In den Armen des Eroberers
sich zu entspannen. Da schlief sie bereits tief und fest. Äußerst vorsichtig begab er sich in eine bequemere Stellung, und dann sah er, daß das Feuer im Verlöschen begriffen war. Er nahm seine Jacke vom Boden und deckte sie sorgsam über seine künftige Frau.
Mit einem Lächeln auf den Lippen lehnte er den Kopf an die Stuhllehne und schloß die Augen.
Als er aufwachte, ruhte seine Wange an ihrem Haar. Devil blinzelte. Durch die Ritzen in den Fensterläden drang Sonnenlicht. Honoria schlief noch, an seine Brust geschmiegt, die angezogenen Beine quer über seinen Oberschenkeln. Devil hörte, wie Hufe sich näherten. Bestimmt war das Vane, der ihn bereits suchte.
Devil straffte sich und verzog das Gesicht, als die verkrampften Muskeln protestierten. Seine zukünftige Frau rührte sich nicht. Er nahm sie in die Arme und stand auf. Honoria murmelte etwas Unverständliches und lehnte den Kopf an seine Schulter. Devil ließ sie sachte in den Ohrensessel nieder und deckte sie mit seiner Jacke zu. Flüchtig furchte sie die Stirn, als ihre Wange den kühlen Chintzbezug berührte, dann entspannten sich ihre Züge, und sie glitt in noch tieferen Schlaf.
Devil streckte sich, fuhr sich mit den Fingern über die Brust und ging zur Tür. Gähnend öffnete er sie.
Zischend entwich der Atem zwischen seinen Zähnen hindurch. »Hölle und Teufel!« Er musterte die Ankömmlinge und fluchte unhörbar. Was Vane betraf, hatte er recht – ein Vetter brachte gerade sein großes schwarzes Pferd zum Stehen. Ein weiterer Reiter hielt an seiner Seite. Devils Miene wurde ausdruckslos, als er seinem einzigen älteren Vetter zunickte, Charles – Tollys Halbbruder.
Das allerdings war nicht das schlimmste. Vom anderen Reitweg her näherte sich eine Vierergruppe – Lord Claypole, Lady Claypole und zwei Reitknechte.
»Euer Gnaden! Welch Überraschung, Euch hier anzutreffen!« Lady Claypole, eine Frau mit scharfen Gesichtszügen und starren Löckchen, gönnte Vane und Charles nur einen flüchtigen Blick, bevor sie sich mit weit aufgerissenen, hervorquellenden Augen wieder Devil zuwandte.
»Ich habe Unterschlupf vor dem Unwetter gesucht.« Er stützte den Unterarm gegen den Türpfosten und blockierte den Eingang.
»Tatsächlich? Eine grauenhafte Nacht.« Lord Claypole, ein untersetzter, rundlicher Herr, zügelte seinen Fuchs. »Darf ich fragen, Euer Gnaden, ob Ihr etwas von unserer Gouvernante gehört habt? Sie ist gestern im Wagen nach Somersham gefahren – der Wagen kam ohne sie nach Hause –, und seitdem haben wir nichts mehr von ihr gesehen.«
Devils Blick verriet nichts. »Es war ein ziemlich schlimmes Unwetter.«
»Ganz recht.« Seine Lordschaft nickte knapp. »Vermute, das Pferd ist durchgegangen und nach Hause gelaufen. Nervöses Vieh. Miss Wetherby werde ich doch sicher wohlbehalten im Pfarrhaus antreffen, nicht wahr?« Seine Lordschaft sah seine Frau an, die immer noch den Anblick genoß. »Meinst du nicht auch, meine Liebe?«
Ihre Ladyschaft hob die Schultern. »Ach, ihr wird schon nichts zugestoßen sein. Ausgesprochen rücksichtslos von ihr, uns solche Unannehmlichkeiten zu bereiten.« Mit einem müden Lächeln an Devils Adresse deutete sie auf die Reitknechte. »Wir hielten es für unsere Pflicht, einen Suchtrupp auszusenden, aber vermutlich hockt sie tatsächlich warm und gemütlich im Pfarrhaus. Miss Wetherby«, informierte ihre Ladyschaft Devil geziert, »ist uns wärmstens empfohlen worden.«
Devil zog die Brauen hoch. »Ach ja?«
»Den Tip bekam ich von Mrs. Acheson-Smythe. Von bestem Kaliber – ausgesprochen exklusiv. Als sie von meiner Melissa hörte, hat sie natürlich alle anderen Angebote ausgeschlagen und …« Lady Claypole unterbrach sich und riß die hervorquellenden Augen noch weiter auf. Langsam öffnete sich ihr Mund, während sie an Devils bloßer Schulter vorbeischaute.
Innerlich seufzend senkte Devil den Arm und wandte sich halb der Tür zu, um Honorias Auftritt zu verfolgen. Sie trat neben ihn, blinzelte, preßte die Hand in den Rücken und schob sich mit der anderen ein paar zerzauste Locken aus dem Gesicht. Ihr Blick war verschlafen, ihr Knoten hatte sich gelöst, und goldbraune Locken umgaben ihr Gesicht wie eine Aura. Sie sah köstlich verrucht aus mit ihren leicht geröteten Wangen, als hätten sie sich tatsächlich auf die Art vergnügt, die die Claypoles vermuteten.
Honoria blickte an ihm vorbei – und erstarrte im selben Augenblick. Dann aber straffte sie sich und umgab sich mit kühler
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