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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Schlag in keiner Weise. Mit tonloser Stimme berichtete Devil alles, was er wußte. Er wiederholte Tollys letzte Worte; Charles, das Gesicht völlig ausdruckslos, hing an seinen Lippen. Danach folgte ein ausgedehntes Schweigen. Im hellen Sonnenlicht, das durch die Tür in den Raum fiel, wirkte Tollys Leiche noch deutlicher fehl am Platze als zuvor in der Nacht.
    »Mein Gott. Tolly!« Charles' Stimme brach. Sein Gesicht verzerrte sich. Er schlug eine Hand vors Gesicht und ließ sich auf die Bettkante sinken.
    Devil biß die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Der Tod hatte längst nicht mehr die Macht, ihn zu schockieren. Der Schmerz blieb, doch mit dem würde er sich befassen, wenn er allein war. Er war das Oberhaupt der Familie – seine oberste Pflicht war, die Führung zu übernehmen. Das erwartete man von ihm – das erwartete er von sich selbst. Und er mußte Honoria Prudence beschützen.
    Der Gedanke gab ihm Kraft, riß ihn heraus aus dem Strudel von Kummer. Er holte tief Luft und trat lautlos an den Herd zurück. Wenige Minuten später schloß Vane sich ihm an; er schaute durch die offene Tür. »Sie hat ihn gefunden?«
    Devil nickte. »Zum Glück reagierte sie nicht im geringsten hysterisch.« Sie sprachen leise, mit gedämpften Stimmen. Mit einem Blick in Richtung Bett fragte Devil: »Was hat Charles hier zu suchen?«
    »Er hielt sich auf dem Familiensitz auf, als ich ankam. Sagte, er wäre Tolly wegen geschäftlicher Fragen hierher gefolgt. Er wollte Tolly in seinen Zimmern aufsuchen, erfuhr dann aber vom alten Mick, daß Tolly sich auf den Weg hierher gemacht hätte.«
    Devil verzog das Gesicht. »Vermutlich ist gar nichts dagegen einzuwenden, daß er hier ist.«
    Vane musterte seinen bloßen Oberkörper. »Wo ist dein Hemd?«
    »Ich brauchte es als Verband.« Nach einer Weile straffte Devil sich und seufzte. »Ich bringe Miss Anstruther-Wetherby zum Familiensitz und schicke dann einen Wagen.«
    »Und ich bleibe hier und halte Totenwache.« Ein flüchtiges Lächeln streifte Vanes Lippen. »Immer bekommst du den besten Part.«
    Devils Antwortlächeln fiel genauso kurz aus. »Dieser verdammt mich zu lebenslanger Haft.«
    Vane sah ihm tief in die Augen. »Es ist dir ernst?«
    »Nie war mir etwas ernster.« Devil wandte den Kopf zum Bett hin. »Behalte Charles gut im Auge.«
    Vane nickte.
    Draußen blendete ihn der Sonnenschein. Devil blinzelte und spähte zum Baumstamm hinüber. Er war leer. Fluchend schaute Devil noch einmal hin – und ein schrecklicher Gedanke überfiel ihn. Wie, wenn sie versucht hätte, Sulieman zu reiten?
    Die Reaktion erfolgte spontan – heiß aufwallendes Blut, Herzrasen. Schon spannten sich seine Muskeln, um ihn in Windeseile zum Stall hinüberzubefördern, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte.
    Sie war nicht zum Stall gegangen. Seine Augen hatten sich nun an das grelle Licht gewöhnt, und jetzt sah er sie: Wenige Schritte neben dem Baumstamm stapfte sie verbissen auf und ab. Ihr erdfarbenes Kleid hob sich kaum gegen die Baumstämme ab und bot ihr eine nahezu perfekte Tarnung. Seine Panik legte sich.
    Honoria spürte seine Nähe – sie hob den Blick und sah ihn, immer noch mit bloßem Oberkörper, der Inbegriff des Piraten. Reglos stand er da und beobachtete sie mit zornigem Gesicht. Ihre Blicke verschmolzen miteinander – im nächsten Moment brach sie den Blick ab. Mit hocherhobenem Haupt trat sie anmutig einen Schritt nach rechts und setzte sich übertrieben züchtig auf den Baumstamm.
    Er wartete, ließ sie nicht aus den Augen, und als er offenbar davon ausgehen durfte, daß sie blieb, wohin er sie gesetzt hatte, stapfte er zum Stall.
    Als er wieder auftauchte, führte er Sulieman am Zügel. Der Hengst war nervös, der Mann ernst und mürrisch. Honoria stand auf, als er näherkam.
    Er blieb vor ihr stehen, Sulieman an seiner Seite. Da sich direkt hinter ihr der Baumstamm befand, konnte Honoria nicht zurückweichen. Bevor sie sich's versah, hatte Devil die Zügel um seine Faust geschlungen – mit der anderen Hand griff er nach ihr.
    Als sie seine Absicht schließlich erkannte, saß sie schon im Damensitz auf Suliemans Rücken. Sie rang nach Luft und hielt sich am Sattelknauf fest. »Was um alles in der Welt …«
    Devil löste die Zügel und warf ihr einen finster-gereizten Blick zu. »Ich bringe Euch nach Hause.«
    Honoria blinzelte – seine Ausdrucksweise schätzte sie nicht sonderlich. »Ihr bringt mich zu Euch nach Hause – zum

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