In den Armen des Feindes
würde geschehen, während sie im Verlies war? Fand vielleicht wegen ihrer dummen Attacken auf der Stelle ein Massaker statt? Wieso nur hatte sie diesen überlegenen Eindringlingen eine Schlacht geliefert? Alle auf Beaumont müssten jetzt für ihre unbesonnene Entscheidung bezahlen.
Das Blut eines jeden würde an ihren Händen kleben.
Die Knie wurden ihr weich, und ihre Angst gewann die Oberhand. Ihr wurde schwindlig, und das Gesicht ihres verhassten Feindes verschwamm vor ihren Augen, als sie zu seinen Füßen zusammenbrach.
3. Kapitel
Rosalind konnte sich nicht daran erinnern, jemals so gefroren zu haben. Zitternd zog sie die Decke enger um die Schultern. Warum hatte niemand ein Feuer angezündet? Schon wollte sie nach Gerta oder nach ihrem Mädchen Josephine rufen, da erinnerte sie sich daran, was geschehen war.
Sie lag in ihrem eigenen Verlies.
Rosalind stöhnte laut, als sie sich die vernichtenden Worte des Anführers ins Gedächtnis rief.
Malcolm McNair. Dieser Furcht erregende Schotte wollte sie so lange ins Verlies werfen, bis er die Situation auf Beaumont "in der Hand hatte". Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute sich um. Man hatte ihr etwas zu essen hingestellt, aber das Brot und der Käse weckten nicht ihren Appetit. Sie schlief sogar auf einer Strohmatratze und nicht auf dem blanken Boden, also war ihre Lage nicht ganz so schlimm. Doch immerfort musste sie an all die Grausamkeiten denken, die die Schotten ihren Leuten antun konnten, ihren Leuten, die zu Recht erwarteten, dass Rosalind sie beschützte.
Sie merkte gar nicht, wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Blind suchte sie im Dunkeln nach einem Nachttopf und erbrach sich, als das Entsetzen übermächtig wurde.
Sie stellte sich vor, wie die riesigen Barbaren jeden, den sie liebte, einschlossen und dann Feuer an die Burg legten, so dass alle verbrennen mussten. So, wie sie es schon einmal getan hatten.
Sie war zu schwach, um sich zu bewegen, und rollte sich erneut unter der Decke zusammen. Mit einem Atemzug verfluchte sie Malcolm McNair, weil er ihr das Heim geraubt hatte, mit dem nächsten Gregory Evandale dafür, dass er es so weit hatte kommen lassen. Dann fiel Rosalind in einen Schlaf voller Albträume.
Am nächsten Morgen wusste Malcolm, dass seine Bemühungen des Himmels Segen haben mussten. Die Leute von Beaumont waren nicht gerade gastfreundlich, allerdings hatten sie auch nicht aufbegehrt. Sie machten das Beste aus ihrer unglücklichen Lage. Mehr durfte er vernünftigerweise nicht erwarten.
Seit seiner Ankunft am Tag zuvor war alles nach Plan gelaufen. Dank der Hilfe seines Bruders hatte er jetzt die Burg unter Kontrolle. Bald würde der südliche Turm wieder aufgebaut sein, nicht als bequemer Wohnraum, sondern als ein Teil der Verteidigungsanlage.
Im Augenblick nahm Malcolm in der Großen Halle schweigend sein Frühmahl ein. Auf dem Boden, nahe bei den Hunden der Burg, schliefen noch einige seiner Männer. Ihr Schnarchen mischte sich mit dem Knistern des Feuers im Kamin. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, und durch die hohen Fenster drang ein purpurner Schein.
Stirnrunzelnd biss er in einen Apfel und dachte an die erste Aufgabe, die ihn heute erwartete – er musste die frühere Herrin von Beaumont aus dem Verlies holen. Er bedauerte nicht, sie eingesperrt zu haben, denn ihr Widerstand hätte Leben kosten können. Immerhin hatte dieses Weib einen brennenden Pfeil auf ihn abgeschossen.
Und doch – konnte er es ihr verübeln? Schließlich hatte er ihr Heim angegriffen. Vielleicht hatte er sie auch eingesperrt, weil ihre starrköpfige Entschlossenheit ihn allzu sehr an die treulose Isabel erinnerte, die ihm ein Eheversprechen vorgegaukelt hatte, bis sie einen reicheren Adeligen zum Heiraten fand.
Jetzt, da er wieder klarer denken konnte, fand Malcolm, dass Will Beaumont viel eher den Kerker verdiente als seine Schwester. Dieser Bastard war dumm genug gewesen, sich für eine Schlacht zu entscheiden, von der er doch gewusst haben musste, dass er sie nicht gewinnen konnte. Sechs von Malcolms Männern hatten für seine Dummheit mit dem Leben bezahlt. Malcolms Daumen bohrte sich in den Apfel, als er bei dem Gedanken an die Männer, die er beerdigt hatte, unwillkürlich die Frucht fester umklammerte.
Wie konnte ein englischer Ritter so fahrlässig das Leben seiner Männer aufs Spiel setzen? Beaumont konnte nicht geahnt haben, dass die Schotten keinen Gefangenen töten würden. Es war in der Tat
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