In den Armen des Schotten
könnte?
Aber es waren ständig Leute um sie herum. Megan hatte so viele Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, Schwager und Schwägerinnen, dass man damit eine Kleinstadt hätte bevölkern können. Er war in den letzten beiden Wochen in der Stadt ständig über MacBains und MacKeages gestolpert. Und ihre einzige unverheiratete Schwester, Camry, blieb auch über Nacht bei ihr.
Jack ging davon aus, dass seine schon sprichwörtliche Geduld nur noch zwei oder drei Tage halten würde, ehe er eine Verzweiflungstat begehen und die Frau entführen würde. Er konnte es wirklich nicht ausstehen, wenn eine Jagd so zu Ende ging. Dann neigte immer alles dazu, völlig drunter und drüber zu gehen, und dann bekam er regelmäßig das Gefühl, irgendwie versagt zu haben. Er stieß ein Schnauben aus. Wenn man eine Einheimische gefesselt und geknebelt im Wagen des neuen Polizeichefs entdeckte, würde das den netten Leuten, die ihn eingestellt hatten, bestimmt nicht gefallen.
Abgesehen davon, dass Greylen MacKeage ihn auf der Stelle umbringen würde.
»In welchem Jahr ist Wayne geboren und wo?«, fragte Camry.
Megan tat eine Handvoll Marshmallows in ihre heiße Schokolade und drehte sich dann zu ihrer Schwester um, die auf dem Sofa saß. Ihre Eltern waren vor zwanzig Minuten gegangen, und Megan und Camry hatten vorläufig Frieden geschlossen. »Warum?«
»Ich suche ihn bei Google, aber anscheinend ist Wayne Ferris ein häufiger Name.« Cam tippte weiter am Laptop, der auf dem Couchtisch stand. »Es würde helfen, wenn ich wüsste, wann und wo er geboren wurde.«
Megan kam zum Sofa und setzte sich, um auch auf den Bildschirm schauen zu können; gegen ihren Willen faszinierte sie der Gedanke plötzlich, ihn im Internet zu finden. »Warum suchst du nach Wayne?«
Cam zuckte die Achseln. »Bin einfach nur neugierig. Woher kommt er?«
»Alberta, Kanada. Er lebt ein paar hundert Meilen nordöstlich von Edmonton … am Medicine-See, sagte er, glaube ich.«
»Aaaah, er mag es also kalt und abgeschieden, nicht wahr? Vielleicht vergräbt er dort die Leichen«, meinte Cam und machte ein verängstigtes Gesicht, während sie weitertippte.
»Wann ist Wayne denn zum Serienmörder aufgestiegen? Ich habe dir doch gesagt, dass er nicht gewalttätig ist.«
»Nach außen hin sind das die wenigsten Serienmörder. Hast du denn nicht diese Interviews gesehen, bei denen die Nachbarn immer sagen, sie können es gar nicht glauben, er sei doch immer so ein netter, ruhiger Mensch gewesen?« Cam drehte sich zu Megan um. »Ich kann ja verstehen, wenn du vor Mom und Dad nichts gesagt hast, aber jetzt sind wir unter uns. Also … ist Wayne dir gegenüber grob geworden, als er sich plötzlich in einen anderen Menschen verwandelte?«
»Ja, wurde er … zuerst sah er mich einfach nur völlig ungläubig an, als ich ihm sagte, dass ich schwanger bin. Dann umarmte er mich, drehte sich um und ging ohne ein Wort weg. Ich habe keine Ahnung, wo er in der Nacht geschlafen hat. Am nächsten Morgen tauchte er in der Küche auf, nahm mich bei der Hand und führte mich zu seinem Zelt. Dann sagte er mir, ich solle meine Sachen packen und sehen, dass ich vor Sonnenuntergang wegkomme.«
»Ohne irgendwelche Erklärungen?«
»Nichts.« Megan pustete in ihren Kakao und sah in die Ferne. »Er weigerte sich an dem Morgen sogar, mit mir über das Baby zu sprechen. Er sprach so furchteinflößend sanft. Weißt du, so wie Dad, wenn er richtig wütend auf uns ist und versucht, nicht zu explodieren.«
»Er ist nur dann so, wenn er meint, dass wir etwas Dummes vorhaben, das er für gefährlich hält. Er ist dann so, weil er Angst hat.«
»Genau. Ich glaube, Wayne bekam Todesangst, als ihm klar wurde, was es bedeutet, ein Kind zu haben. Mom hat Recht; wir waren sechs Wochen lang in unserer eigenen kleinen Welt. Und als er sich vorstellte, dass wir in die Zivilisation zurückkehren, geriet er in Panik.«
»Da hat der Schuft dann sein wahres Gesicht gezeigt.« Camry fing wieder an zu tippen. »Ich weiß, dass es dir im Moment bestimmt nicht so vorkommt, Meg, aber du bist ohne den Kerl besser dran. Du hast immer noch nicht gesagt, ob er dich geschlagen hat oder nicht.«
»Er hat mich nicht geschlagen.« Megan stand auf und ging zum Fenster. »Aber er hat mir massive Angst eingejagt.« Sie drehte sich wieder zu Cam um. »Und du weißt, dass ich normalerweise nicht so schnell Angst bekomme. Aber zwei Tage bevor ich feststellte, dass ich schwanger bin, hatte es einen Unfall
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