In den Armen des Spions
hineingegangen.«
Dorcas schüttelte den Kopf, sah zur Straße. »Wir können sie nicht finden. Niemand hat sie gesehen, nicht seit... nun, es muss gewesen sein, seit sie mit Ihnen gesprochen hat.«
Das Blut in seinen Adern fühlte sich mit einem Mal unangenehm kühl an, aber Gareth mahnte sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
»Wenn sie nicht in ihrem Zimmer ist ... könnte sie irgendwo anders sein, um sich die Zeit zu vertreiben?«
»Mir fällt nichts ein. Und ... nun, ich will keinen unnötigen Wirbel machen.« Dorcas sah ihm in die Augen. »Seit Tagen hat niemand mehr irgendwelche Sektenanhänger zu Gesicht bekommen - niemand ist in den Gasthof gekommen, um irgendetwas anderes zu sagen.«
»Wir haben auch weder gesehen noch gehört, dass irgendjemand hier herumlungert.«
»Also gibt es keinen Grund anzunehmen, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist.« Dorcas schaute sich auf dem Hof um, dann atmete sie tief durch und sprach rasch weiter. »Aber einfach wegzugehen, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin, besonders jetzt, wo wir alle so unter Anspannung stehen ... das passt so gar nicht zu Miss Emily. Aber vielleicht ...«
»Nein.« Gareth erwiderte ihren Blick, als sie ihn wieder ansah. »Sie haben recht. Sie würde nicht einfach so verschwinden. Was bedeutet ...« Er brach ab und sagte stattdessen: »Wir werden sie suchen. Trommeln Sie alle zusammen, die Sie finden können, und durchkämmen Sie das Haus. Ich werde Bister und unsere Rekruten draußen auf die Suche schicken, während Mooktu, die Perrots und ich uns das Erdgeschoss vornehmen. Sobald wir fertig sind, treffen wir uns wieder in der Gaststube.«
Mit weit aufgerissenen Augen nickte Dorcas und eilte in den Gasthof zurück.
Mit grimmiger Miene drehte sich Gareth zu den Männern auf dem Hof um.
Die Suche dauerte nicht lange. Zehn Minuten später kam Gareth in den Raum und fand Dorcas bereits dort vor; die gewöhnlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringende Zofe stand da und rang die Hände; Arnia wartete mit besorgter Miene neben ihr.
»Sie ist nicht oben«, erklärte Arnia.
Gareth drehte sich um, als Perrot, der persönlich das Parterre durchsucht hatte, während seine Söhne in die Ställe und Seitengebäude gegangen waren, hinzukam.
Der Wirt spreizte die Finger.
»Nichts zu finden.«
»All unsere Kutschen und Pferde sind noch hier«, fügte einer der Söhne hinzu.
Mooktu kam aus der Küche und den Vorratsräumen. Er blickte finster und schüttelte den Kopf.
Watson und Mullins erhoben sich von dem Tisch, an dem sie gesessen hatten.
Da wurde die Eingangstür so heftig aufgestoßen, dass sie laut krachend gegen die Wand schlug. Bister kam hereingestürzt, Jimmy auf den Fersen.
»Sie ist von drei Männern in einem Wagen fortgebracht worden. Sie sind nach Süden gefahren.«
Gareth kam zu ihnen.
»Wer hat sie gesehen - und wann?«
Bister war nahezu atemlos.
»Zwei alte Männer draußen. Vor etwa einer Stunde. Und ja, sie sind sich sicher. Sie ist ihnen aufgefallen, weil sie es merkwürdig fanden, dass sie bei diesem Wetter nur einen Schal über ihrem Kleid trug, keinen warmen Umhang, die drei Männer im Wagen aber dick vermummt waren. Sie hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, sodass niemand sie erkennen konnte.« Bister sah Dorcas an. »Sie sagen, sie hätte ein rosa Kleid und einen lila Schal angehabt. Das braune Haar trägt sie hochgesteckt.«
Dorcas wurde blass.
»Es war ein lavendelfarbenes Kleid.«
Bister nickte.
»Wie sie gesagt haben - rosa.« Er schaute Gareth an. »Sie war es.«
Mit zusammengepressten Lippen nickte Gareth.
»Irgendeine genauere Richtungsangabe als >nach Süden«
»Bister und ich sind zum Ende der Straße gelaufen«, warf Jimmy ein. »Da standen ein paar Burschen an der Ecke herum - sie konnten sich erinnern und haben uns die Straße gezeigt, die der Wagen genommen hat - sie scheint an der Küste entlangzuführen.«
Unter den Einheimischen war es unruhig geworden. Der Schreck wich allmählich der Wut. Jetzt rief jemand:
»Das ist die Straße nach Virgejoie.«
Gareth sah Perrot fragend an.
Der Wirt erläuterte:
»Das ist die Straße, die zu einem der alten Adelssitze führt - einem Château.«
»Wer lebt da jetzt?«
Perrot breitete die Hände aus.
»Niemand. Es steht verlassen, seit die Familie während des Terrors geflohen ist.«
»In welchem Zustand befindet es sich - ist es bewohnbar?«
Mehrere Männer aus der Gegend verzogen das Gesicht, legten den Kopf schief und überlegten,
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