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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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geht nicht darum, was ich glaube, oder du. Es geht darum, was Mrs. Alberton wünscht.«
    »Sie möchte, dass wir nach Amerika reisen und Merrit zurückbringen, freiwillig oder unter Ausübung von Zwang. Und wenn möglich auch Breeland.«
    Sie erschrak. »Breeland auch?«
    »Ja. Er ist des dreifachen Mordes schuldig. Er soll sich dem Gericht stellen und sich verantworten.«
    »Ach, das ist alles?« Gegen ihren Willen hatte sich ein verzweifelter Sarkasmus in ihre Stimme gemischt. »Sonst nichts?«
    Er lächelte. Seine Augen blickten sie ruhig an. »Sonst nichts. Wollen wir?«
    Sie atmete tief durch. »Ja… wir wollen.«
    Am folgenden Tag, es war Sonntag, der 29. Juni, packte Hester die wenigen Dinge, die sie unbedingt mitnehmen mussten, fast ausschließlich Kleidungsstücke und Toilettenartikel. Monk fuhr zum Tavistock Square zurück, um Mrs. Alberton ihre Antwort mitzuteilen. Er war erleichtert, dass es wenigstens die Antwort war, die sie erhofft hatte.
    Monk fand sie allein im Arbeitszimmer sitzend vor, aber sie verbarg die Tatsache nicht, dass sie auf ihn gewartet hatte. Sie trug Schwarz, das von keinem Schmuckstück aufgelockert wurde und das die Blässe ihrer Haut unterstrich. Doch ihr Haar hatte immer noch denselben warmen Ton, und die Sonne, die durch das Fenster in den Raum flutete, spielte mit seinem Glanz.
    Mit den gewohnten formellen Redensarten wünschte sie ihm einen guten Morgen, aber ihr Blick ließ seine Augen keinen Moment los, in ihm lag ihre Frage und er verriet ihre Gefühle.
    »Ich habe mit meiner Frau gesprochen«, sagte er, sobald sie ihren Platz wieder eingenommen hatte und er sich ihr gegenüber an den Schreibtisch gesetzt hatte. »Sie ist gewillt, zu fahren und alles zu tun, was in unserer Macht steht, um Merrit zurückzubringen.« Er sah, dass sie sich entspannte und fast lächelte. »Aber sie war in Sorge, Merrit könnte an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein«, fuhr er fort, »selbst wenn sie nur Mittäterin war. Schließlich würde das nicht das Ergebnis bedeuten, das Sie sich erhoffen. Das läge dann außerhalb unserer Kontrolle.«
    »Das weiß ich, Mr. Monk«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Ich glaube an Merrits Unschuld und bin bereit, das Risiko einzugehen. Und ich bin mir der Tatsache nur zu bewusst, dass ich dieses Risiko sowohl für sie als auch für mich auf mich nehme.« Sie biss sich auf die Lippe. Ihre Hände, die auf dem Schreibtisch lagen, waren schmal, und die Knöchel zeichneten sich weiß ab. Außer ihrem Ehering trug sie keinerlei Juwelen. »Wenn sie älter wäre, würde ich sie vielleicht nicht suchen lassen, aber sie ist noch ein Kind, obwohl sie selbst vom Gegenteil überzeugt ist. Und ich bin auf den Umstand vorbereitet, dass sie mich dafür vielleicht hassen wird. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, und ich bin der festen Überzeugung, dass – trotz der Risiken einer Rückkehr nach England – die Gefahren, bliebe sie mit Breeland in Amerika, größer wären, denn dort ist niemand, der sich für sie einsetzen würde.«
    Sie senkte die Lider. »Abgesehen davon muss sie erfahren, was Breeland getan hat, und wenn sie daran teilhatte, mag ihr Beitrag auch klein oder unbeabsichtigt gewesen sein, dann muss sie sich dafür verantworten. Man kann sein Glück nicht auf Lügen aufbauen… die so schrecklich sind wie diese Sache.«
    Dem konnte Monk nichts hinzufügen. Er konnte keine Einwände erheben, und selbst eine Zustimmung wäre ungehörig gewesen und hätte so gewirkt, als fühle er sich berechtigt, an ihrem Schmerz teilzuhaben. Und eine Zustimmung hätte ihren Schmerz verharmlost.
    »Dann werden wir reisen, sobald die Vorbereitungen getroffen sind«, erwiderte er. »Meine Frau packt bereits die Koffer.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mr. Monk.« Sie lächelte schwach.
    »Ich habe das Geld und den Namen der Dampfschifffahrtsgesellschaft hier. Ich fürchte, Sie müssen von Liverpool abreisen. Von dort fahren am häufigsten Schiffe nach New York ab… jeden Mittwoch, um genau zu sein. Es wird Eile geboten sein, um das nächste Schiff zu erreichen, da heute bereits Sonntag ist. Aber Sie können es schaffen, und ich bitte Sie inständig, keine Zeit zu verlieren. In der Hoffnung, dass Sie annehmen würden, telegrafierte ich gestern der Schifffahrtsgesellschaft und reservierte eine Kabine für Sie.« Sie biss sich auf die Lippe. »Aber ich kann sie natürlich stornieren.«
    »Wir werden morgen früh reisen«, versprach er.
    »Ich danke Ihnen. Ich habe auch

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