In den Faengen der Nacht
verantwortlich gemacht zu werden, das ich nicht ändern konnte. Wärst du nur halb so viel Mann, wie du zu sein glaubst, dann hättest du dich mit Georgette verbunden und wärst mit ihr gestorben.«
Phoenix stürzte sich auf Ravyn, aber Dorian packte ihn und zog ihn zurück. »Nein, Nix, du kennst das Gesetz!«
»Ich scheiß auf das Gesetz! Lass mich los, Dori!«
Dorian weigerte sich.
Ravyn schüttelte den Kopf und sah zu, wie Phoenix mit Dorian rang. »Statt über das zu jammern, was du verloren hast, Kleiner, solltest du verdammt dankbar sein für das, was du hattest. Du hattest mit Georgette fast hundert Jahre. Hundert Jahre! Ich habe nicht einen einzigen Tag mit Isabeau als meiner echten Gefährtin gehabt, und seitdem hatte ich gar nichts mehr. Also leck mich, du Heulsuse.«
Phoenix versuchte erneut, sich auf ihn zu stürzen, aber Dorian fing ihn ab und drückte ihn gegen die Wand.
»Raus hier, Ravyn«, sagte er mit belegter Stimme.
Ravyn starrte die Zwillinge an. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hätte er sich für sie in Stücke reißen lassen. Als sie gemeinsam aufgewachsen waren, waren sie nicht nur seine Brüder gewesen, sondern auch seine besten Freunde. Der Verlust dieser Freundschaft quälte ihn noch immer, aber er hatte immerhin erreicht, dass es ihm nicht mehr so viel ausmachte. Offensichtlich hatte er ihnen nie so viel bedeutet wie sie ihm.
»Ich gehe, Dorian, aber ich komme wieder.«
Phoenix fluchte, und Dorians Gesicht wurde hart. »Du musst einen anderen Ort finden, an dem du bleiben kannst.«
Ravyn schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen anderen Ort, bis ich diese Sache geregelt habe. Das weißt du. Nach dem Gesetz des Omegrions müsst ihr mich willkommen heißen, auch wenn es euch gegen den Strich geht.«
»Ich hasse dich!«, rief Phoenix. »Wenn du zurückkommst, du Bastard, dann bring ich dich um!«
»Da musst du dich hinten anstellen.«
Dorian seufzte müde, und Ravyn nahm Susan bei der Hand und führte sie zur Tür.
Susan wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, als sie das Haus verließen und in die kleine Seitengasse gingen. Sie konnte seinen Schmerz spüren, obwohl er mit aller Kraft versuchte, ihn hinter einer Fassade aus Wut zu verbergen. Sie nahm es ihm nicht übel. Nach dem, was sie gehört hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, wie verraten er sich fühlen musste durch das, was seine Familie tat. Wie hatten sie nur so auf ihn losgehen können?
Mit großen Schritten lief Ravyn geradewegs auf einen grauen Porsche mit getönten Fenstern zu. Susan runzelte die Stirn, als er die Hand öffnete, eine Kreisbewegung vollführte und die Türen aufsprangen.
»Das ist vielleicht eine merkwürdige Frage, aber wessen Auto stehlen wir gerade?«
Er sah nicht auf, als er einstieg. »Das von Phoenix.«
»Woher weißt du, dass es seines ist?«
»Schau aufs Nummernschild.«
Das tat sie, und tatsächlich stand sein Name darauf, außerdem ein Aufkleber vom Club. Sie war belustigt und stieg ein. »Glaubst du nicht, dass er ganz schön sauer werden wird?«
»Na, das hoffe ich«, sagte Ravyn ernst, »sonst würde das Ganze ja völlig seinen Zweck verfehlen.«
»Ruft er nicht die Polizei?«
»Nein. Es würde das Sanctuary entehren. Lass ihn ruhig toben, wir fahren dahin, wo wir hinwollen. Außerdem wird die Polizei das Auto nicht wiedererkennen, und die getönten Scheiben werden uns besser verbergen.«
Sie schüttelte den Kopf und schnallte sich an. »Ich weiß, dass es ein bisschen neugierig ist …«
»Eine Journalistin und neugierig? Verdammt, so was trifft man selten.«
Sie ignorierte seinen Sarkasmus, als er den Motor ohne Schlüssel startete. Der Mann hatte wirklich beeindruckende Kräfte. »Also, zurück zu meiner Frage: Warum ist deine Familie in Seattle, obwohl offensichtlich ist, dass sie nicht in deiner Nähe sein wollen?«
Das war jetzt nicht so herausgekommen, wie sie es gemeint hatte. Komisch, in ihrem Kopf hatte es viel freundlicher geklungen.
Ravyn schaute sie gereizt an und lenkte den Wagen aus der Gasse. »Das Omegrion legt fest, wo ein Sanctuary errichtet wird, sie hatten also keine andere Wahl. Wenn sie ein Sanctuary führen wollten, musste es Seattle sein, denn hier wurde eines benötigt.«
Sie überlegte. »Warum wollten sie unbedingt ein Sanctuary führen?«
»Ich denke, es hängt damit zusammen, dass sie gesehen haben, wie ein großer Teil unseres Clans vernichtet worden ist. Viele meiner Leute neigen dazu, eines zu eröffnen, wenn sie
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