In den Armen des Spions
bis alle in den Kampf verwickelt sind, bevor wir über die Angreifer herfallen. Am besten kommen wir von hinten.« Sie deutete mit der bösartig aussehenden Klinge in ihrer Hand umher. »Wenn die Sektenanhänger Zeit haben, uns zu bemerken, werden sie sich zuerst auf uns stürzen, in der Absicht, unsere Männer zu schwächen, indem sie uns in ihre Gewalt bringen.«
Emily nickte. Dorcas hatte Arnias zweites Messer. Emily hatte sich in der Kombüse umgesehen, aber nichts gefunden, was sie benutzen wollte. Trotz Bisters Übungsstunden glaubte sie nicht, dass sie in der Lage wäre, sich mit einem Messer zu verteidigen - der bloße Gedanke daran, jemandem eine Klinge in den Leib zu rammen, war ihr zuwider - aber sie hatte den Stab entdeckt, den die Matrosen benutzten, um die Segel und die Taue nachzustellen - ganz ähnlich wie der Stab, den sie bei ihren bisherigen Kämpfen zur See verwendet hatte. Wie die anderen Male auch war der Stab entlang der Aufbauten achtern verstaut; sie würde ihn sich nehmen, sobald sie an Deck kam.
Schließlich war sie eine Engländerin; es lag ihr viel mehr, mit Waffen, die einen Stock hatten, zu kämpfen.
Arnia hatte angestrengt gelauscht. Plötzlich nickte sie.
»Jetzt.«
Sie begann die Leiter hochzusteigen. Dorcas folgte ihr, mit Emily dicht hinter sich.
Sie erreichten das Deck und trafen nicht nur auf das erwartete Chaos, sondern auf ein wahres Pandämonium. Es kam vor, dass Schoner sich gegen andere Schiffe zur Wehr setzen mussten, sodass sie besser für Nahkämpfe ausgelegt waren. Die meisten Schebecken hingegen waren reine Handelsschiffe. Ihre niedrige Reling und die schmalen Wege an Bord sorgten dafür, dass es sich an Deck nur schlecht kämpfen ließ.
Und heute waren es wie befürchtet wieder Sektenanhänger, die abgewehrt werden mussten.
Emily sah die schwarzen Seidenschals, die sie zu fürchten gelernt hatte, um viel zu viele Köpfe gewunden. Arnia und Dorcas trafen auf ihnen zugewandte Rücken, die sie angreifen konnten, und machten sich daran, genau das zu tun. Emily trat durch den frei gewordenen Durchgang an Deck und bückte sich rasch, um sich ihre bevorzugte Waffe zu nehmen.
Sie hatte gerade die Hand um den glatten Holzstock geschlossen, als etwas sie dazu veranlasste, sich umzusehen.
Ein Sektenanhänger hatte sie erspäht. Breit grinsend trat er vor, ein blutiges Schwert in einer Hand, mit der anderen griff er nach ihr.
Das Grinsen verging ihm einen Augenblick später, als sie ihm das Ende des Stockes ins Gemächt rammte.
Sie sprang auf, als er in die Knie ging, trat ihm das Schwert aus der Hand, hob dann den Stab über seinen Kopf und schlug ihm damit mit aller Kraft auf den Schädel.
Er sank zu Boden - bewusstlos, aber nicht tot.
Bewusstlos, das schaffte sie ohne Gewissensbisse.
Zwei weitere Angreifer fielen unter ihrem sausenden Stock, aber sie musste immer auf den geeigneten Moment warten und genug Platz haben, um damit auszuholen ... gütiger Himmel, es waren so viele - Dutzende! Die miteinander kämpfenden Männer verstopften das Deck förmlich.
Dann sah sie auch den Grund. Ein weiteres Schiff, das ihrer Schebecke glich, hatte beigedreht - und war dicht genug neben ihnen, um immer mehr Angreifer zu ihnen an Bord zu schicken, wann immer die Wellen die Schiffe näher zueinanderbrachten.
Ein Blick über das Deck erzählte die Geschichte. Die Männer ihrer Gruppe, unterstützt von dem Kapitän und seiner Mannschaft, setzten sich heftig zu Wehr, und bis jetzt hielten sie dagegen, aber es war ausgeschlossen, dass sie das ewig schaffen würden, nicht, solange die Welle der an Bord strömenden Sektenanhänger nicht abriss. Es warteten zu viele Angreifer an Bord des anderen Schiffes auf ihre Gelegenheit zum Entern.
Angst erfasste sie. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie sich auf dem Deck um. Durch den schwachen Schleier des Morgennebels auf dem Meer konnte sie alle, die auf ihrer Seite kämpften, ausmachen - sie standen alle noch, wehrten entschlossen die Männer der Schwarzen Kobra ab. Aber zwei Matrosen waren schon gefallen. Und da folgte der nächste.
Verluste. Und es würden noch viel mehr werden. Es sei denn ...
Ein plötzlicher Aufruhr zu ihrer Linken ließ sie ihren Stock heben und sich dorthin wenden.
Aber es war Gareth, der sich aus dem Getümmel befreite. Er hatte ein Stück weiter an Deck gekämpft.
Ihre Blicke trafen sich. In seinem stand kalte Wut, aber bevor er bei ihr war, drängte sich ein Sektenanhänger zwischen sie. Mit einem
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