In den Armen des Schotten
Hose und schlüpfte wieder in die Jacke. Das Hemd, das er ihr um den Kopf gewickelt hatte, hing bereits zum Trocknen auf den Zweigen; denn bestimmt würde er es brauchen, wenn er zurückkam.
Sie krabbelte am Feuer vorbei, um wieder auf den See hinausschauen zu können. Wie lange war er jetzt schon weg? Zwanzig Minuten? Eine halbe Stunde? Und wie zum Teufel sollte sie ihn ohne Stiefel retten?
Megan setzte sich wieder hin und besah sich das untere Stück der Skihose, die sie anhatte. Sie bestand aus dickem Leder und war so lang, dass sie die Hosenbeine unter den Füßen zubinden könnte. Sie schaute sich im Lager um und versuchte etwas zu erspähen, mit dem sie sie zusammenbinden konnte, und was nicht gleich nach zehn Schritten wieder aufgehen würde.
Ihr BH! Sie könnte die Träger nehmen.
Sie schnappte sich den BH und versuchte einen der Träger abzureißen. Aber es klappte nicht. Sie legte ihn um ihren Fuß und zog, aber das Einzige, was riss, war das Satinkörbchen. Sie suchte nach ein paar Felsbrocken und musste dann einen Stock zu Hilfe nehmen, um sie aus dem gefrorenen Boden zu stemmen. Sie legte das Ende des Trägers über den Stein und schlug mit dem anderen zu.
»Na los, du blödes Ding«, knurrte sie, während sie auf das doppelt vernähte Material einhämmerte. »Ich muss los und Jack retten.«
Zum Glück hatte sie nur Körbchengröße C; eine Nummer größer, und es wäre wahrscheinlich vierfach vernäht gewesen! Als sie annahm, den Stoff genügend bearbeitet zu haben, legte sie ihn wieder um ihren Fuß und zog. Der Stoff gab so plötzlich nach, dass sie nach hinten kippte.
Sie rappelte sich wieder auf, machte das Gleiche mit dem anderen Träger und zertrümmerte dann die kleinen Metallringe auf der Rückseite. Schließlich ließ sie die entfernten Träger vor sich herunterbaumeln. »Na, bin ich nun meines Vaters Tochter oder nicht?«, fragte sie sich stolz. »Ich sollte eine eigene Survival-Sendung im Fernsehen haben!«
Sie hatte sich gerade nach vorn gebeugt, um die Hosenbeine zusammenzubinden, als sie hörte, dass Jack sich eilig näherte. Megan schob die Träger in die Tasche, schnappte die traurigen Überreste des BHs und schaute sich um, um sie dann schnell ins Feuer zu werfen. Sie streckte sich wieder auf dem Lager aus Kiefernzweigen aus und schloss die Augen, um sie dann schläfrig aufzureißen, als er ins Lager marschiert kam.
»Das hat ja nicht lange gedauert«, meinte sie und streckte sich, während sie so tat, als müsste sie ein Gähnen unterdrücken. Dabei beobachtete sie, wie er die schwere Ausrüstung absetzte.
Er hockte sich vor das Feuer und streckte die Hände aus, um sie zu wärmen, dabei sah er sie aus dem Augenwinkel an. Seine Haare waren klitschnass und zum Teil bereits vereist. Zudem war jeder sichtbare Teil seiner Haut mit Gänsehaut überzogen.
»Bist du in den Schneematsch gefallen? Deine Haare sind ja ganz nass«, fragte sie unschuldig, wobei sie die Tatsache, dass seine Kleidung trocken war, völlig außer Acht ließ.
Sein Körper spannte sich an. »Nein.« Er stieß einen Scheit tiefer und etwas fester als nötig ins Feuer.
Nicht einmal ein Blinder hätte ihren wasserdichten Beutel übersehen können, der auf dem Boden lag, auch wenn er versucht hatte, ihn zu verstecken, indem er ihren nassen Schneeanzug darüberwarf. Aber vielleicht war er auch nur so mürrisch, weil er fror.
»Hast du an den Kakao gedacht?«
Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu, griff unter ihren nassen Overall und zog die Thermosflasche hervor, die er ihr zuwarf. Dann nahm er mehrere Stöcke und schob sie ins Feuer. Doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Mit dem Stock, den er in der Hand hatte, hob er etwas aus den Flammen, was er zwischen ihnen hochhielt.
Megan erkannte, dass es sich um die verkohlten Überreste ihres BHs handelte. Sie riss den Kopf herum und sah zu den Zweigen hoch, über denen die Kleidung zum Trocknen hing. »Ach, du meine Güte«, stieß sie überrascht hervor und schaute dann wieder den BH stirnrunzelnd an. »Der muss wohl ins Feuer gefallen sein.«
Jack maß mit den Augen die Entfernung zwischen Zweigen und Feuer, dann zog er eine Augenbraue hoch, um anzudeuten, dass der BH wohl Flügel gehabt haben musste.
Megan öffnete die Thermosflasche und trank direkt daraus. Dann wischte sie sich den Mund mit dem Ärmel von Jacks Lederjacke ab. »Bekommst du den Schlitten wieder frei?«
»Nicht ohne Flaschenzug und an die zweihundert Meter Seil«, meinte
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