er also auch dich im Visier – das Risiko eines posthumen Erben wollte er nicht eingehen.«
Da er sich zu Vane umdrehte, entging ihm Honorias aufgeschreckter Blick. »Als nächstes folgte die Brandy-Episode, dann die drei Seemänner mit ihren Schwertern, die meinen Heimweg kannten. Beide Vorfälle lassen Charles' Händchen vermuten.«
Vane sah Devil fest an. »Der Brandy hätte gereicht, weißt du.«
Devil spürte, wie
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