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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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vermuten.
    Wenn sein Vetter ihm wirklich lieb und teuer gewesen wäre, müßte er dann nicht nach dem Mörder suchen, alles tun, um ihn zu stellen? Oder war seine Zuneigung nur gespielt, nur oberflächlich? War er hinter seiner prächtigen Fassade in Wirklichkeit hohl und schwach?
    Sie konnte es nicht glauben. Und sie wollte es nicht glauben.

6
    Es war Illusion – alles nur Illusion – ein typischer arroganter Taschenspielertrick. Spät am nächsten Morgen, auf Tollys Begräbnis, fiel es Honoria wie Schuppen von den Augen. Die Trauergemeinde war sehr groß. In der zum Familiensitz gehörigen Kirche, einem steinernen Bauwerk inmitten von lange verstorbenen Cynsters gewidmeten, von alten Bäumen überschatteten Gedenksteinen, wurde ein kurzer Gottesdienst abgehalten.
    Dann hatten die Sargträger – Devil und seine Vettern – den Sarg zum offenen Grab auf einer kleinen Lichtung außerhalb des ersten Baumrings getragen. Obwohl Honoria vorgehabt hatte, sich nicht unter die Menschenmenge zu mischen, hatte zuerst Vane Honorias Arm genommen und sie so in die Prozession der Angehörigen eingegliedert, und später wurde sie von Amanda und Amelia mit Beschlag belegt, die sie zum Grab führten und zugaben, daß sie auf Devils Anordnung hin so handelten. Ein Begräbnis war nicht der richtige Moment für eine Rebellion. Resigniert hatte Honoria sich in ihr Schicksal ergeben und den ihr zugewiesenen Platz am Grab hinter den Zwillingen eingenommen.
    Und da hatte sie dann die besagte Eingebung.
    Die männlichen Angehörigen standen an der gegenüberliegenden Seite des Grabs, zuvorderst Tollys Brüder Charles und Simon. Devil stand neben Simon, und Honoria sah, wie er dem Jungen eine Hand auf die Schulter legte. Der Junge blickte zu ihm auf, und sie verständigten sich wortlos.
    An Devils Seite stand Vane, sämtliche übrigen Cynster-Männer bildeten einen Halbkreis um sie herum. Ihre Verwandtschaft war offensichtlich – ihre Gesichter wiesen sämtlich, so dicht beieinander gesehen, diesen unerbittlichen Zug auf, diese autokratische Selbstherrlichkeit. Sie waren sechs an der Zahl, Simon und Charles ausgenommen, die nicht in die Gruppe paßten, der eine aufgrund seines Alters, der andere durch seinen Charakter. Die Haarfarben der sechs reichten von Devils Pechschwarz bis zu Hellbraun; auch die Augenfarben waren unterschiedlich. Sonst stimmte alles überein.
    Die Gruppe, die Honoria gegenüberstand, strahlte geballte männliche Kraft aus. Devil war ihr Anführer, und doch bestand die Gruppe aus Individuen; ein jeder trug seinen Teil zum Ganzen bei. Ansonsten herrschten am Grab verschiedene Abstufungen von Trauer. Der Schmerz von Tollys Vettern aber war zielgerichtet, verschmolz zu einer wild entschlossenen Macht.
    Honoria kniff die Augen zusammen. Die Leute waren noch immer nicht zur Ruhe gekommen, viele suchten noch ihren richtigen Platz am Grab; Amelia und Amanda wirkten sehr verkrampft. Honoria beugte sich vor und flüsterte: »Sagt mir doch bitte, wie eure älteren Vettern heißen.«
    Die Zwillinge drehten sich zu ihr um und blickten dann über das Grab hinweg. Amelia ergriff zuerst das Wort. »Neben Devil steht Vane, aber den kennt Ihr ja schon.«
    »Das ist doch nicht sein richtiger Name.«
    »Eigentlich heißt er Spencer«, flüsterte Amanda. »Aber Ihr solltet ihn um nichts in der Welt so ansprechen.«
    »Hinter Devil steht Richard – er wird Scandal genannt und ist Devils Bruder.«
    »Und der hinter Vane ist sein jüngerer Bruder Harry. Man nennt ihn Demon.«
    »Demon Harry?«
    »Ja.« Amanda nickte. »Der neben Vane heißt Gabriel.«
    »Sein richtiger Name lautet Rupert – er ist Onkel Martins ältester Sohn.«
    »Und der hinter Gabriel ist dann vermutlich Lucifer?« fragte Honoria. »Sein Bruder?«
    »Richtig. Er heißt Alasdair.«
    Honoria straffte sich und überlegte, wie die jungen Männer wohl zu ihren Beinamen gekommen sein mochten – doch diese Frage würde sie den Zwillingen nicht stellen. Über das Grab hinweg betrachtete sie die sechs Männergesichter, und sie war gewiß: Keine Macht der Welt würde diese sechs daran hindern, Tollys Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen.
    Schließlich waren sie Cynsters, und man konnte sich darauf verlassen, daß sie Tollys Tod rächen würden. Und in ihrer Eigenschaft als Cynsters würden sie auch dafür sorgen, daß ihre Frauen, die jungen wie die alten, und alle, die sie als ihre Verantwortung betrachteten, in keiner Weise mit der zu erwartenden Gewalt in Berührung

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