In den Armen des Eroberers
Würde. Ihre Miene zeigte nicht die geringste Spur von Bestürzung. Devils Lippen zuckten – vor Bewunderung und Wohlgefallen.
»Aber, Miss !«
Lady Claypoles Stimme war schrill vor Empörung. Devil bedachte sie mit einem klaren, sehr direkten Blick, den jeder vernünftige Mensch als Warnung verstanden hätte.
Ihrer Ladyschaft mangelte es in dieser Hinsicht jedoch an Scharfsinn. »Eine schöne Bescherung, muß ich sagen! Nun, Miss Wetherby, wenn Ihr Derartiges im Schilde führt, während Ihr behauptet, den Pfarrer zu besuchen, dürft Ihr nicht glauben, daß Ihr die Schwelle des Hauses Claypole noch einmal überschreiten werdet!«
»Rhm!« Lord Claypole, ein etwas besserer Beobachter als seine Frau, zupfte nervös an ihrem Ärmel. »Meine Liebe …«
»Sich vorzustellen, daß ich so hinters Licht geführt wurde! Mrs. Acheson-Smythe wird etwas zu hören …«
»Nein! Wirklich, Margery …« Lord Claypole, Devils Gesicht im Auge, bemühte sich heldenhaft, seine Frau am gesellschaftlichen Selbstmord zu hindern. »Das ist alles höchst überflüssig.«
»Überflüssig?« Lady Claypole sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. Sie schüttelte seine Hand ab, richtete sich hoch auf und erklärte von oben herab: »Falls Ihr uns Euren Aufenthaltsort mitteilt, schicken wir Euch Euer Gepäck nach.«
»Sehr freundlich.« Devils leises Schnurren enthielt doch so viel Kälte, daß ihm Erfolg beschert war, wo Lord Claypole versagt hatte. »Dann schickt Miss Anstruther-Wetherbys Gepäck bitte zum Familiensitz.«
Ein ausgedehntes Schweigen folgte auf diese Worte.
Lady Claypole beugte sich vor. »Miss Anstruther – Wetherby?«
»Zum Familiensitz?« Die leise Frage kam von Charles Cynster; sein Pferd tänzelte und stampfte.
Ruckartig fuhr Lady Claypoles Blick zu Honoria herum. »Stimmt das, Miss? Oder ist das nur irgendein Unsinn, den Ihr Seiner Gnaden eingeflüstert habt?«
Seiner Gnaden? Einen unbemerkten Augenblick lang drehte sich alles in Honorias Kopf. Sie bedachte den Teufel neben ihr mit einem Seitenblick – seine Augen, kühl und grün, wandten sich ihr flüchtig zu. In diesem Moment hätte sie alles darum gegeben, die ganze Gesellschaft loszuwerden, um über ihn herzufallen, wie er es verdient hatte. Statt dessen reckte sie das Kinn vor und sah völlig ruhig Lady Claypole an. »Wie Seine Gnaden«, sie maß dem Titel eine unterschwellig vielsagende Betonung bei, »Euch zu informieren geruhte, heiße ich tatsächlich Anstruther-Wetherby. Ich hatte mich jedoch entschlossen, meine Zugehörigkeit zu dieser Familie nicht zu betonen, um keine unnötige, unangebrachte Aufmerksamkeit zu wecken.«
Diese Bemerkung beeindruckte ihre Ladyschaft kaum. »Ich wüßte nur zu gern, wie ich das meinen Töchtern erklären soll.«
»Ich schlage vor, Madam«, ohne den Blick von Lady Claypoles Gesicht zu wenden, nahm Devil Honorias Hand und drückte warnend ihre Finger, bevor er sie an die Lippen hob, »daß Ihr Euren Töchtern erklärt, sie hätten, wenn auch nur für kurze Zeit, die Ehre gehabt, von meiner Herzogin unterrichtet zu werden.«
»Von Eurer Herzogin! « Der Aufschrei entrang sich drei Kehlen – nur Vane Cynster blieb stumm.
Wieder drehte sich alles in Honorias Kopf; der Griff, der ihre Finger umspannte, wurde noch fester. Mit heiterer Miene und stillem Lächeln blickte sie ihren angeblichen Verlobten liebevoll an; nur er allein bemerkte das grausame Versprechen in ihren Augen.
»Wirklich, Euer Gnaden! Das könnt Ihr nicht ernst meinen.« Lady Claypole war blaß geworden. »Die Angelegenheit erfordert weiß Gott nicht ein so großes Opfer – ich bin sicher, Miss Wetherby würde freudig einer anderen Regelung zustimmen …«
Ihre Stimme erstarb schließlich doch unter Devils Gesichtsausdruck. Eine gestrichene, lange Minute hielt er sie im Bann seines Blicks, dann wandte er sich kühl Lord Claypole zu. »Ich hatte erwartet, Mylord, mich darauf verlassen zu können, daß meiner Herzogin von Euch und Eurer Gattin ein herzliches Willkommen bereitet würde.« Die tiefe, tonlose Stimme enthielt eindeutig eine Drohung.
Lord Claypole schluckte. »Aber ja doch! Daran besteht kein Zweifel, überhaupt kein Zweifel. Hm …« Er nahm seine Zügel in eine Hand und griff mit der anderen nach denen seiner Frau. »Unseren herzlichen Glückwunsch und … und jetzt müssen wir wohl weiter. Wenn Ihr uns entschuldigen wollt, Euer Gnaden? Komm, meine Liebe.« Mit einem heftigen Ruck wendete seine Lordschaft sein Pferd und das
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