In den Armen des Fremden
war.
Natürlich gab es keinen Beweis dafür …
„Du hast recht“, sagte er schließlich, „ich kenne dich erst seit Kurzem. Aber ich bin ein guter Menschenkenner. Und daher weiß ich, dass du fähig bist zu lügen, damit du bekommst, was du willst. Mein Problem ist nur, dass ich nicht weiß, was du willst.“
Sie straffte die Schultern und sah ihn an. „Was ich will? Biedermann’s retten. Wenn FMJ das kann, kommen wir ins Geschäft. Und wenn nicht, werde ich eine andere Gesellschaft finden.“
„Bist du sicher, dass du Marty nicht dabeihaben willst?“, fragte Ford, während er am Verhandlungstisch Platz nahm. „Immerhin ist er dein Finanzchef.“
„Ganz sicher“, antwortete Kitty. Es gab viel zu tun. Noch vor der Pressekonferenz in dieser Woche mussten die Einzelheiten des Vertrags geklärt sein. Dank Suzy Snark blieb dafür viel weniger Zeit als ursprünglich vorgesehen.
Kitty zog es vor, an der Fensterfront stehen zu bleiben und über die Stadt zu blicken.
Marty machte sie so nervös. Wäre er dabei gewesen, hätte sie nie die Fragen stellen können, die ihr auf dem Herzen lagen. Deshalb zog sie es vor, nur mit Ford und Jonathon zu verhandeln.
Natürlich machte Jonathon mit seinem durchdringenden Blick und seinem brillanten Zahlenverständnis sie ebenso nervös. Vor Menschen wie ihm hatte sie regelrecht Angst. Doch seine Anwesenheit war unvermeidlich, denn wie Kitty erkannt hatte, konnte sie sich nicht trauen, wenn sie mit Ford allein war.
Sie wartete, bis sich auch Jonathon gesetzt hatte, und begann: „Wenn ich meinen Familienbetrieb in gute Hände gebe …“ – dabei betonte sie das Wort gute Hände, um ihre Zweifel auszudrücken – „… muss ich mich darauf verlassen können, dass FMJ konkrete Pläne in der Schublade hat.“
Nachdem er sich geräuspert hatte, sagte Jonathon: „Wie Sie den Unterlagen entnehmen können, die wir Ihnen geschickt haben, ist für Sie eine Entschädigungssumme …“
Ford unterbrach ihn. „Ich denke, Miss Biedermann geht es nicht darum.“
Überrascht sah Kitty ihn über die Schulter an. Er saß, in seinem Sessel zurückgelehnt, da und hatte einen Fuß auf das Knie des anderen Beines gelegt. So entspannt diese Haltung auf den ersten Blick wirkte – in Fords Blick lag eine Intensität, die Kitty den Atem raubte.
„Richtig“, bestätigte sie und atmete tief durch. „So ist es.“
Ford beugte sich nach vorne und legte die Hände auf den Tisch. „Wenn ich mich nicht täusche, gehört sie zu den Chefs, die weniger auf ihren persönlichen Vorteil bedacht sind als vielmehr auf das Wohl ihrer Firma nach der Übernahme.“ Dabei sah er sie so an, dass ihr heiß und kalt wurde. „Habe ich recht?“
Waren es seine ach so wahren Worte oder die Art, wie er sie anblickte … Alles, was Kitty sich hart erarbeitet hatte, ihre Kniffe und Abwehrstrategien, schien von ihr abzufallen. Plötzlich stand sie da und hatte das Gefühl, Ford könnte durch all das hindurchschauen, bis auf den Grund ihrer Seele.
„Ja“, sagte sie nur.
„Das verstehe ich nicht“, sagte Jonathon und runzelte die Stirn. „Warum wollten Sie uns allein sprechen, wenn es Ihnen nicht um das geht, was für Sie dabei herauskommt?“
„Ich denke, im kleinen Kreis ist jeder ehrlicher und offener“, sagte sie. Was stimmte und als Ausrede so gut war wie irgendeine andere Antwort. „Es geht mir nicht darum, was ich davon habe. Oder die Führungsspitze. Viel wichtiger ist mir, dass die einzelnen Läden weiterbestehen. Wenn das hier alles vorbei ist, wird Biedermann’s dann nach wie vor in den Fußgängerzonen der Citys vertreten sein?“
Die Frage hing unbeantwortet in der Luft. Da niemand das Wort ergriff, sprach Kitty weiter: „Wenn FMJ Biedermann’s aufkauft, löst das unser momentanes Problem der sinkenden Börsennotierungen.“ Sie wandte sich Jonathon zu. „Aber auf Dauer muss sich Biedermann’s im Einzelhandelsbereich einfach besser präsentieren. Ich wüsste gerne, wie FMJ sich das vorstellt.“
Statt Jonathon antwortete Ford. „Richtig. Heutzutage kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass Leute etwas kaufen, nur weil sie sich zufällig in einem Einkaufszentrum befinden. Vielmehr …“
Ford unterbrach sich, weil sein Handy klingelte. „Entschuldigung“, sagte er und holte es aus der Tasche. Dann stellte er es zwar auf lautlos, legte es aber vor sich auf den Tisch. „Es reicht eben nicht …“
Kitty, die den Anrufernamen auf dem Display gelesen hatte, konnte sich
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