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In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)

In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)

Titel: In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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jetzt, wo sein Vater im Sterben lag, denn so sehr enttäuschen und ihm sagen, dass sie diese Reise nur aus Trotz unternommen hatte?
    Sie wurde sich erst bewusst, dass sie geseufzt hatte, als Lady Elisabeth, Sir Percivals Gattin, sie ansprach. »Fehlt Ihnen etwas, meine Liebe?«
    Jessica sah verlegen von ihrer Näharbeit hoch. Sie leistete Lady Elisabeth Gesellschaft, während Alberta und Martin zum Hafen hinuntergefahren waren. Für sie selbst war der Reiz des bunten Treibens längst verflogen. Jetzt stand sie nur dort und starrte den Hugli River hinab, Richtung Meer, in der Hoffnung, Jacks Tuesday würde doch noch auftauchen.
    Also hatte Jessica Lady Elisabeths Vorschlag Folge geleistet und saß nun mit ihr in dem schattigen Pavillon im Garten des Hauses, um sich mit dem Umsäumen eines Taschentüchleins abzuquälen. Sie war diese Arbeit zwar gewohnt, da Alice Finnegans Töchter niemals verwöhnt worden waren und jede Hausarbeit verstanden, aber sie lief dabei so wie jetzt eben nur allzu leicht Gefahr, dass sie Lady Elisabeths gleichmäßig dahinplätscherndem Geplauder nicht mehr folgte, sondern eigenen Gedanken nachhing.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Lady Elisabeth nach.
    »Doch, doch.« Jessica bemühte sich um ein Lächeln. »Der Stich wollte nur nicht so recht gelingen.« Eigentlich will in der letzten Zeit gar nichts recht gelingen, dachte sie bitter.
    Aber dies war wiederum auch ungerecht. Die Reise selbst war zwar anstrengend, aber auch aufregend gewesen, und wäre Jessica gemeinsam mit Jack gesegelt, hätte sie jeden Moment davon genossen. Auch hier hatte sie es gut getroffen und keinen Grund zur Klage. Sie waren herzlich empfangen und geradezu königlich untergebracht worden. Sir Percival, Vanessas Cousin, nahm in der britisch dominierten Gemeinschaft eine bedeutende Stellung ein. Er arbeitete eng mit Wellesley, dem derzeitigen Generalgouverneur, zusammen, und sein Rang drückte sich schon in dem großen, palastartigen Haus aus, in dem er sein Domizil hatte, und wo auch Alberta und Jessica wohnten.
    Sie hatte – wenn man von Jacks Abwesenheit und ihrer Sorge um ihn absah – eine interessante Zeit verbracht. Indien hatte einen großen Einfluss auf sie. Die Stimmung, die Menschen, das lautstarke, exotische Treiben auf den Straßen, das sich so sehr von Boston unterschied. Jessica war zu Beginn ganz verwirrt gewesen, aber langsam gewöhnte sie sich daran, anstatt der Trapper in Pelzmützen, dunkel gekleideten Puritanern und bestenfalls abenteuerlich gewandeten Seeleuten Menschen aus allen Ländern zu sehen: Hindus im Lendenschurz, englische Soldaten im Roten Rock, chinesische Händler, dazwischen Frauen im Sari, Sänften, Barbiere, die auf der Straße arbeiteten, Kühe, Pferde, sogar Kamele mit schweren Lasten, halbnackte Kinder, die sich zwischen dem ganzen Treiben tummelten.
    Und dann machte sie immer wieder dieser Gegensatz zwischen bitterster Armut und unvorstellbarem Reichtum betroffen. Auch in Boston gab es Armenviertel, aber hier wucherte in den Vorstädten alles ebenso durcheinander wie die verschiedensten Pflanzen in den angrenzenden dichten, exotischen Wäldern. Die Armut war Jessica vertraut, die Pracht in dieser Form jedoch nicht, und immer noch standen sie und selbst die nüchterne Alberta staunend vor den mit Arkaden, Säulen und Balustraden ausgestatteten Häusern der wohlhabenden Engländer.
    Am Tag davor war sie mit Charles und einigen anderen zu einem Tempel geritten. Es war einer dieser typischen Ausflüge, die man – und vor allem die Frauen der East India Company – für Besucher veranstaltete. Dabei wurde ein ziemlicher Aufwand betrieben. Ganze Kolonnen mit Dienern, Tischen, Stühlen und Verpflegung setzten sich in Bewegung. Jessica war mit Sir Percivals Gattin, Alberta und Charles in einer Sänfte auf einem Elefanten gereist. Das sanfte Wiegen hatte sie ein wenig an das Schaukeln eines Schiffes erinnert. Jessica musste schmunzeln, wenn sie daran dachte, wie sie beim Tempel angekommen waren. Sie hatten dort ein Picknick abgehalten, und Charles hatte sie und Alberta sowie Lady Elisabeth hineingeführt. Das Dach war zum Teil eingefallen, Schlingpflanzen und Insekten, kleine Vögel und sogar Affen hatten sich im Tempel eingenistet, aber Jessica hatte fasziniert die Darstellungen betrachtet, die sie ahnen ließen, dass es sich hierbei um einen Tempel handelte, der einer Liebesgottheit geweiht gewesen war. Die Figuren hatten Jacks »unanständigem Bilderbuch« geähnelt,

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