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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zornig, geschlagen, aber bereit, für mich und Merrit zu sorgen und es Gott zu überlassen, Gerechtigkeit walten zu lassen, in welcher Art auch immer.«
    Hester konnte dem nichts hinzufügen. Natürlich war es denkbar, dass Alberton am Mittelmeer mit Waffenkäufern Kontakt aufgenommen hatte, mit Piraten oder wem auch immer, Kämpfern für oder gegen die Vereinigung Italiens. Aber sie hatte keine Möglichkeit, das herauszufinden. Vielleicht wusste es Judith auch nicht, aber vermutlich würde sie es auch nicht zugeben.
    »Woher wussten Sie von der Erpressung?«, fragte Judith und unterbrach Hesters Gedanken.
    »Mr. Casbolt erzählte es mir.« Hester merkte, dass dies einer weiteren Erklärung bedurfte. »Ich erbat seine Hilfe bezüglich seiner Kenntnisse über Mr. Breeland und das Waffengeschäft im Allgemeinen. Er berichtete mir von dem Druck, Waffen an die Piraten zu verkaufen, und warum Mr. Alberton dem niemals nachgegeben hätte, wie groß die Bedrohung und wie hoch der Preis auch gewesen sein mochten.«
    Judiths Gesicht entspannte sich, sie lächelte. »Er hatte immer Verständnis. Er kannte Daniel bereits vor mir, wussten Sie das? Sie waren hier in England Schulfreunde gewesen, und eines Sommers brachte er Daniel mit nach Italien. Dort verliebten wir uns ineinander.« Einen Moment lang senkte sie die Lider. »Ohne Roberts Hilfe wusste ich nicht, ob ich Mr. Rathbones Forderungen für Merrits Vertretung begleichen könnte, und das wäre mehr, als ich ertragen könnte.« Schnell hob sie den Kopf, ihre Augen waren groß und nackte Angst stand darin.
    »Mrs. Monk, glauben Sie, er wird sie retten können? Die Zeitungen sind so sicher, dass sie schuldig ist. Ich hatte keine Ahnung, wie verletzend das geschriebene Wort sein kann… dass sich Menschen, die einen gar nicht kennen, so leidenschaftlich sicher sein können, wie man ist und was man im Herzen verspürt. Ich gehe nicht aus dem Haus, im Moment jedenfalls nicht, aber ich weiß nicht, wie ich dazu fähig sein soll, wenn die Zeit gekommen ist. Wie soll ich Menschen gegenübertreten, wenn jeder, dem ich auf der Straße begegne, glauben mag, meine Tochter sei des Mordes schuldig?«
    »Ignorieren Sie sie«, empfahl Hester. »Denken Sie ausschließlich an Merrit. Jene, die noch einen Funken von Anstand im Leib haben, werden sich schämen, wenn sie ihren Irrtum entdecken. Die anderen sind es nicht wert, mit ihnen zu diskutieren, und außerdem können Sie gegen sie ohnehin nichts ausrichten.«
    Judith saß bewegungslos auf dem Stuhl. »Werden Sie da sein?«
    »Ja.« Die Entscheidung musste nicht erst getroffen werden.
    »Ich danke Ihnen.«
    Hester blieb noch eine halbe Stunde aus reiner Freundschaft zu Judith. Sie sprachen von nichts Wichtigem und vermieden es, über den Fall, über Liebe oder Verlust zu sprechen. Judith führte sie durch den Garten, der voller lebhafter Farben war, jetzt, da die Rosen zu ihrer zweiten Blüte ansetzten. Sogar im Schatten war es warm, und der schwere Duft der Blüten war wie ein Traum, der in hartem Kontrast zu dem Verhandlungsbeginn am Montag stand. Für lange Zeit wechselten sie kein Wort. Plattitüden wären eine Beleidigung gewesen.
    Am Samstag machte Monk sich auf den Weg, Breeland zu besuchen. Er hatte nicht genügend herausgefunden, um Rathbone Hoffnung zu machen, die über alle Zweifel erhaben war, oder um neue Fragen aufzuwerfen. Er würde während der Verhandlung weitersuchen, aber er begann zu fürchten, dass es keinen Beweis für Merrits Unschuld gab. Es könnte damit enden, dass alles auf die Frage hinauslaufen würde, welches Urteil die Geschworenen über Merrit fällen würden.
    Es gab eine ganz bestimmte Frage, die er Breeland stellen wollte. Die Antwort darauf würde ihm keinen Schaden zufügen, also zögerte Monk auch nicht, sie zu stellen.
    Breeland wurde in einen kleinen quadratischen Raum geführt. Er wirkte blasser und magerer als das letzte Mal, als Monk ihn gesehen hatte. Um die Augen herum war sein Gesicht eingefallen, und die Wangen wirkten hohl, sodass die angespannten Muskeln hervortraten. Er blieb steif stehen und sah Monk unwillig an.
    »Ich habe bereits alles gesagt, was ich zu sagen habe«, begann er, bevor Monk etwas gesagt hatte. »Sie brachten mich zurück, um mich vor Gericht zu stellen und meine Unschuld zu beweisen. Ich nehme an, Ihr Freund Rathbone wird seine Pflicht tun, obwohl ich wenig Vertrauen in seinen Glauben an meine Unschuld habe. Ich vertraute Ihnen, Monk, aber nun befürchte ich, dass mein

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