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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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lassen.

13
    »Also 334 .« Honoria ordnete die Listen auf ihrem Schoß und fing von vorne zu zählen an.
    Devil betrachtete ihr Profil und zog die Brauen hoch. Sie befanden sich im Morgensalon, Honoria saß in einer Ecke der chaise , während Devil sich elegant in der anderen lümmelte. Sie zählte die Zusagen zu der Einladung zum großen Ball, den seine Tante Horatia am folgenden Abend am Berkeley Square veranstaltete, um zu verkünden, daß die Familie die Trauerkleidung abgelegt hatte. Lächelnd hob Devil eine der Listen vom Boden auf. »Das ist eine ansehnliche Zahl für diese Jahreszeit. Durch das Wetter hat sich der Beginn der Jagdsaison verzögert, deshalb sind wohl viele in der Stadt geblieben. Chillingworth zum Beispiel – offenbar hielt meine Tante es für angebracht, ihn einzuladen.«
    »Er ist ein Earl.« Honoria hob den Blick, runzelte die Stirn und griff dann nach der Liste. »Aber du kennst ihn vermutlich schon seit ewigen Zeiten.«
    »Es kommt mir jedenfalls so vor. Wir waren zusammen in Eton.«
    »Rivalen von Anfang an?«
    »Ich würde Chillingworth nicht als Rivalen bezeichnen – eher als Belästigung.«
    Honoria senkte den Blick, um ihr Lächeln zu verbergen. Devil hatte sich angewöhnt, sich ihr in der Stunde nach dem Mittagsmahl, wenn die Herzogin-Witwe zu ruhen pflegte, im Morgensalon anzuschließen. Eine halbe Stunde lang leistete er ihr dann Gesellschaft, machte es sich in der anderen Ecke der chaise bequem, füllte mit seiner bloßen Anwesenheit den gesamten Raum aus und beherrschte Honorias Bewußtsein. Dann plauderten sie; falls er Nachrichten von seinen Vettern hatte, teilte er es ihr ohne Umschweife geradeheraus mit.
    Ihre eigenen Bemühungen hatten bisher nichts ergeben. Die Herzogin-Witwe hatte ihre Absicht in die Tat umgesetzt und Honoria in den ton eingeführt; auf stumpfsinnigen Vormittagsbesuchen, Hausabenden und Teestunden hatte sie alle bedeutenderen Gastgeberinnen kennengelernt und war in den erlauchten Kreis aufgenommen worden. Doch trotz der Klatsch- und Skandalsucht der weiblichen Hälfte des ton hatte sie in bezug auf Tolly nicht das Geringste erfahren können.
    Sie hob den Blick. »Hast du etwas gehört?«
    »Zufällig, ja.« Honoria riß die Augen auf; Devil verzog abschätzig den Mund. »Mach dir nicht zu große Hoffnungen. Aber Demon ist zurück.«
    »Hat er Tollys Burschen ausfindig gemacht?«
    »Ja. Mick erinnert sich ganz deutlich an besagten Abend – Tolly sprudelte, um mit Mick zu reden, geradezu über, als er nach Hause kam. Leider wollte Tolly ihm den Grund nicht verraten.« Honoria runzelte die Stirn. »Er wollte nicht?«
    »Mick, wie er nun mal ist, hat ihn gefragt.«
    »Und?«
    »Er erhielt, was reichlich untypisch für Tolly ist, den unmißverständlichen Rat, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Und das war merkwürdig?«
    Devil nickte. »Mick kümmerte sich um Tolly, seit Tolly in kurzen Hosen herumlief. Wenn er Probleme hatte, sprach er gewöhnlich rückhaltlos offen mit Mick darüber.«
    »So.« Honoria überlegte. »Was für ein Geheimnis hätte Tolly nicht mit Mick geteilt?«
    »Das ist ja eben die Frage.« Er sah ihr ins Gesicht und fügte hinzu: »Das und der sonderbare Zeitpunkt.«
    »Der Zeitpunkt?«
    »An jenem Abend kam Tolly knapp eine Stunde, nachdem er von der Mount Street aufgebrochen war, nach Hause.«
    Sie hatten vermutet, Tolly hätte sich die halbe Nacht auf irgendeiner Gesellschaft um die Ohren geschlagen, wo er dann von dem Geheimnis erfuhr, das ihm den Tod einbrachte. Honoria dachte angestrengt nach. »Ist Mick ganz sicher?«
    »Ja – er erinnert sich genau, weil er nicht damit gerechnet hatte, daß Tolly so früh nach Hause käme.«
    Honoria nickte. »Wie weit ist es von der Mount Street bis zu Tollys Wohnung?«
    »Er wohnte in der Wigmore Street – etwa zwanzig Minuten vom Haus meines Onkels entfernt.«
    »Besteht die Möglichkeit, daß er auf dem Weg noch jemanden – einen Freund vielleicht – aufgesucht hat?«
    »Direkt auf seinem Weg wohnt keiner von seinen Freunden. Und alle, die in der Nähe leben, haben wir schon überprüft. Keiner seiner Freunde hat ihn in jener Nacht gesehen.«
    Honoria blickte Devil in die Augen. »Wie paßt diese kurze Zeitspanne zu Lucifers Bericht von einem ehrenrührigen Gerücht?«
    »Nicht gut.« Devil zögerte und fügte dann hinzu: »Es ist nicht auszuschließen, aber trotzdem höchst unwahrscheinlich, daß in dieser Zeit etwas Einschneidendes geschehen ist. Werra Tolly …«

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