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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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musste Taunton nicht wissen, dass Monk diese gar nicht kannte.
    »Shearer?« Taunton war erschrocken. »Walter Shearer?«
    »Genau der. Sie kennen ihn.« Letzteres war eine Feststellung.
    »Natürlich kenne ich ihn. Aber Sie wären nicht hierher gekommen, wenn Sie das nicht bereits gewusst hätten«, gab Taunton zurück. Er runzelte die Stirn. »Er ist Händler für Maschinen zum Be und Entladen von Schiffen, von schweren Waren, Marmor, Holz und meistens Waffen – für Daniel Alberton – oder besser gesagt, das war er, bis Alberton ermordet wurde.« Er wartete kurz. »Was hat das mit Ihnen zu tun? Sind Sie jetzt auch im Waffenhandel?« Er verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere.
    Monk konnte seine Angst riechen, die jetzt ätzend und körperlich spürbar war, anders als die langsam aufkommende Ängstlichkeit, die er vorher bemerkt hatte. Tauntons Vorstellungskraft hatte sich sprunghaft gesteigert. Als er wieder sprach, war seine Stimme höher, als ob sich seine Kehle zusammengeschnürt hätte, bis er kaum mehr Luft bekam.
    »Hat es etwas mit Ihnen zu tun, Monk? Denn wenn ja, dann möchte ich nichts damit zu tun haben!« Er schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Für Leute zu arbeiten, die ihr Geld mit Sklavenhandel verdienen, ist eine Sache, aber Mord ist etwas ganz anderes. Das können Sie mir glauben! Alberton war ein gern gesehener Mann. Jeder wird die Hand gegen Sie erheben. Ich weiß nicht, wo Shearer ist, und ich will es auch nicht wissen.
    Er ist ein unbarmherziger Mann, verschenkt keinen Penny und bittet um keinen, aber er ist kein Mörder!« Monk hatte das Gefühl, so fest geschlagen worden zu sein, dass seine Lungen gelähmt waren und er an Luftmangel erstickte.
    Tauntons Stimme wurde noch höher. »Sehen Sie, Monk, was Dundas passierte, hat nichts mit mir zu tun. Wir machten unser Geschäft, und wir hielten uns beide an unsere Abmachungen, Ich schulde Ihnen nichts und Sie mir auch nicht. Wenn Sie Dundas hintergingen, dann ist das eine Sache zwischen Ihnen und… und dem Grab, mittlerweile. Aber stellen Sie jetzt nicht mir nach!« Er streckte die Hände vor sich aus, als wolle er einen Schlag abwehren. »Und ich will nichts mit diesen Waffen zu tun haben! Die führen nur an den Galgen. Ich werde sie nicht für Sie transportieren, das schwöre ich bei meinem Leben!«
    Schließlich fand Monk seine Stimme wieder.
    »Ich habe die Waffen nicht, Sie Narr! Ich suche nach dem Mann, der Alberton auf dem Gewissen hat. Wo die Waffen sind, das weiß ich. Sie sind in Amerika. Ich bin ihnen dorthin gefolgt.«
    Taunton war verblüfft, absolut perplex.
    »Was wollen Sie dann? Weshalb sind Sie hier?«
    »Ich will wissen, wer Alberton ermordete.« Taunton schüttelte den Kopf. »Warum?«
    Einen Moment lang konnte Monk nicht antworten. War er wahrhaftig so gewesen, ein Mann, den es nicht kümmerte, dass drei Männer umgebracht worden waren und wer dies getan hatte? Verlangte sein Bedürfnis, das zu erfahren, etwa eine Erklärung?
    Taunton starrte ihn immer noch an und wartete auf eine Antwort.
    »Das ist für Sie nicht von Bedeutung.« Monk riss sich aus seinen Gedanken. »Wo ist Shearer?«
    »Ich weiß es nicht! Ich habe ihn beinahe zwei Monate nicht mehr gesehen. Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste, schon um Sie loszuwerden. Glauben Sie mir!«
    Monk glaubte ihm tatsächlich. Die Angst in seinen Augen war echt, ihr Geruch erfüllte den Raum. Taunton hätte jeden verraten, Freund oder Feind, um sich selbst zu retten.
    Wie konnte Monk nur mit einem solchen Mann Geschäfte gemacht haben? Aber schlimmer als das war, Gewinn durch den Handel mit einem Mann zu erzielen, dessen Geld aus dem Sklavenhandel stammte! Hatte Dundas das gewusst? Oder hatte Monk ihn hinters Licht geführt, wie Taunton angedeutet hatte?
    Jeder dieser Gedanken bereitete ihm Übelkeit.
    Er musste die Wahrheit erfahren, und doch fürchtete er sich vor ihr. Es hatte keinen Sinn, von Taunton eine Antwort zu erwarten; er wusste sie nicht. Was er von Monk dachte, war Anklage genug.
    Monk zuckte die Achseln, drehte sich auf dem Absatz um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Doch als er in der Empfangshalle an dem Mann hinter dem Schreibtisch vorbeiging, weilten seine Gedanken nicht bei Taunton oder Shearer, sondern bei Hester und ihrem Gesicht, das sie gemacht hatte, als sie von Sklaverei gesprochen hatte. Für sie war Sklavenhaltung etwas Unverzeihliches. Was würde sie empfinden, wenn sie erführe, was er von sich

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