In den Armen des Eroberers
hoch und nahm Honoria erneut fest in die Arme.
»Nein.« Honoria stemmte sich gegen ihn, versuchte es zumindest, doch ihre Muskeln schienen aus Pudding zu bestehen.
»Kein Grund zur Angst. Ich will dich bloß küssen.«
Bloß? Honoria blinzelte. »Schlimm genug. Ich meine …« Sie schöpfte tief Luft und kämpfte um einen klaren Gedanken. »Ihr seid gefährlich.«
Er lachte doch tatsächlich, und das Geräusch brachte sie erneut um ihre schwer errungene Beherrschung. Sie schauderte.
»Ich bin nicht gefährlich für dich.« Er streichelte beschwichtigend, verführerisch ihren Rücken. »Schließlich werde ich dich heiraten. Das kehrt die Sache um.«
War sie jetzt völlig durcheinander? Honoria furchte die Stirn. »Was kehrt welche Sache um?«
Seine Zähne blitzten. »Erfahrungsgemäß sind Cynster-Gattinnen die einzigen Wesen auf der Welt, vor denen Cynster-Männer auf der Hut sein müssen.«
»Ach, wirklich?« Er trieb Scherze mit ihr. Honoria wollte empört sein, was ihr jedoch nicht gelang, da Devil schon wieder zärtlich an ihren Lippen knabberte.
»Küß mich einfach.« Er flüsterte die Worte an ihren Lippen und zog Honoria heftig an sich. Die Ganzkörperberührung ließ sie von neuem erzittern, und seine sanft neckenden Lippen beraubten sie vollends der Fähigkeit zu streiten.
Devil küßte sie noch einmal und wartete mit der Geduld des erfahrenen Mannes darauf, daß sie sich völlig ergab. Ihre schmelzende Hingabe war um so süßer, als er wußte, daß sie ungewollt war. Doch er war klug und erfahren genug, es nicht zu weit zu treiben, er beherrschte seine Leidenschaft meisterhaft. Weich und anschmiegsam lag sie in seinen Armen, ihre Lippen standen ihm zur Verfügung, die süße Höhlung ihres Mundes wollte geschmeckt, in Besitz genommen, geplündert werden; das mußte für diesen Abend reichen.
Immer noch völlig benommen, forschte Honoria in seinem Gesicht. Nichts Weiches, nichts Zärtliches war in seinen Zügen zu entdecken, nur Kraft und Leidenschaft und ein eiserner Wille. »Ich werde Euch nicht heiraten.« Die Worte kamen auf direktem Weg von ihrem Gehirn über ihre Lippen – eine instinktive Reaktion.
Er sah sie nur an.
»Morgen schicke ich nach meinem Bruder, damit er herkommt und mich nach Hause geleitet.«
Seine in der Dunkelheit silbern schimmernden Augen verengten sich leicht. »Nach Hause – nach Hampshire?«
Honoria nickte. Sie hatte das Gefühl, in eine fremde Welt geraten zu sein.
»Schreib eine Nachricht an deinen Bruder – ich schicke sie morgen auf den Weg.«
Sie lächelte. »Ich werde sie persönlich auf die Post geben.«
Er lächelte ebenfalls, und sie hatte so eine Ahnung, daß er sie auslachte, wenngleich seine Brust, ihr so nahe, nicht im Entferntesten bebte. »Tu das. Wir werden sehen, was er von deiner Entscheidung hält.«
Honoria lächelte selbstzufrieden, sie fühlte sich seltsam unbeschwert. Er, typisch Cynster, glaubte, Michael würde ihn unterstützen. Aber Michael würde natürlich auf ihrer Seite sein, er würde, wie sie selbst, auf Anhieb erkennen, daß eine Ehe mit Devil Cynster nicht das Richtige für sie war.
»Und nachdem wir deine unmittelbare Zukunft nun zu deiner Befriedigung geregelt haben …« Seine Lippen streiften ihren Mund, und instinktiv folgte Honoria seiner Bewegung.
Ein Zweiglein knackte.
Devil hob den Kopf, jeder Muskel spannte sich. Er und Honoria spähten in die Nacht hinaus, und was sie da sahen, ließ Devil auffahren. »Was zum …?«
»Pssst!« Honoria legte ihm die Hand auf den Mund.
Unwillig nahm er die Hand fort, blieb aber still, als sich eine kleine Prozession näherte und am Sommerhaus vorbeidefilierte. Amelia, Amanda und Simon führten die Gruppe durch Mondschein und Schatten. Henrietta, Eliza, Angelica und Heather, Mary an der Hand, folgten. Jedes Kind trug eine weiße Rose in der Hand. Devil sah sie fassungslos im Schatten der Bäume verschwinden; an ihrem Ziel bestand wohl kein Zweifel. »Warte hier.«
Honoria sah ihn an. »Ihr beliebt zu scherzen.« Sie raffte ihre Röcke und eilte die Stufen hinunter.
Er folgte ihr auf dem Fuße, als sie der kleinen Gruppe durch die Dunkelheit folgten. Die Kinder machten an Tollys frischem Grab halt. Honoria verbarg sich hinter einer mächtigen Eiche, Devil blieb hinter ihr stehen. Er umfaßte ihre Taille und hob sie hoch, um sie zur Seite zu stellen.
Sie drehte sich in seinem Griff um und warf sich gegen ihn. »Nein!« Ihr wütendes Flüstern ließ ihn aufmerken. Sie packte
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