In den Armen des Schotten
zulasse, bekomme ich dann Megan und meinen Sohn zurück?«, fragte er, schaute auf und stellte fest, dass er sich in seinem stockfinsteren Schlafzimmer befand, seine Bettwäsche völlig durchgeschwitzt war und sein Herz vor Angst raste.
Jack wickelte sich aus seinem Bettzeug, duschte, zog sich an und ging zur Arbeit. Seine gestrige Laune hatte sich durch den Alptraum, den er anscheinend nicht abschütteln konnte, um das Zehnfache verschlimmert. Schließlich rief dieser ihm doch lebhaft in Erinnerung, dass er Megan nicht mehr gesehen hatte, seitdem sie mit Matt Gregor davongebraust war.
Jacks Tag ging noch weiter abwärts, als er die Polizeiwache betrat und John Bracket in der provisorischen Arrestzelle vorfand. Der Mann hatte eine Schnittwunde auf der Stirn, Blut auf seinem Hemd und brüllte Ethel an, sie solle ihm einen Anwalt besorgen.
Und Jack stellte fest, dass er sich einem weiteren Monster gegenübersah, um das er sich noch nicht abschließend gekümmert hatte: Genau wie eine geprügelte Ehefrau hatte er gehofft, dass sich dieses spezielle Problem von allein lösen würde. Doch da war es nun und verfolgte ihn schon wieder.
»Hat Mrs. Bracket endlich Anzeige erstattet?«, fragte Jack Ethel.
»Nein, das haben wir getan. John Bracket war auf dem Weg nach Hause, nachdem er den Abend in einer Bar in Greenville verbracht hatte. Er verursachte einen Unfall, bei dem unser Streufahrzeug von der Straße abkam und in den Pine Creek stürzte.«
»Wie geht es dem Fahrer des Streufahrzeugs?«
»Er ist zusammen mit Simon im Krankenhaus. Sie mussten beide genäht werden.«
»Beide? Was ist mit Simon passiert?«
»Bracket hat ihm die Wange aufgerissen, als der Junge versuchte, ihm Handschellen anzulegen, um ihn abzuführen.«
Jack unterdrückte einen Fluch. »Wenn ich schon letzte Woche Anzeige erstattet hätte, nachdem Bracket mich angegriffen hatte, wäre das alles nicht passiert.«
»Doch, irgendwann schon«, erwiderte Ethel. »Er wäre auf Kaution freigekommen, hätte sich wieder betrunken und dann wäre etwas genauso Abscheuliches passiert.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist immer der gleiche Teufelskreis.«
»Dieser Teufelskreis endet heute. Wir stellen eine Liste von Vergehen zusammen, für die er ein paar Jahre hinter Gittern verbringen wird, und können dann nur hoffen, dass das lang genug ist, damit er eine Lehre daraus zieht.«
»Ich hab den Papierkram schon erledigt, und ein Deputy ist auf dem Weg hierher, um John ins Staatsgefängnis zu überführen«, erklärte Ethel, als das Telefon zu klingeln begann. »Ich habe Ihnen ein paar Zettel auf Ihren Schreibtisch gelegt«, sagte sie noch, ehe sie den Hörer abnahm.
Jack ging in sein Büro, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und starrte die gegenüberliegende Wand an. Es war nicht nur an der Zeit, wie seine Vorfahren zu denken; es war an der Zeit, dass er sich mal richtig mit ihnen aussprach.
Jacks Laune machte eine Hundertachtzig-Grad-Wende, als er am Nachmittag zu Pine Creek PowerSports ging und Tom Cleary sah, der sich über den teilweise zerlegten Motor seines Schlittens beugte. Tom sah sogar aus wie ein Mechaniker: Er hatte einen sauberen Overall an, seine Haare waren kürzer – allerdings sahen sie so aus, als hätte seine Mutter sie ihm geschnitten –, und er trug eine Schutzbrille und Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen.
Paul Dempsey lungerte um den Jungen herum, als rechnete er damit, dass Tom jeden Moment einen Vorschlaghammer packen und damit alles kurz und klein schlagen könnte.
»Wird er bis morgen früh fertig sein?«, fragte Jack und beugte sich nach vorn, um das ganze Durcheinander von Metallteilen misstrauisch zu beäugen.
»Wenn ich den ganzen Abend dran arbeite«, erwiderte Tom, ohne sich die Mühe zu machen, überhaupt aufzuschauen. »Und wenn Mr. Dempsey aufhört, mir zu sagen, was ich als Nächstes tun soll.«
Paul räusperte sich und ging zur Tür, die zur Ausstellungsfläche führte.
Jack klopfte Tom auf den Rücken. »Du bekommst fünfzig Dollar Trinkgeld, wenn du’s noch heute Abend schaffst. Ich brauche meinen Schlitten morgen früh, um den See hochzufahren.«
»Er wird fertig sein«, sagte Tom, während er ein großes Stück Metall oben rauszog und damit den Blick auf das Innenleben des Motors freigab. »Sie haben nur einen Kolbenfresser. Das ist alles«, erklärte Tom und leuchtete in eins der vier großen Löcher. »Aber die Zylinderkopfdichtung ist nicht verbrannt. Dadurch lässt es sich leicht
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