In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
Erröten und ihr Kichern zu verbergen.
»Jessie!« Er lief ebenfalls die Treppe hinauf, kaum in der Lage, sich von ihr zu trennen, und drückte ihr das fürsorglich in ein dezentes Tuch gewickelte Buch in die Arme.
Jessica schlang beide Arme darum und lachte. Sie mochte vielleicht in ein Unwetter geraten sein, war nass, schmutzig, und ihre Frisur war trotz seiner ernsthaften Bemühungen, ihr Haar vor dem Heimritt wieder zu ordnen, zerstört. Aber für Jack war sie in diesem Moment die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte.
»Gute Nacht, Jack. Bis morgen. Ich denke, ich werde vor dem Einschlafen noch ein wenig darin blättern.«
Lady Elisabeth schob sie leise scheltend weiter.
»Nehmen Sie sich zusammen.« Alberta gesellte sich zu Jack, der Jessica noch selbstvergessen nachstarrte, als sie schon längst verschwunden war. Sir Percival genehmigte sich einen Portwein, und Charles verließ soeben mit finsterem Gesicht den Raum. »Ich habe zwar seit zwei Stunden versucht, die Leute damit zu beruhigen, dass Sie so was wie ein großer Bruder für Jessica sind, aber diese Blicke sind alles andere als geschwisterlich und fallen schon dem Dümmsten auf.«
Jack riss seinen Blick endlich vom Treppenaufgang los und wandte Alberta ein betont harmloses Gesicht zu. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
Alberta schnaubte abfällig. »In unserem puritanischen Boston hätte man euch beide noch vor hundert Jahren dafür an den Pranger gestellt.« Sie musterte Jack, der sein unschuldiges Gehabe nicht länger beibehalten konnte. »Und war’s wenigstens nett?«
»Nett ist ein Ausdruck, den ich in diesem Zusammenhang als äußerst ungenügend betrachte«, erwiderte Jack leise und mit dem Ausdruck eines Mannes, der hinreichend auf seine Kosten gekommen war. »Aber wie kommen Sie auf die Idee, es könnte etwas Unschickliches passiert sein? Wir sind lediglich ausgeritten und vom Regen erwischt worden.«
»Das könnten Sie nicht einmal meinem arglosen Bruder weismachen«, erwiderte Alberta mit unverkennbarem Hohn. »Den würde auch glatt der Schlag treffen. Und Alice wäre zu Tode entsetzt. Und deshalb«, ergänzte sie, »bin ich froh, dass Jessica an Sie geraten ist, Jack O’Connor. Sie werden hoffentlich dafür sorgen, dass Schwung in die Sache kommt. Es gibt nichts Langweiligeres als ein biederes Eheleben.«
Jack zog ein zweifelndes Gesicht. »Ich weiß nicht recht. Jetzt mag das ja noch angehen, aber von meiner Ehefrau erwarte ich mir später doch mehr Seriosität. Wo kämen wir denn hin, wenn …«
Alberta rammte ihm so fest den Ellbogen in die Rippen, dass Jack ein schmerzvolles Grunzen ausstieß. »Typisch. Ihr seid doch alle gleich. Zweierlei Moral. Und jetzt machen Sie sich davon, bevor Lady Elisabeth zurückkommt und Sie wegen Ihrer frechen Bemerkungen zur Rechenschaft zieht.«
Jack grinste, beugte sich zu Albertas Erstaunen und Amüsement vor, küsste sie auf beide Wangen und verabschiedete sich dann.
Als er jedoch das Haus verließ und die Stufen hinunterging, wo ein Diener mit seinem Pferd wartete, trat ihm jemand in den Weg. Erstaunt erkannte Jack in dem schlanken Mann Charles Daugherty. Er hatte die Fäuste geballt und starrte Jack wütend an.
Der blieb stehen und sah kühl zurück. Der Eingang wurde von bunten Laternen erhellt, die im leichten Abendwind ein wechselndes Farbenspiel auf Charles’ Gesicht hinterließen. Ein leises Glockenspiel ertönte, als der Wind aus Norden auffrischte und nicht nur die Klangstäbe aneinanderschlug, sondern auch die Geräusche der Stadt in den weitläufigen Hof des Hauses brachte. »Gibt es ein Problem, Mr. Daugherty?«
Charles starrte ihn weiterhin feindselig an und schwieg. Jack zuckte mit den Schultern und wollte vorbeigehen, als Charles hervorstieß: »Sie sind mit meiner Verlobten ausgeritten. Allein. Sie haben sie kompromittiert!«
»Ihre Verlobte?« Jack musterte den schlanken Mann von oben bis unten. »Ich kann mich nicht erinnern, die Ehre zu haben, Ihre Verlobte überhaupt zu kennen.« Er ging weiter. Von einer Verlobung war niemals die Rede gewesen, das hatte Jessica ihm versichert. Aber offenbar hatte der arme Narr sich etwas eingebildet.
»Sie sind ein Pirat, O’Connor«, rief ihm Charles nach. »Dazu noch ein Feigling. Ein Pirat, Verräter, Feigling und Verführer!«
Jack hob die Hand und wandte sich genervt um. Dieser Daugherty war wahrhaftig drauf und dran, ihm die süße Stimmung zu verderben. Er wollte jetzt nur auf sein Schiff, von Jessica und
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