In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
Nachmittagstee mit der Familie.
»Bis zum Grosvenor Square ist es nicht weit«, versicherte Horatia ihr. »Und Helena wird sich genauso freuen wie ich, dich kennen zu lernen.«
»Helena?« Flick versuchte, sich an all die Namen zu erinnern, die Horatia beim Essen erwähnt hatte.
»Meine Schwägerin. Die Mutter von Sylvester, der allgemein als Devil bekannt ist, jetzt ist er der Herzog von St. Ives. Helena ist die Witwe. Sie und ich, wir beide hatten nur Söhne – sie hatte Sylvester und Richard und ich Vane und Harry. Sylvester, Richard und Vane sind alle schon verheiratet – hat Harry dir das nicht erzählt?«
Flick schüttelte den Kopf, und Horatia verzog das Gesicht. »Solche Einzelheiten hat er schon immer ignoriert. Also …« Horatia lehnte sich zurück, und Flick schenkte ihr ihre volle Aufmerksamkeit. »Sylvester hat vor über einem Jahr Honoria Anstruther-Wetherby geheiratet. Sebastian, ihr Sohn, ist acht Monate alt. Honoria ist wieder schwanger, und obwohl sie zweifellos für die Saison in die Stadt kommen werden, so lebt das herzogliche Paar im Augenblick in Cambridgeshire.
Und das bringt uns zu Vane. Er hat im letzten November Patience Debbington geheiratet. Patience ist ebenfalls schwanger, also erwarten wir die beiden auch erst in ein paar Wochen. Und was Richard betrifft, er hat vor Weihnachten völlig unerwartet in Schottland geheiratet. Es gab ein paar Schwierigkeiten. Sylvester, Honoria, Vane, Patience und Helena – und noch ein paar andere – sind nach Norden gereist, aber alles scheint sich ganz angenehm entwickelt zu haben, und Helena ist begeistert von der Aussicht, noch mehr Enkelkinder zu bekommen.
Allerdings«, erklärte Horatia zusammenfassend, »da weder Honoria noch Patience und auch nicht Richards Catriona junge Damen waren, die Hilfe und Führung brauchten, haben weder Helena noch ich je eine junge Dame um uns gehabt, um die wir uns kümmern konnten – du bist also unsere letzte Chance auf diesem Gebiet.«
Flick lächelte spontan. »Ich würde mich über Ihre Hilfe freuen.« Sie betrachtete die eleganten Ladys und Gentlemen, die über die Straßen schlenderten. »Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie man sich in London benehmen muss.« Sie blickte an ihrem hübschen, aber nicht besonders eleganten Kleid hinunter, errötete ein wenig und sah dann Horatia an. »Bitte, zeigen Sie mir alles – es würde mich nämlich sehr unglücklich machen, Sie und D… Harry in Verlegenheit zu bringen.«
»Unsinn.« Horatia drückte liebevoll Flicks Hand. »Ich bezweifle, dass dir das gelingen würde, selbst wenn du es versuchen würdest.« Ihre Augen blitzten. »Und ganz sicher könntest du meinen Sohn nicht in Verlegenheit bringen.« Flick errötete, und Horatia lachte leise. »Mit ein wenig Führung, ein wenig Erfahrung und ein wenig städtischer Politur wirst du das sehr gut machen.«
Dankbar für das Vertrauen lehnte sich Flick zurück und überlegte, wie sie wohl die Frage stellen könnte, die ihr am wichtigsten war. Horatia sah sie bereits als ihre zukünftige Schwiegertochter, und das hatte sie sich auch erhofft. Aber sie hatte Demons Antrag noch nicht angenommen, und das würde sie auch nicht tun, nicht, bis … Sie holte tief und entschlossen Luft und sah dann Horatia an. »Hat D… Harry erklärt, dass ich noch nicht zugestimmt habe, ihn zu …«
»Oh, in der Tat. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass du genügend Verstand hattest, seinen Antrag nicht gleich zu akzeptieren.« Horatia runzelte missbilligend die Stirn. »Diese Dinge brauchen Zeit – wenigstens Zeit genug, um eine anständige Hochzeit zu organisieren. Doch leider sehen sie das ganz anders.« Der Ton ihrer Stimme machte deutlich, dass sie von den Männern in der Familie sprach. »Wenn sie etwas zu sagen hätten, dann würden sie dich schnell zu einem Geistlichen schleppen und dann ins Bett, und dabei würden sie jedoch kaum um Erlaubnis bitten!«
Flick keuchte auf, und Horatia, die das falsch verstanden hatte, tätschelte ihre Hand. »Ich weiß, du hast nichts dagegen, wenn ich geradeheraus rede – du bist alt genug, diese Dinge zu verstehen.«
Flick nickte nur und hielt sich dann zurück. Sie war errötet, weil sie es sogar ganz genau wusste, und sie war für Horatias Verständnis dankbar – so hatte Demon sich das sicher auch vorgestellt. Und weil er so war, wie er eben war, hatte er auch den Geistlichen übergangen und sogar das Bett. »Ich denke, Zeit – wenigstens ein wenig Zeit –
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