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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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muss er es sehr taktvoll gemacht haben. Wenn überhaupt, dann verstärkte dieser Wortwechsel nur die Achtung und Zuneigung, die die beiden füreinander empfanden. Wilson war als Shackletons Freund aufgebrochen und kehrte als Scotts Freund zurück. Irgendwann hatte sich im Laufe der Zeit die Chemie zwischen den drei Männern verändert.
    Scotts erste große Antarktisexkursion endete schließlich am 3. Februar. Es stellte sich heraus, dass die in der Ferne zu erkennenden Punkte auf dem Eis keine Pinguine waren, sondern Skelton und Bernacchi, die aufgebrochen waren, um nach ihnen zu suchen. Wilson beschrieb sie als »saubere, reinlich aussehende Leute«. Sie bildeten mit Sicherheit einen krassen Gegensatz zu den drei Reisenden, die zu Skeletten abgemagert waren, mit Gesichtern von der Farbe brauner Stiefel, mit langen, verfilzten Haaren, Bärten und Schnurrbärten und mit wunden Lippen voller Bläschen. Scotts Knöchel waren geschwollen, Wilson hinkte schwer, und Shackleton war am Rande des völligen Zusammenbruchs. Sie hatten etwa 1580 Kilometer zurückgelegt, einschließlich der Staffelreisen, und waren 93 Tage lang von der Discovery abwesend gewesen.
    Während sie die letzten elf Kilometer auf eine frisch gestrichene und mit Wimpeln geschmückte Discovery zumarschierten, waren Skelton und Bernacchi begierig, ihnen alles zu erzählen, was während ihrer Abwesenheit geschehen war. Die wichtigste Neuigkeit war, dass ein Versorgungsschiff, die Morning , angekommen war und Post und Pakete mitgebracht hatte. Es war Teil des ursprünglichen Plans gewesen, dass nach einem Jahr ein Versorgungsschiff in die Antarktis geschickt werden sollte, um Nachschub zu bringen, Nachrichten und womöglich Kranke mitzunehmen oder sogar die ganze Expedition zu retten. Der Gedanke an diesen Kontakt mit der Außenwelt war sehr tröstlich.
    Die Morning brachte Anweisungen, wonach Scott sich von dem Versorgungsschiff nehmen sollte, was er brauchte, und die Discovery nach Lyttelton schicken sollte. Doch die Discovery blieb trotz der Versuche, sie zu befreien, im Eis stecken, und Scott kam zu dem Schluss, dass sie ein weiteres Jahr im McMurdo Sound verbringen müsse. Später sollte man ihm vorwerfen, er habe nicht energisch genug versucht, sie freizusetzen. In der Times war zu lesen, er habe es, wie ein anderer berühmter Mann von der Marine, vorgezogen, die ihm erteilten Anweisungen zu missachten. Er war gewiss beharrlich, und, nachdem er sich mit der Antarktisforschung die ersten Sporen verdient hatte, bedauerte er es auch nicht, bleiben zu können, obschon wahrscheinlich die Witterungsverhältnisse maßgeblich waren.
    Scott stand jetzt vor einigen wichtigen Entscheidungen. Er wusste, dass er, wollte er bleiben, die Zahl der Besatzungsmitglieder reduzieren musste. Er fragte nach Leuten, die freiwillig mit der Morning zurückkehren wollten, und es meldeten sich acht, unter anderem Brett, der Koch mit den unzulänglichen Fähigkeiten. Scott beglückwünschte sich, dass es genau die acht Männer waren, die er selbst gern zurückgeschickt hätte. Doch höchstwahrscheinlich hatte er Einfluss genommen. Er wandte sich auch an Armitage und fragte ihn, ob er nicht zurückfahren wolle. Nicht nur, dass seine Frau unlängst ein Baby zur Welt gebracht hatte, sondern in einem der Briefe, die er mit der Morning erhalten hatte, hatte Scott erfahren, dass sie in irgendeinen widerlichen Skandal verwickelt war. Deshalb versuchte Scott, taktvoll und mitfühlend vorzugehen, aber Armitage reagierte wütend. Er interpretierte Scotts Angebot als Beweis dafür, dass Scott glaube, die Expedition solle die Domäne der Royal Navy sein, und dass er Vorurteile gegen die Handelsmarine habe. Armitage bemerkte, dass sich unter denjenigen, die mit der Morning zurückkehrten, mehrere Matrosen von der Handelsmarine befanden. Er hat vielleicht auch geglaubt, dass die ganze Sache eine persönlichere Seite hatte. Er argwöhnte, Scott halte nach diesen ersten Anstrengungen Antarktika für sein persönliches Eigentum und fürchte Armitage als seinen größten potentiellen Rivalen. Dementsprechend lehnte Armitage Scotts Vorschlag mit der Begründung ab, sein Kommando sei von Scott unabhängig, und merkte sich das als Grund zu weiteren Klagen.
    Allerdings bestand Scott hartnäckig darauf, dass Shackleton, der Mann, der sich als sein wirklicher Rivale unter den Briten erweisen sollte, mit der Begründung zurückkehren müsse, dass »er mit seinem gegenwärtigen Gesundheitszustand keine

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