In den Armen des Schotten
gut genug, der auf ein Bier vorbeikommen würde, und er hatte keinen Dienst. Simon musste endlich aufhören, mit jeder blöden Frage zu ihm zu kommen.
Es klopfte wieder, diesmal ein bisschen lauter.
Jack knurrte resigniert und schlang sich ein Handtuch um die Taille, ehe er in die Küche ging. »Verdammt, Pratt, hoffentlich wollen Sie mir mitteilen, dass Sie die Mistkerle gefasst haben.«
Doch als er die Tür aufriss, sah Jack in die erstaunt aufgerissenen, hellen Augen einer Frau, die einen Kuchen in der Hand hielt. Und er sah auch Megan MacKeage, die wie zu Stein erstarrt hinter dieser Frau stand. Im Schein der Außenbeleuchtung wirkte ihr Gesicht blass.
»W-Wayne?«, flüsterte Megan.
»Shit«, stieß Jack im selben Moment hervor.
»Wayne?«, wiederholte die Frau, die vorne stand.
»Megan, Liebling«, sagte Jack und trat nach draußen. Er rutschte auf dem vereisten Schnee, der die Veranda bedeckte, aus und musste nach dem Geländer greifen, um nicht zu fallen.
Megan trat zurück, drehte sich um und raste davon.
»Verdammt! Megan, bleib hier!«, rief Jack und hielt sein Handtuch fest, um hinter ihr herzulaufen.
Aber die andere Frau packte seinen Arm. »Wayne Ferris?« Sie holte aus und schleuderte ihm den Kuchen mitten ins Gesicht. »Sie nichtsnutziger, niederträchtiger Mistkerl! Halten Sie sich von meiner Schwester fern!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte hinter Megan her – doch vorher riss sie ihm noch das Handtuch von den Hüften und warf es in die nächste Schneewehe, ehe sie in der Dunkelheit verschwand.
Ihr Angriff ließ ihn nach hinten taumeln und anschließend mit dem Hintern auf der schneebedeckten Veranda landen. Fluchend rappelte er sich wieder auf, stolperte ins Haus und schmetterte die Tür so fest zu, dass die Fenster klirrten. Er tastete nach etwas, mit dem er sich die Augen wischen konnte, und bekam ein Hemd zu fassen. »Verdammter Mist! Vier Monate des Wartens und Planens, und dann kommt sie plötzlich anmarschiert und klopft an meine Tür! Und was mache ich? Ich stehe wie der letzte Trottel da und fange an zu fluchen!«
Er war einfach nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sie plötzlich vor ihm stand. Aber nicht nur das. Er wusste zwar, dass sie im fünften Monat war … aber ihren kleinen vorstehenden Bauch dann tatsächlich zu sehen, war ein regelrechter Schock gewesen. Jack stürmte zurück ins Badezimmer, trat unter die Dusche und wusch sich mit den Händen den Apfelkuchen aus dem Gesicht und den Haaren. Dann ließ er schnaubend den Kopf hängen.
Verwegenheit lag bei ihr offensichtlich in der Familie … Megans Schwester hielt mit ihrer Meinung eindeutig nicht hinter dem Berg und hatte ihr mit der ihr gerade zur Verfügung stehenden Waffe Nachdruck verliehen. Und so geistesgegenwärtig, ihm das Handtuch wegzureißen, sodass er nicht hinter ihnen herkäme, war sie auch gewesen.
Megan hatte während der Zeit in der Tundra genauso leichtsinnig-verwegen gehandelt. Einmal hatte er sie davon abhalten müssen, sich in den Faustkampf zweier junger Raufbolde einzumischen, der außer Kontrolle zu geraten drohte. Sie war nur mit einem Wanderstock bewaffnet gewesen und schien sich nicht im Klaren darüber zu sein, dass sie die beiden Kämpfer damit überhaupt nicht würde beeindrucken können … geschweige denn in der Lage wäre, sich damit vor ihnen zu schützen. Man hatte fast den Eindruck gehabt, dass sie gar nicht merkte, wie groß die beiden waren; sie hatte sie einfach nur irgendwie zur Raison bringen wollen.
Nachdem Jack nun schon zwei Wochen in Pine Creek war, begriff er allmählich, warum Megan eine gewisse Körpergröße nicht mit potentieller Gefahr in Verbindung brachte. Er hatte keinen einzigen männlichen MacKeage oder MacBain kennen gelernt, der unter einem Meter achtzig groß war. Und deren Frauen liefen mit einem Selbstbewusstsein herum, als hätten sie vor nichts und niemandem Angst. Welche Frau würde sich andererseits in der Obhut eines Ehemanns, der an einen Yeti erinnerte, nicht sicher und geborgen fühlen?
Jack drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Die völlige Furchtlosigkeit, mit der sie allem entgegentrat, hatte ihn bei Megan sofort angezogen. Sie strahlte eine unbändige, leidenschaftliche Lebensfreude aus. Megan widmete sich ihrer Arbeit mit einer Energie, der etwas fast schon Spirituelles anhaftete: wie sie mit den Studenten umging, mit den Tieren, die sie zählten, und mit der Umwelt, die sie so entschlossen schützen wollte.
Es
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