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In den Armen des Highlanders

In den Armen des Highlanders

Titel: In den Armen des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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dem zerlumpten Kleid und dem ungekämmten Haar der Kleinen zu schließen, musste sie von Bauern abstammen.
    Doch das schien die Lady nicht im mindesten zu stören. Sie ergriff einen Zipfel ihres Umhangs und betupfte das tränenfeuchte Gesichtchen.
    »Hast du deine Mutter verloren, Liebes?«, fragte Emily.
    »Aye«, klagte das Kind, »ich will meine Mama.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Mama.«
    Welch hilfreiche Auskunft ... Draven verdrehte die Augen und ging zu den beiden hinüber.
    »Hier würden viele Frauen auf einen solchen Ruf hören«, meinte Emily und lachte leise. »Wie sieht deine Mutter denn aus?«
    »Schön«, schnüffelte das kleine Mädchen.
    Emily schaute über ihre Schulter zu Draven auf. »Also eine schöne Frau namens Mama. Glaubt Ihr, wir werden sie finden, Sir?«
    »In diesem Getümmel? Wohl kaum.«
    Nun tat Emily etwas völlig Unerwartetes. Sie wandte sich zu ihm und umklammerte sein gesundes Bein. »Bitte, Lord Draven! Ich versuche das Kind zu trösten, und Ihr solltet es nicht noch mehr erschrecken.«
    Sprachlos starrte er sie an. Weder Männer noch Frauen waren jemals so unbefa ngen gewesen, ihn einfach anzu fassen.
    Nicht einmal Simon. Und Emily erlaubte sich das immer wieder.
    »Wie heißt du, Liebes?«, fragte sie das Mädchen.
    »Edyth.«
    »Komm, Edyth, jetzt wollen wir deine Mutter suchen. Sicher vermisst sie dich schon.« Emily stand auf.
    Verwundert beobachtete Draven, wie sie die Kleine hochhob und auf ihrer Hüfte platzierte. »Vorsicht, Lady«, mahnte er, »sie wird Euer Kleid beschmutzen.«
    »Das kann man waschen«, erwiderte sie gleichmütig.
    Das Kind legte den Kopf auf Emilys Schulter und umschlang ihren Hals. Bei diesem Anblick verspürte Draven ein eigenartiges Gefühl, das seine Kehle verengte.
    Doch dieses Gefühl wollte er nicht näher ergründen.
    Während sie das Kind durch das Gedränge der Jahrmarktbesucher trug, blieb er an ihrer Seite. Liebevoll fütterte sie Edyth mit den Zuckerkastanien. Immer wieder blieb sie stehen, um die Leute zu fragen, ob sie die Mutter des Mädchens kannten.
    Allzu weit waren sie nicht gekommen, als sie ermüdete.
    Die Last des Kindes erschien ihr immer schwerer. Doch sie weigerte sich, Edyth auf die Beine zu stellen.
    »Gebt sie mir«, forderte Draven, ehe er sich eines Besseren besinnen konnte.
    Angstvoll schreckte Edyth vor seiner Berührung zurück. »Wird er mir wehtun, Mylady?«, flüsterte sie vernehmlich.
    »Nein, Edyth, Seine Lordschaft ist ein netter Mann.«
    Zweifelnd runzelte Edyth die Stirn. »Mama sagt, wenn vornehme Gentlemen kleine Bauernmädchen finden, tun sie ihnen was an.«
    »Da hat deine Mutter Recht«, erwiderte Emily und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Den meisten Adeligen musst du aus dem Weg gehen. Aber dieser hier ist ganz anders, und ich verspreche dir - er wird dir nicht wehtun.«
    »Aber er ist so groß!«
    Emily schaute ihn an, und ihr bewundernder Blick erwärmte sein Herz. »Das ist er. Deshalb wirst du dich in seinen Armen viel besser umschauen können und deine Mutter entdecken.«
    Unsicher verzog das Kind das Gesicht. Dann nickte es, ließ Emily los und streckte Draven die Ärmchen entgegen.
    So behutsam wie nur möglich umfing er Edyth. Wieder einmal erfüllten ihn eigenartige Gefühle. Nie zuvor hatte er ein Kind im Arm gehalten.
    Doch seltsamerweise gefiel es ihm, die zarten Ärmchen um seinen Hals zu spüren und das glucksende Gelächter zu hören.
    »Wie stark er ist!«, rief Edyth. »Und so hart! Nicht so weich wie Ihr, Mylady.«
    Emily tätschelte den Rücken des kleinen Mädchens. Dabei streifte ihn ihre Hand, und eine so brennende Sehnsucht erfasste ihn, dass sein Atem sekundenlang aussetzte.
    Eine solche Sehnsucht empfand man, wenn man sich an einen Traum erinnerte, der verdrängt und vergessen worden war.
    Nur für einen kurzen Augenblick gestattete er sich die Vorstellung, wie sein Leben verlaufen mochte, wenn er zu heiraten wagte, wenn er sein eigenes Kind auf den Arm nehmen würde.
    Doch sobald ihn der Gedanke durchzuckte, gellte das Echo der Schreie in seinen Ohren, spürte er den Schmerz in seinem Knie. Und da besann er sich wieder auf sein Schicksal. Niemals durfte er ein solches Risiko eingehen.
    »Edyth!«
    Als er den Schreckensruf hörte, drehte er sich um. »Mama!«, kreischte das kleine Mädchen und zappelte aufgeregt.
    Als er es auf den Boden stellte, rannte es zu einer Frau, die ihre Arme ausbreitete, um ihre Tochter aufzufangen.
    »O Edyth, ich hatte schon Angst, ich hätte

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