In den Armen des Spions
Platz knapp war. Es gab nirgends Nischen, keine Stelle, an die er und Emily sich zurückziehen konnten.
Insgesamt gesehen war das, vermutete er, nur gut so. Er würde die Zeit bis nach Marseille dafür verwenden, seine Vorgehensweise auszuarbeiten - einen Plan zu fassen, wie er sie zu einer Zustimmung zur Hochzeit bewegen konnte, dass sie seine Frau wurde - ohne weitere Diskussion seiner Gefühle oder Beweggründe. Letzteres würde sich als schwierig erweisen; er hatte keine genaue Vorstellung davon, was er wirklich für sie empfand, aber er wusste, worauf alles hinauslief: Er brauchte sie zur Frau. Und das war genug.
Sich näher damit zu befassen ...
Nach einem Augenblick unterdrückte er eine Grimasse, dehnte die Schultern, stieß sich von der Reling ab und nahm seinen Rundgang über das Deck wieder auf.
Kein Soldat, kein Fechter, kein Befehlshaber gab sich jemals gerne eine Blöße, eine Stelle, an der er verwundbar war. Er war alles drei, und er hatte nicht vor, dieses ungeschriebene Gesetz zu brechen. Er wollte Emily heiraten. Unter den gegebenen Umständen musste keiner von ihnen beiden mehr wissen.
Der einsame Sektenanhänger, der nach Tunis geschickt worden war, um dort Wache zu halten, packte sorgfältig seine Taschen. Er hatte seine Befehle ausgeführt. Auch wenn es ihm nicht möglich gewesen war, den Major zu ergreifen, hatte er die wichtigste und wesentlichste Aufgabe erfüllt, die ihm übertragen worden war.
Nachdem er die Reisegesellschaft um den Major erblickt hatte, hatte er dafür gesorgt, dass mit der nächsten Flut die Nachricht Tunis verließ.
Er hoffte, sein Herr war zufrieden.
Er schloss die Tasche, schaute sich in der kleinen Kammer um, dann drehte er sich mit der Tasche in der Hand um und ging zur Tür.
19. November 1822
Am Abend
Einmal mehr in einer Gemeinschaftskabine auf einer Schebecke
Liebes Tagebuch,
heute haben wir Tunis unter einer steifen Brise verlassen, die, wie mich Kapitän Dacosta unterrichtet hat, uns vermutlich auf dem ganzen Weg bis Marseille nicht verlassen wird. Dacosta ist Laboule ganz ähnlich, und daher auch wie Gareth, worauf ich hinauswill.
Männer der Tat wie Gareth, die Schebecken-Kapitäne, Berber-Stammesführer und so weiter scheinen ähnliche Charakterzüge aufzuweisen, besonders, was die persönliche Ebene angeht. Ich habe viel über die Weisheit der alten Berberfrauen nachgedacht - die ein Leben lang Erfahrung mit solchen Männern haben und die Gelegenheit, sie gründlich zu studieren in die sie mich freundlicherweise eingeweiht haben. Wenn es darum geht, in Bezug auf Gareth Hamilton Rat einzuholen, hätte ich es wesentlich schlechter treffen können.
Meine Schlussfolgerungen lauten, dass er zwar eindeutig etwas für mich empfindet, und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass dieses Etwas Liebe ist, es jedoch wichtig ist, ja, sogar entscheidend für unser zukünftiges Glück, dass er die Tatsache anerkennt und akzeptiert, dass Liebe - gegenseitig und beständig - von Beginn an die wahre Grundlage unserer Ehe sein wird.
Wie also will ich das bewerkstelligen?
Wie immer entschlossen,
E.
Der Angriff erfolgte im Morgengrauen.
Emily fuhr aus dem Schlaf hoch. Ihre Hängematte schwang wild hin und her, als sie sich aufsetzte. Rufe erreichten sie vom Deck oben, gefolgt von dem unverwechselbaren Klirren von Schwertern.
Schritte dröhnten - die Männer liefen aus ihren Quartieren zu den Leitern nach oben.
Ein lauter Schlag traf ihre Tür, dann schwang sie auf; Gareth stand auf der Türschwelle, in Hosen und Hemd, eine Pistole in einer Hand, den Säbel an der Hüfte.
Er sah sie an.
»Bleibt hier.«
Sein Blick zuckte zu Dorcas und Arnia, schloss sie in die Anweisung mit ein, dann wirbelte er herum und war verschwunden und lief, um ins Kampfgeschehen einzugreifen.
Emily schaute Arnia an, dann Dorcas, dann kletterte sie aus der Hängematte. Es herrschte gerade genug Licht, um zu sehen, ein perlmuttfarbener Streifen am Horizont, der zögernd seinen Schein durch das Bullauge sandte.
Augenblicke später standen sie zu dritt angekleidet am Fuß der Kajütenleiter zum Achterdeck. Sie hatten jedenfalls nicht vor, sich aus dem Kampf herauszuhalten, ihren Männern nicht zu helfen, aber sie waren auch alles andere als dumm.
In solchen Sachen übernahm gewöhnlich Arnia die Führung. So auch jetzt. Sie hob den Kopf und lauschte auf die Geräusche von oben. Dann beugte sie sich zu Dorcas und Emily vor und flüsterte:
»Es wird besser sein, wenn wir warten,
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