In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
konnte.
»Du liebe Zeit, Miss Jessie, Sie sind ja völlig durchnässt!« Er wandte sich um und rief einige herrische Worte zum Tor hin. Fast unmittelbar darauf eilten etliche Diener herbei, nahmen die Pferde entgegen und kamen sogar mit Decken und Tüchern. Charles nahm Jessica die Decke ab, in die Jack sie bei ihrem Aufbruch fürsorglich gewickelt hatte, und warf sie zu Boden. Als der Regen aufgehört hatte, war auch wieder der Dunst aus dem Boden und dem Wald gestiegen, und wäre nicht schon die Dämmerung hereingebrochen, so wären Jessicas Kleider schon längst getrocknet. So jedoch war selbst die Decke von Feuchtigkeit durchzogen. Jessica hatte auf dem Heimweg jedoch keine Sekunde gefroren. Jacks Bemühungen um sie waren so ausgiebig und kunstvoll gewesen, dass sie jetzt noch erhitzt war. Vor allem, nachdem er auf die Idee gekommen war, einige besonders aufreizende Szenen aus dem Buch auszuprobieren. Sie hatten sich lachend verrenkt, bis ihnen beiden unter der Hitze der Leidenschaft das Lachen vergangen war. Jack hatte, als er sie auf das Pferd gehoben hatte, gemeint, dass er jetzt zumindest zu einem ganz kleinen Teil für den Ärger entschädigt wäre, den sie ihm mit ihrer Abreise bereitet hätte. Sie senkte schmunzelnd und zugleich verlegen den Blick, als Charles eine der weichen, gestickten Seidendecken nahm und Jessica darin einhüllte.
Jack schlenderte heran. »Wie ich sehe, hast du eine neue Zofe, Jess.« Sein Grinsen war spöttisch, aber er wirkte wesentlich entspannter als noch am Vortag.
Charles warf ihm einen wütenden Blick zu. »Wie unverantwortlich von Ihnen, Miss Jessica diesem Wetter auszusetzen.« Er wandte Jack demonstrativ den Rücken zu und legte einen Arm um Jessicas Schulter. »Kommen Sie, meine Liebe. Ihre Wangen glühen ja, ich hoffe, Sie haben sich kein Fieber geholt.«
Zu Jessicas Verlegenheit und Jacks Erheiterung wurden sie drinnen von einem Komitee begrüßt, das aus einer indignierten Lady Elisabeth, einem irritierten, aber bemüht jovialen Sir Percival und einer amüsierten Alberta bestand.
Jessica war froh über die noch feuchte Kleidung, das nasse Haar, ihre vom Regen derangierte Aufmachung, die zumindest ein wenig kaschierte, dass ihre Aufgelöstheit nicht vom Unwetter allein, sondern von der Tatsache stammte, dass Jack sie gut zwei Stunden lang und mit größtem Erfolg auf die verschiedensten Arten »gewärmt« hatte.
»Es war nicht so schlimm«, widersprach sie, als Lady Elisabeth bei ihrem Anblick entsetzt auf sie zueilte. »Wir sind in den Regen gekommen und haben uns untergestellt.«
»Sie hätten heimkommen sollen! Wir waren voller Angst um Sie!«
»Das sind wir ja auch, nachdem der Regen aufgehört hat. Aber man konnte, als es auf uns herabprasselte, kaum die Hand vor Augen sehen.« Jessica setzte ein schuldbewusstes Lächeln auf. »Es tut mir leid, dass Sie sich Sorgen gemacht haben.«
»Diese Unwetter hier sind schlimmer als bei Ihnen daheim. Und jetzt schnell! Dayva! Dayva! Wo bleibt nur dieses Mädchen? Nie sind sie da, wenn man sie braucht. Ach, da bist du ja. Sorge dafür, dass Miss Jessica schnell trockene Kleider anzieht. Ich werde ein Glas mit gewürztem Wein hinaufschicken lassen. Nein, wartet, ich komme am besten gleich mit.«
Jack trat vor, als Lady Elisabeth Jessica vor sich die Treppe hinaufscheuchen wollte.
»Gute Nacht, Jessie.« Sie blieb vor ihm stehen, und er nahm ihre Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen. Zu seiner Zufriedenheit bemerkte er, dass selbst nach den vergangenen leidenschaftlichen Stunden die Berührung seiner Lippen noch ein kleines Beben ihrer Hand auslöste. »Vielen Dank für deine reizende Begleitung. Ich werde mir erlauben, morgen früh vorzusprechen, um mich zu vergewissern, dass du dieses Unwetter unbeschadet überstanden hast.«
»Leichtsinnig«, sagte Lady Elisabeth mit einem strafenden Blick auf ihn. »Höchst leichtsinnig.«
»Sie sehen mich geknickt, Madam. Aber ich kann nicht versprechen, dass es nicht wieder vorkommen wird.«
Lady Elisabeth warf ihm einen verärgerten Blick zu, und er verneigte sich mit einer Eleganz, die er sich für solche Gelegenheiten aufsparte. »Ich werde mich jetzt zurückziehen und wünsche einen schönen Abend.«
Lady Elisabeth nickte ihm kurz angebunden zu und trieb dann Jessica wie eine besorgte Mutterglucke vor sich her. Jessica warf beim Hinauflaufen einen schnellen Blick zurück zu Jack. Sie fing sein verstecktes Grinsen auf, das vertrauliche Blinzeln und eilte weiter, um ihr
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