In den Fängen der Macht
zeigen«, fuhr Deverill fort, »dass dieses Verbrechen nicht nur eine Beleidigung der Gesetze unseres Landes und der Gottes darstellt, sondern der Naturgesetze selbst, die von jeder Rasse und Nation der gesamten Menschheit anerkannt werden. Es wurde auf Geheiß und zum Vorteil des Angeklagten, Lyman Breeland, ausgeführt. Aber, meine Herren, dieses Verbrechen wurde unterstützt und gutgeheißen von der eigenen Tochter des Opfers, Merrit Alberton.«
Er erzielte den gewünschten Laut des Erschreckens, der sich durch den ganzen Raum zog.
»Breeland hatte ihr den Kopf verdreht«, fuhr er fort.
»Was er tat, um ihre Besessenheit herbeizuführen, das kann ich nicht beweisen, daher werde ich auch gar nicht versuchen, es Ihnen zu erzählen, aber es möge genügen, zu sagen, dass sie nach der schrecklichen Tat noch in derselben Nacht mit ihm nach Amerika floh.« Er schüttelte den Kopf. »Und es ist nur den hervorragenden Diensten eines privaten Ermittlers zu verdanken, den ihre Mutter engagierte, die Witwe des ermordeten Mannes, dass sie und Breeland, unter Waffengewalt, in dieses Land zurückgebracht werden konnten, um sich Ihnen und Ihrer Entscheidung, auf welche Art der Gerechtigkeit Genüge getan werden soll, zu stellen. Zu diesem Zweck, hohes Gericht…« Mit diesen Worten wandte er sich nun endlich an den Richter, einen hageren Mann mit markanten Gesichtszügen und silbergrauen Augen.
»Zu diesem Zweck rufe ich meinen ersten Zeugen auf, Robert Casbolt.«
Lebhaftes Interesse erwachte, als Casbolt den Saal betrat und den freien Platz vor der Richterbank und den Geschworenen überquerte, um die kurze Wendeltreppe zum Zeugenstand hinaufzusteigen. Er war tadellos in dunkles Grau gekleidet, und er sah blass, aber gefasst aus. Nicht einmal der Schatten des Lächelns, das er so gerne zeigte und das sich in seine Mundwinkel eingegraben hatte, umspielte seine Lippen.
Er leistete den Eid bezüglich seines Namens und seines Wohnsitzes und wartete gelassen auf Deverills erste Frage. Einmal warf er einen kurzen Blick auf Judith, wobei seine Züge weicher wurden, aber es dauerte nur einen Augenblick. Er sah aus wie ein Mann bei einer Beerdigung. Er schaute nicht ein Mal zur Anklagebank.
»Mr. Casbolt…«, begann Deverill und lächelte entschuldigend, wobei er wie ein Schauspieler über die freie Fläche stolzierte. Obwohl er diese Vorstellung ausschließlich für die Geschworenen gab, sah er nicht ein einziges Mal in ihre Richtung. »Ich weiß sehr wohl, dass dies für Sie sehr schmerzhaft sein muss, Sir. Trotzdem ist es nötig, und ich hoffe, Sie haben Nachsicht mit mir, während ich das Gericht durch die Ereignisse geleite, die zu der Tragödie führten. Sie waren sich fast all dieser Vorkommnisse bewusst, obwohl Sie keine Ahnung haben konnten, zu welch schrecklichem Ende sie führen würden.«
Rathbone betrachtete die Jury Die Männer waren im Alter zwischen vierzig und sechzig Jahren und wirkten ehrbar und wohlwollend wie fast alle Juroren. Bei ihrer Auswahl wurden gewisse Anforderungen an Eigentumsverhältnisse gestellt, die viele jüngere Männer oder Angehörige niedriger gesellschaftlicher Schichten ausschloss. Sie lauschten mit ernsten, niedergeschlagenen Mienen und konzentrierten sich auf jedes Wort, das gesprochen wurde.
»Mr. Casbolt, würden Sie dem Gericht mitteilen, wann und unter welchen Umständen Sie Lyman Breeland das erste Mal trafen?«
»Natürlich«, erwiderte Casbolt leise, doch seine Stimme durchdrang mit vollkommener Klarheit das schwache Rascheln im Saal. »Ich kann mich nicht an das genaue Datum erinnern, aber es war Anfang Mai dieses Jahres. Er machte seine Aufwartung in Daniel Albertons und meinen Geschäftsräumen.« Er zuckte leicht mit einer Schulter. »Er war an dem Bereich unseres Geschäftes interessiert, der sich mit dem Handel von Waffen beschäftigt.«
»Und was sagte Mr. Breeland zu Ihnen?«, fragte Deverill unschuldig.
»Dass er ermächtigt worden sei, für die Union Waffen zu erwerben, die diese für den Fall des kriegerischen Konfliktes in Amerika brauchen würde«, antwortete Casbolt. »Er sagte, sein Vorgesetzter hätte ihm eine große Geldsumme anvertraut, annähernd dreiundzwanzigtausend Pfund, die bei der Bank von England hinterlegt worden seien.«
Ein Laut des Erstaunens ging durch den Saal. Der Betrag war ein Vermögen, das jenseits des Vorstellungsvermögens der meisten Menschen lag. Mehrere Menschen sahen zu Breeland auf der Anklagebank hoch, doch der ignorierte sie
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