In den Fängen der Macht
erniedrigende Position zwang und sie anschließend kaltblütig erschoss; und wie er sie in Washington und auf dem Schiff erlebt hatte, jung und treu, verwirrt von Breelands Kälte, die er ihr gegenüber an den Tag legte, ein Mädchen, das im Geiste immer wieder Entschuldigungen für ihn ersann und sich selbst überredete, das Beste von ihm zu denken. Und dass dieses Mädchen nun im Gefängnis saß, allein und verängstigt, ihr eine Gerichtsverhandlung und vielleicht der Tod bevorstand und sie dennoch entschlossen war, diesen Mann nicht im Stich zu lassen, selbst wenn sie sich dadurch hätte retten können.
Vielleicht war sie eine der großen Liebenden dieser Welt, aber Breeland war sicherlich keiner. Er mochte einer der größten Idealisten dieser Welt sein oder einer ihrer Besessenen, weniger ein Mann, der eine Sache unterstützte, als ein Mann, der eine Sache brauchte, die ihn unterstützte, um seinem Charakter Substanz zu verleihen.
Lanyon wartete auf eine Antwort.
»Eine hässliche Tatsache«, gestand Monk. »Ich bin noch nicht bereit, ihr Bedeutung beizumessen.«
Lanyon zuckte die Achseln.
»Was ist eigentlich mit Shearer?«, fragte Monk, um das Thema zu wechseln. »Was sagt er zu dem Ganzen? Haben Sie den Jungen ausfindig gemacht, der Breeland die Nachricht in seine Wohnung brachte? Wer schickte sie?«
»Wissen wir noch nicht«, antwortete Lanyon. »Haben den Jungen noch nicht gefunden. Könnte einer von Tausenden sein, aber er hat sich nicht gemeldet. Überrascht mich auch nicht. Will nicht mit einem Mann in Verbindung gebracht werden, der einen dreifachen Mord beging, auch wenn er annimmt, dass wir ihn suchen. Höchstwahrscheinlich kann er nicht lesen. Auch wenn es ihm jemand sagt, wird er den Kopf einziehen.«
»Merrit sagte, Shearer hätte die Depesche geschickt.«
»Seit dem Tag vor Albertons Ermordung hat ihn niemand mehr zu Gesicht bekommen«, erwiderte Lanyon und beobachtete Monks Reaktion.
Sie überquerten die Straße direkt hinter einem offenen Landauer, in dem lachende Damen saßen, deren weiße und blaue Musselinkleider in der leichten Brise flatterten.
An der Ecke stand ein Limonadenverkäufer, der ab und an lauthals seine Ware feilbot. Lanyon blieb stehen und kaufte einen Becher, wobei er Monk fragend ansah, der es ihm gleichtat. Sie tranken den Saft, ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen.
»Haben Sie nach ihm gesucht?«, fragte Monk im Weitergehen. Die Luft wurde bereits heiß, aber dies war nichts im Vergleich zu der drückenden Schwüle Washingtons, und London war, trotz seiner zigtausend Einwohner, seiner Armut und dem ganzen Schmutz, seiner Pracht, seiner Opulenz und seiner Heuchelei, im Zustand des Friedens.
»Natürlich haben wir das«, erwiderte Lanyon. »Kein Anzeichen von ihm.«
»Meinen Sie nicht, dass das einer Erklärung bedarf?« Lanyon grinste. »Nun, die erste, die mir in den Kopf schießt, ist, dass er ein Verbündeter von Breeland ist, aber den richtigen Instinkt besaß, vollkommen von der Bildfläche zu verschwinden, anstatt sich frei zu bewegen. Aber er musste auch nicht sechstausend Gewehre transportieren.«
»Vermutlich hatte er nur das Geld zu befördern«, sagte Monk trocken.
Während der nächsten Minuten schwieg Lanyon.
»Haben Sie sich um den Verbleib des Geldes gekümmert?«, fragte Monk.
»Natürlich«, antwortete Lanyon und trat auf die Querstraße hinaus, Monk neben sich. »In Casbolts und Albertons Büchern steht es klar und deutlich zu lesen. Er hatte die Anzahlung, die Trace ihnen bezahlte, verbucht. Von Breeland erhielten sie nie auch nur einen Penny.«
»Breeland behauptete, er hätte Shearer den vollen Betrag bezahlt, als ihm die Waffen am Bahnhof am Euston Square übergeben wurden.«
»Natürlich behauptet er das!« Lanyon ging um zwei ältere Gentlemen in dunklen Gehröcken und gestreiften Hosen herum, die in ein ernsthaftes Gespräch vertieft waren. »Und wenn er die Waffen tatsächlich rechtzeitig erhalten hatte, um sie auf den Nachtzug nach Liverpool zu verladen, was war es dann, das wir bis zu Bugsby’s Marshes den Fluss hinunter verfolgten?«
Monk dachte mehrere Minuten lang nach, während sie weitergingen.
»Vielleicht war Merrit seine Zeugin«, gab er schließlich zu bedenken, wobei sich die Idee noch in seinem Kopf zu formen begann, als er bereits sprach. »Vielleicht wurden die Waffen wirklich über Bugsby’s Marshes transportiert, und er erklärte Merrit einfach, sie würden über Liverpool transportiert werden, auf demselben
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