In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
nicht doch ein wenig ungerecht, mein Lieber? Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber als du dann … ich meine, als sie glauben musste, du wärst abgereist … Außerdem ist Jessica ja noch nicht in Ostindien und verheiratet«, meinte Vanessa beschwichtigend, als Jacks flackernder Blick ihren traf.
»Verheiratet??« Jack konnte sich kaum auf dem Stuhl halten. »Wer hat etwas von Heirat gesagt?«
»Nun …« Vanessas Stimme erstarb.
Jack starrte sie an. Er war trotz der Bräune so bleich, dass seine Augen schwarz in seinem Gesicht wirkten. »Wer«, wiederholte er jetzt mit so leiser, kalter Stimme, dass Vanessa Schauer über den Rücken rannen, »hat etwas von Heirat gesagt? Jessica?« Ein Besuch bei einem Verehrer war schon schlimm genug, aber das schlug dem Fass den Boden aus.
»Es war zur Sprache gekommen, aber ich denke nicht, dass sie …«
Jack unterbrach sie. »Welchen Vorsprung hat sie?« Noch mehr Gefühle stiegen hoch, und er konnte sie kaum zurückhalten. Es wurde unerträglich. Er musste hier raus, sonst drehte er durch. Und ausgerechnet vor Vanessa wollte er sich nicht gehenlassen.
»Zwei Wochen. Sie ist mit Martin und Alberta gereist.« Vanessa sah ihn schmerzlich an. »Jack …«
Jack erhob sich, hölzern und ungewohnt schwerfällig. Zumindest würde Martin ein Auge auf sie haben. Albertas Komplizenschaft bei dieser Reise traf ihn allerdings. Gerade von ihr hätte er angenommen, dass sie Jessica den Unsinn ausredete. Er griff nach Vanessas Hand und küsste sie, sich kaum bewusst, was er tat. »Dann werde ich jetzt sehen, dass ich mein Schiff wiederfinde.« Und danach Jessica, fügte er in Gedanken grimmig hinzu. Sie und ihr Charles konnten sich auf etwas gefasst machen.
Verheiratet?, dachte er, als er das Haus verließ und Vanessa in tiefer Sorge zurückließ. Witwe bestenfalls, wenn er diesen Daugherty erwischte.
Kapitel 11
J essica war zutiefst niedergeschlagen, auch wenn sie nach außen hin Gleichmut und Heiterkeit zeigte. All die Monate, die sie unterwegs gewesen war, hatte sie die Hoffnung begleitet, in irgendeinem Hafen auf die Tuesday und auf Jack zu treffen oder zumindest von ihnen zu hören. Aber je länger die Reise gedauert hatte, desto verzagter war Jessica geworden, auch wenn sie es nicht einmal vor sich selbst zugegeben hätte, denn andernfalls wäre sie in Versuchung gekommen, bei ihrem nächsten Landgang ein Schiff zu suchen, das wieder heimfuhr. Dass Jack keinen der Häfen auf der Route, die um das Kap der Guten Hoffnung führte, angelaufen hatte, stand bald außer Zweifel. Martin hatte sich in jedem Hafen, bei jedem ihnen begegnenden Schiff nach der Tuesday erkundigt, aber niemand hatte etwas gewusst.
Martin hatte nicht viel über Jacks plötzliche Abreise geredet, aber er hatte Jack verteidigt, gemeint, dass er gute Gründe gehabt haben musste, und dass es falsch wäre, vorschnell zu urteilen. Und dann, während der Reise, hatte Martin immer wieder kurze Bemerkungen gemacht: Es wäre gar nicht sicher, dass Jack wirklich hierherwollte. Vielleicht hatte er eine andere Route genommen, war aufgehalten worden, und sie hatte deutlich gespürt, dass er sich ebenfalls Sorgen machte.
Jacks Fregatte war auch nicht in Kalkuttas Hafen gelegen, als Jessica und ihre Freunde angekommen waren. Dafür war Jessica gleich am zweiten Tag nach ihrer Ankunft auf Harding gestoßen, der sich in Charles’ Begleitung befand. Jessica hatte Harding zurückhaltend begrüßt, es war jedoch offensichtlich, dass Charles ihre Vorbehalte nicht teilte. Im Gegenteil, er schien sich – nachdem sein Vater einige Tage vor Jessicas Ankunft bei der Tigerjagd einen schweren Unfall gehabt hatte, der ihn an sein Bett fesselte – mehr denn je auf Harding zu stützen. Jessica hatte Charles’ Vater nur ein einziges Mal aufgesucht und war erschrocken gewesen über die Veränderung dieses kräftigen energischen Mannes, der jetzt aussah, als würde er stündlich mit dem Tod ringen. Aber er schien sich so zäh ans Leben zu klammern, dass Charles Hoffnung hatte, er könne doch wieder gesund werden.
Jessica hatte jedoch schon genügend Verletzungen bei Seeleuten gesehen, die oft nur zum Sterben wieder heimgekommen waren. Aber sie schwieg Charles gegenüber. Er tat ihr leid.
Der Unfall brachte sie auch noch in eine andere Art von Bedrängnis. Charles machte zwar nur Andeutungen, aber immer mehr wurde es Jessica klar, dass er sich eine Bindung erhoffte und diese anstrebte. Wie konnte sie ihn
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