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In den Armen des Schotten

In den Armen des Schotten

Titel: In den Armen des Schotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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aufgenommen zu werden.
    »Nichts«, meinte sie, während sie erfolglos versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken. »Ich erinnere mich nur gerade an etwas, worüber sich meine Familie während der Weihnachtsfeiertage unterhalten hatte. Dein Urgroßvater war nicht zufälligerweise ein Chief bei den Cree, oder?«
    »Denn unser Vater wird Sie wahrscheinlich mit Chief anreden«, erklärte Camry, die ebenfalls zu lachen begann. Die beiden schienen sich auf seine Kosten köstlich zu amüsierten. »Um so seine Achtung zu erweisen.«
    »Grand-père war kein Chief«, knurrte er. »Er war ein Schamane.«
    Jack hätte sich am liebsten einen Tritt versetzt, als er sah, wie Megan auf seine Worte reagierte. Sie erstarrte förmlich, und ihr Gesicht verlor jedes bisschen Farbe.
    Verdammt. Es müsste doch eigentlich jeder Frau gefallen, wenn sie hörte, dass das Kind, welches sie unter dem Herzen trug, von einem Schamanen abstammte!
    »Er … er hat Zauberei praktiziert?«, piepste Camry mit erstickter Stimme.
    Jack drehte sich zur Küche um und sah, dass Camry genauso bleich war wie ihre Schwester. Wahrscheinlich dachten sie jetzt beide, dass er ein seltsamer Kauz war.
    »Er war ein Medizinmann«, knurrte er. »Er heilte Menschen mit Kräutern und Gebeten.«
    »Und du hast seine … äh, Gabe geerbt?«, fragte Megan.
    »Nein.«
    »Warum sind Sie sich da so sicher?«, fragte Camry.
    Jack hielt die Krücken von sich ab. »Ich bin vierunddreißig Jahre alt. Meinen Sie nicht auch, dass ich so etwas mittlerweile wissen müsste und mich selber heilen würde, wenn ich es könnte?«
    »So funktioniert das mit der Magie nicht«, sprudelte Megan heraus, um dann über das von ihr Gesagte genauso verwirrt auszusehen wie er.
    Die Magie? Was ging hier eigentlich vor? Diese beiden Frauen  – Wissenschaftlerinnen, in Gottes Namen – schienen beide gleichermaßen fasziniert und entsetzt, dass sein Urgroßvater ein Schamane gewesen war.
    »Wie läuft das denn dann mit der Magie?«, fragte er. »Und was hätte ich davon, wenn ich mich nicht einmal selbst heilen kann?«
    Megans Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und … das! Jetzt wanderten auch die Hände wieder zu ihren Hüften. »Konnte dein Großvater sich selber heilen?«
    »Urgroßvater«, verbesserte er sie. »Er verwendete seine medizinischen Kräuter und den Schwitzkasten jedes Mal, wenn er krank war. Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wie läuft das mit der Magie?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin Biologin, kein Zauberer.«
    Zauberer? Wo kam das denn jetzt her?
    »Sie sind da!«, rief Camry, eilte zur Tür und machte sie auf, um nach draußen zu schauen.
    Jack hörte weder ein Auto vorfahren noch sich schließende Autotüren oder Stimmen.
    »Oh, ich dachte, ich hätte etwas gehört«, meinte Camry und schloss die Tür wieder. Dann sauste sie quer durch den Raum zur Treppe. »In einer Minute bin ich wieder da. Lassen Sie sie bitte rein, wenn sie da sind, ja, Jack?«, rief sie ihm noch zu.
    Jack drehte sich zu Megan um, aber die war auch verschwunden. »Damit ist die Unterhaltung wohl beendet«, murmelte er ins leere Zimmer und begriff erst in dem Moment, dass das auch für ihn die Gelegenheit war zu flüchten. Er klemmte sich die Krücken unter einen Arm und humpelte auf die Veranda. Dann ging er vorsichtig die dunkle Auffahrt hinunter.
    Ein dunkler Chevrolet Suburban bog um die Ecke in die Auffahrt ein und tauchte Jack genau in dem Moment in Scheinwerferlicht, als er auf einem freiliegenden Stück Eis ausglitt und seine Beine beschlossen, unterschiedliche Richtungen einzuschlagen. Ein paar Sekunden lang versuchte er, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, merkte, dass er es nicht schaffte und ließ sich in den nächsten Berg aus Schnee fallen.
    Jack stöhnte vor Schmerz auf. Eigentlich könnte er auch gleich liegenbleiben, bis er erfror … immer noch besser, als von allen – einschließlich ihm selbst – malträtiert zu werden.
    Er hätte schwören können, dass er hörte, wie Grand-père sich totlachte. Fünf Jahre lang hatte Forest Dreamwalker versucht, Jack davon zu überzeugen, dass seines Bruders Gabe auf ihn übergegangen war. Jeder seiner Vorträge hatte mit der gleichen Warnung geendet: Je länger er seine Berufung verleugne, desto lauter würde sie werden.
    Offensichtlich hatte das Schicksal sich mittlerweile aufs Brüllen verlegt.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, ertönte eine Männerstimme. »Sie hätten nicht zur Seite springen müssen. Ich hätte Sie

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