In Den Armen Des Normannen
dass ich viel von euch verlange, ich bitte euch trotzdem darum.«
May knickste. »Ich werde mein Bestes für ihn tun, meine Lady«
»Gott segne euch für eure Freundlichkeit«, dankte Alison.
Als Aedward sich bei Edgar vorstellte und ihm für seine Gastfreundschaft dankte, saß Edwina benommen dabei. Dies war ein Wunder! Hier war dieses wundervolle, gottähnliche Geschöpf, das ihren Bruder vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Er würde in ihrer Hütte wohnen. Sie hatte schon so oft von ihm geträumt, und jetzt wurden ihre Träume wahr! Sie versuchte zu schlucken, doch ihr Hals war ganz trocken. Sie konnte hören, wie heftig ihr Herz schlug, es war so laut, dass sie fürchtete, auch die anderen würden es hören. Dann würden alle Bescheid wissen! Zum ersten Mal in ihrem Leben errötete sie.
Edgarson hatte Aedward auch wiedererkannt. Er glaubte, das würde ihm eine gewisse Vertrautheit erlauben.
»Lasst mich einmal sehen«, bat er mit weit aufgerissenen Augen und deutete mit atemloser Erwartung auf den Arm.
»Verzeiht ihm, mein Lord!«, bat May entsetzt.
Edgar versetzte seinem Sohn einen Schlag mit dem Handrücken.
»Nein, das ist schon in Ordnung«, meinte Aedward. »Wir müssen uns alle daran gewöhnen, ich selbst auch.«
»Bitte, setzt Euch ans Feuer.« May bot ihm einen groben Hocker an. »Ich hole etwas zu essen. Edwina, kümmer dich um seine Lordschaft.«
Edwina wachte aus ihrer Benommenheit auf, schüchtern kam sie auf ihn zu und fiel vor ihm auf die Knie.
»Bitte, tu das nicht«, bat er und hob sie hoch.
»Mein Lord«, flüsterte sie. »Was sind Eure Bedürfnisse?«
Verzweifelt suchte er nach etwas, das das Mädchen für ihn tun konnte. Vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie eine Aufgabe hatte.
»Wasser«, bat er. »Könntest du mir Wasser bringen, damit ich mich waschen kann, ehe wir essen?«
Sie starrte ihn an, als hätte er von ihr verlangt, ihm den Mond vom Himmel zu holen. Schließlich brachte sie ihm einen Becher Wasser. Erst jetzt begriff Aedward, dass diese Leute sich nicht wuschen. Ihm wurde klar, dass sie deshalb eine dunklere Haut zu haben schienen und immer ein wenig ungepflegt aussahen, ganz zu schweigen von dem Geruch in der Hütte.
May reichte jedem eine hölzerne Schüssel mit einer köstlich duftenden Suppe. Dazu gab es grobes Gerstenbrot. Aedward bemerkte, dass sie keinen Tisch hatten. Sie saßen auf Hockern, die vor das Feuer gezogen wurden und stellten die hölzernen Schüsseln auf ihre Knie.
Edgarson hatte nur Augen für das Essen, aber Edwina hatte Nahrung für ihre Seele entdeckt, während sie Aedward voller Verzauberung beobachtete. Sie zogen sich schon früh zurück, als das Feuer heruntergebrannt war und kaum noch Licht gab.
May legte die Binsenmatten auf den Boden. Sie teilte sich das Schaffell mit ihrem Ehemann, damit Aedward ein Fell für sich allein haben konnte. Stunde um Stunde lag er wach und fragte sich, was der nächste Tag wohl bringen würde, er wagte es nicht einzuschlafen, weil er sich vor Albträumen fürchtete. Edwina schlummerte sofort ein, ihre Träume waren erfüllt von
Freuden, an die sie bisher nie gedacht hatte. Draußen leuchtete der Neumond, und der Komet raste über den Himmel.
6
Guy de Montgomery ritt an der Spitze seiner Ritter. Was er sah, gefiel ihm. Die Dörfer und das Land, durch das sie in Richtung London ritten, wurden immer fruchtbarer. Als sie die Ländereien um Godstone erreichten, wusste er, dass dies sein erwählter Ort war. Er fühlte sich willkommen, beinahe war es so, als käme er nach Hause. Er vermisste nicht, was er in der Normandie hinter sich gelassen hatte, am wenigsten seine Xanthippe von Ehefrau. Als der Landbesitzer, der die Ländereien neben den seinen besaß, sich mit ihm zusammengetan hatte, um gemeinsam mit ihm einen Feind zu bekämpfen, und als dieser dabei den Tod gefunden hatte, hatte der junge Ritter sich der Tochter gegenüber verantwortlich gefühlt, die plötzlich ohne Vater dastand, und er hatte sie geheiratet. Schon bald hatten die beiden festgestellt, dass sie nicht zueinander pass-ten. Sie besaß ein eher forderndes Wesen, nie war sie mit dem zufrieden, was er ihr bot, und sie war eifersüchtig auf seine jungen Brüder Nicholas und Andre. Sie hatte ein hartes Gesicht und eine scharfe Zunge. Sein Beruf als Soldat führte ihn immer weiter von ihr weg und seine Abwesenheit dauerte immer länger. Das schien ihnen beiden sehr recht zu sein. Sie ist sogar eine schlecht gelaunte Mutter für unsere beiden
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