In den Armen des Spions
gekatzbuckelt und entzückt gewirkt, dass sie gelobt wurden.
Der alte Mann - sie nannten ihn Onkel - war der Anführer, dessen Existenz Gareth vermutet hatte, derjenige, der mit der Aufgabe betraut war, Gareths Mission zu verhindern.
Als sie durch das Château geführt worden war, hatte sie viele Sektenanhänger gesehen, bereit zum Kampf, manche waren damit beschäftigt gewesen, ihre Messer zu schärfen. Sie hatten sie angesehen, als sie vorbeikam, aber dann hatten sie ihre dunklen Augen abgewandt - sie waren in Gedanken längst schon bei anderen Sachen. Beim Töten.
Gareth und die anderen töten - sie wusste, er und all die anderen würden kommen, um sie zu retten.
Das, schien es, war der Plan des alten Mannes.
Was sie entsetzte, sie vor Schreck lähmte, war die Art und Weise, wie er sich offensichtlich die Zeit zu vertreiben plante.
Er stand mit dem Rücken zu ihr und kümmerte sich gerade um eine Reihe Gerätschaften, völlig gewöhnliche Gerätschaften aus Küche, Schmiede und Stall, deren Anblick eigentlich keinen Grund für Alarm bot - solange wenigstens nicht, bis sie zum Erhitzen in einem Bett rot glühender Kohlen in einer Feuerschale vor dem Kamin lagen.
Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, befand sich seitlich davon ein ehemaliger Spieltisch mit einer Auswahl Messer. Nicht normale Messer. Viele davon hatte sie nur selten gesehen, am Kai beim Fischhändler oder beim Metzger. Filetiermesser. Ausbeinmesser.
Ihr Blut war schon vor Langem erkaltet. Sie blickte zu den Messern, und ihr wurde übel.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war mit alten Vorhangschnüren an Händen und Füßen an den Stuhl gefesselt, sodass sie sich nicht rühren konnte, aber sie würde nicht einfach lammfromm dasitzen und warten, dass er sie schnitt oder verbrannte.
Es fiel ihr schwer, ihren Verstand zum Arbeiten zu bewegen - darüber nachzudenken, was den Mann - Onkel - von seinem grausigen Zeitvertreib ablenken könnte, wenigstens so lange, bis Gareth ihr zu Hilfe kommen konnte.
Sie konnte nicht darüber hinausdenken. Das musste sie auch nicht. Sobald Gareth sie erreicht hatte, würde nichts ihn aufhalten. Gemeinsam würden sie hieraus als Sieger hervorgehen.
Aber was konnte sie tun, um Zeit zu gewinnen?
Gab es irgendeinen Weg, wie sie es für ihn leichter machen konnte, sie zu finden, dass er schneller bei ihr sein konnte?
Sie rief sich das Schloss in Erinnerung, wie sie es von der Auffahrt aus gesehen hatte. Bei den meisten Fenstern waren die Läden geschlossen - nur in diesem Zimmer nicht. Wegen des Rauches von dem qualmenden Feuer im Kamin und den glühenden Kohlen in der Feuerschale hatten die Männer die Fensterläden geöffnet und die Fenster einen Spalt breit offen gelassen. Wie bei allen Räumen im Erdgeschoss gingen die bodenlangen Fenster auf eine gepflasterte Terrasse hinaus, die am Haus auf der gesamten Länge entlanglief.
Reden schien ihr die beste Möglichkeit.
Sie räusperte sich.
»Entschuldigen Sie, Sir?«
Er blickte sich erstaunt um, als wunderte es ihn, dass sie sprechen konnte.
Mit unschuldiger Miene hob sie die Brauen.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erzählen, was hier vor sich geht?«
Er runzelte die Stirn und rückte ein Paar heißer Zangen gerade.
»Ich« - er legte sich eine Faust auf die Brust - »bin der Vertreter der glorreichen und mächtigen Schwarzen Kobra. Sie sind auf Anweisung meines Meisters hier, und Sie werden bald schon einen schmerzvollen Tod sterben - zum Lob und Ruhm der Schwarzen Kobra.«
Sie kämpfte darum, das Bild zu vertreiben, das seine Worte geweckt hatten, und die heiße Zange zu ignorieren. Sie zwang sich zu einem verwirrten Stirnrunzeln.
»Sie werden mir verzeihen, wenn ich Ihnen ein wenig schwerfällig erscheine, aber ... ich habe diese Schwarze Kobra nie kennengelernt. Warum sollte ihr an meinem Tod etwas liegen?«
Onkel blinzelte verwundert.
»Aber ...« Dann richtete er sich auf. »Sie waren entscheidend daran beteiligt, dass ein Brief, den ein gewisser Captain MacFarlane in Poona gestohlen hat, einem Colonel Delborough übergeben wurde.«
Sie riss die Augen weit auf.
»Der Brief? War er wichtig? Ich hatte ja keine Ahnung. Ich dachte, es sei eine persönliche Nachricht des Captain an seinen befehlshabenden Offizier.« Sie tat ihr Bestes, interessiert auszusehen. »Was stand denn drin?«
Onkel zögerte, dann antwortete er:
»Das weiß ich nicht.«
Sie zog die Brauen weiter zusammen.
»Sie meinen, Sie werden mich töten - und
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