In den Armen des Meeres
nicht groß genug für sie beide.
Elysse trug ein Kleid aus türkisfarbener Seide und Diamantschmuck. Sie zögerte nicht, als sie die Tür erreichte. Falls Alexi im Haus war, dann sollte er sich auf etwas gefasst machen. Diesmal würde sie den Kampf gewinnen. Ihr Leben und ihr Verstand standen auf dem Spiel. Aber noch ehe sie den Türklopfer betätigen konnte, ging die Tür auf, und vor ihr stand der Viscount. Emilian sah sie erstaunt an.
»Guten Morgen, Emilian«, sagte Elysse. Aber ein Lächeln brachte sie nicht zustande. »Ich denke, Ariella wird nicht überrascht sein, wenn ich sie zu einer so unchristlichen Stunde aufsuche.«
In seinem Gehrock und mit seinem goldenen Haar sah Emilian St. Xavier unglaublich gut aus. Er war ein Einzelgänger, auch wenn er sich seit seiner Heirat mit ihrer Freundin schon im gesellschaftlichen Umgang geübt hatte. Seine Mutter war eine Zigeunerin gewesen, und bis zu diesem Tag war man sich in der Gesellschaft nicht einig, ob man ihn bewundern oder verachten sollte. »Sie erwartet dich, Elysse. Ich hoffe, ihr beide heckt nicht etwas aus, was den armen Alexi angeht.«
»Ich bin seine Frau. Ich muss kaum Pläne aushecken, wenn es um meinen 'armen' Mann geht.«
»Wirklich nicht? Es interessiert dich vielleicht, dass ich ihn letzte Nacht gesehen habe.«
Sie fühlte, dass sich alles in ihr anspannte. »Ich habe dich im Büro der Schifffahrtslinie gar nicht bemerkt.«
»Da war ich auch nicht. Aber Clarewood war dort, um ihn vor sich selbst zu retten. Dann sind sie beide hierhergekommen, um mich zu holen. Alexi war vollkommen betrunken. Keine Angst, wir haben ihn hierhergebracht zum Abendessen, nicht in den Club. Aber das hat ihn nicht daran gehindert, seinen Kummer in Whiskey und Brandy zu ertränken.«
Sie wurde nachdenklich. »Gestern hat er gefeiert.«
»Nicht, als ich dazukam«, sagte St. Xavier.
Sie konnte sich nicht vorstellen, was Alexi aufgeregt haben könnte. »Er ist erwachsen. Wenn er sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken will, dann ist mir das egal. Er schien gestern bei der Schifffahrtsgesellschaft außerordentlich glücklich gewesen zu sein.«
St. Xavier lächelte. »Jede Medaille hat zwei Seiten.« Er tippte grüßend an seinen Hut und ging zu seiner Kutsche, die von sechs Pferden gezogen wurde.
Elysse ging ins Haus und zog sich wütend die Handschuhe aus. Sie fühlte sich elend und hoffte, dass es Alexi nicht besser ging. Unglücklicherweise fühlte er sich vermutlich noch immer großartig wegen seiner erfolgreichen Chinareise. Gerade wollte sie ihre Handschuhe beiseitewerfen, hielt aber inne, als sie sah, wie Ariella herbeieilte. »Wo ist er?«, rief Elysse.
Ariella runzelte die Stirn. »Er ist nicht hier. Du siehst schrecklich aus, Elysse. Hast du wieder nicht schlafen können?«
»Ich leide unter dieser Ehe.« Nie zuvor hatte sie etwas ernster gemeint.
Ariella erbleichte. »Das weiß ich. Ich bin so wütend auf ihn! Keine Sorge – nachdem du gegangen warst, habe ich ihm deutlich meine Meinung gesagt.«
Elysse hielt den Kopf hoch erhoben. Alexi hatte sie praktisch aus dem Haus geschleift, gefolgt von einem Angestellten, der sie nach Hause bringen sollte. Sie hatte sich gefühlt wie ein Spielball, der achtlos beiseitegetreten wurde. Natürlich hatte es jeder bemerkt. Ihre Frisur war ruiniert, und sie war so aufgewühlt gewesen, dass sie vermutlich völlig fassungslos gewirkt hatte. Alexi war unübersehbar zornig gewesen. Die Menge war verstummt, als sie gingen, und sie hatte bemerkt, dass Janssen sie beobachtete. Als er ihr in die Kutsche geholfen hatte, hatte er noch die Kühnheit besessen, ihr einen schönen Abend zu wünschen. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte Elysse gesehen, wie Jane Goodman, die hübsche Dame, die sich an Alexis Hals geworfen hatte, am Fenster stand und ihnen zusah.
Elysse war überzeugt, dass die Klatschbasen einen guten Tag haben würden.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte – sich die Haare raufen, etwas an die Wand werfen oder ihm nachlaufen und den Hals umdrehen? Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen. Wie konnte er sie immer wieder so verletzen? Sie holte tief Luft und sagte so ruhig sie konnte: »Hat er sich mit diesem Flittchen eingelassen, mit Jane Goodman?«
Ariella nahm sie am Arm und führte sie in den Frühstücksraum, wo auf der Anrichte abgedeckte Schalen und Teller standen. »Ich weiß nicht. Hast du etwas gegessen?«
»Ich bin nicht hungrig. Bitte, du musst meine Gefühle nicht schonen. Es kümmert
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