In den Armen des Schotten
sagen«, fuhr Forest plötzlich dazwischen. »Wie willst du ihr erklären, dass du es weißt?«
»So wie ich immer alles erkläre, was du mir erzählst – mit meiner Intuition.« Er grinste seinen Sohn an. »Es funktioniert seit vierunddreißig Jahren. Ich werde dir beibringen, wie du dich auf dein Bauchgefühl verlassen kannst, junger Mann.« Er sah zu Forest auf. »Also … wie verfahre ich jetzt mit Kenzie Gregor?«
Der alte Schamane nahm die Schultern zurück. »Es ist nicht meine Aufgabe, dir zu sagen, was du tun sollst. Du musst deinen eigenen Weg finden, Coyote. So ist das nun mal im Leben.«
Jack stieß ein leises Schnauben aus. »Das hat dich früher doch auch nie abgehalten. Gib mir wenigstens einen Hinweis.«
Forest blieb stumm und machte damit seinem stoischen Cree-Erbe alle Ehre.
»Kannst du mir zumindest sagen, was da in jener Nacht aus dem Laden gerannt kam und wegflog?«, fragte Jack. »War es ein Mensch oder ein Tier?«
»Es war beides.«
»Beides?«
»Aye, allerdings würde ich sagen, dass es eher magisch als real war.«
»Was meinst du damit? Willst du damit sagen, dass eine Ausgeburt kollektiver Einbildungskraft in diese Häuser einbricht?«
»Du wirst dieses Rätsel lösen, wenn du Kenzie Gregors Geheimnis lüftest«, erklärte Forest ihm und hob dabei die Stimme, um das Baby, das zu weinen angefangen hatte, zu übertönen.
Jack legte sich seinen Sohn wieder auf den Schoß und wickelte ihn schnell in seine Decke. Doch das machte den Säugling nur noch wütender, und sein Schreien wurde lauter. Jack steckte ihm den kleinen Finger in den Mund, aber offensichtlich wollte sein Sohn lieber seine Lunge und Muskeln trainieren, denn er strampelte die Decke von sich und brüllte noch lauter. Jack drückte ihn wieder an seine Brust, aber auch das half nichts.
»Was hast du mit meinem Urenkel gemacht?«, wollte Shadow Dreamwalker wissen, als er aus dem Nichts erschien.
Jack lächelte seinen Großvater an. »Grand-père hat ihn gezwickt.« Sein Grinsen wurde noch breiter, als auch Mark und Walker Stone erschienen. »Hi! Wie war das Angeln?«
»Gib mir das Kind«, sagte Sarah Stone, die ebenfalls aus dem wirbelnden Licht trat, welches Jacks Traum umgab. »Grand-père, wie konntest du nur?«
»Ich habe ihn nicht gezwickt! Er hat einfach ohne Grund angefangen zu schreien.«
Kaum hatte Jacks Mutter das Baby an ihren Busen gedrückt, schmiegte es sich mit einem zufriedenen Seufzer an sie.
Jack sah sich ehrfurchtsvoll um. Fünf Generationen Dreamwalker waren anwesend sowie sein Vater und sein Bruder. Das war wirklich erstaunlich.
Shadow Dreamwalker war vor Jacks Geburt gestorben, doch Jack hatte seinen Großvater in seinen Träumen recht gut kennen gelernt. Eine große, glückliche Familie; nur dass sie alle dort drüben waren, und er war hier … allein.
Er lächelte seinen elf Jahre alten Bruder, Walker, an. Jack hatte ein paar Jahre gebraucht, um sich mit dem Gefühl, für den Tod seiner Familie verantwortlich zu sein, abzufinden. Walker war derjenige gewesen, der ihn davon überzeugt hatte, dass alle Geschwister hin und wieder miteinander rangelten und dass es ihr Vater gewesen war, der angehalten und Jack unter einen Baum gesetzt hatte, damit dieser sich eine Auszeit nahm … Niemand hatte den Unfall voraussehen können. Das Schicksal, so hatte Walker Jack immer wieder versichert, lag nicht in der Hand eines neunjährigen Jungen.
»Es ist so weit. Wir müssen gehen«, sagte Sarah, die ihren Enkel sanft wiegte. »Megan kommt zurück.« Sie lächelte Jack an. »Ich hoffe, du hast etwas vom Mittagessen für sie aufgehoben.«
»Wann werde ich euch wiedersehen?«
»Wenn du uns brauchst.« Mark Stone beugte sich nach vorn und gab Jack einen Kuss auf die Wange. »Du hast dir eine wundervolle Frau ausgesucht, mein Sohn. Tu alles, um sie zu behalten … auch wenn es bedeutet, dass du noch ein paarmal Schläge einstecken musst.«
Forest räusperte sich und stand auf. »Megan MacKeage wird dich hinhalten, damit du ihr hinterherläufst. Lass ihr den Spaß.«
»Sie hat sich dieses Recht verdient, meinst du nicht auch?«, erwiderte Jack. Er legte sich wieder auf seine Jacke, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und nickte seinem Vater zu. »Ich werde einen Weg finden, sie zu halten.« Er sah seine Mutter an und zwinkerte ihr zu. »Pass gut auf meinen Sohn auf. Ihr habt ihn nur noch dreieinhalb Monate für euch. Dann gehört er mir.« Er schaute zu seinem Urgroßvater hin. »Er wird den Weg
Weitere Kostenlose Bücher