In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
pünktlich erschienen, doch dann hatte er festgestellt, dass es nicht genügte, Felicity über den Esstisch hinweg zu betrachten, um seinen Appetit zu stillen, während seine Eltern anwesend waren.
Gestern war er um elf Uhr gekommen – eine vollkommen unverdächtige Zeit. Zu kurz nach dem Frühstück zu erscheinen wäre zu offensichtlich gewesen. Highthorpe hatte ihn voller Mitleid angesehen und ihm dann erklärt, dass seine Mutter, seine Tante und die junge Lady zum Einkaufen gegangen waren.
Er wusste, das bedeutete, dass sie stundenlang unterwegs sein würden. Und wenn sie zurückkamen, würden sie in einer dieser dummen weiblichen Stimmungen sein und nur noch von Rüschen und Pelzbesätzen sprechen und auf ihn gar nicht achten.
Er hatte sich also zurückgezogen und sich noch einmal ins Gedächtnis gerufen, dass er auch deshalb Flick in die Stadt gebracht hatte, damit sie all die Dinge kennen lernte, die sie als seine Frau auch tun würde. Einkaufen war für die weibliche Seele schließlich ein sehr guter Zeitvertreib.
Auf anderen Gebieten war ihm das Schicksal gut gesinnt, denn es war ihm zu Ohren gekommen, dass Quasselstrippe Selbourne sich bei den Kindern seiner Schwester mit Mumps angesteckt hatte und in dieser Saison nicht mehr in der Stadt erwartet wurde. Um Selbourne brauchte er sich also im Augenblick keine Sorgen mehr zu machen.
Heute war er am späten Vormittag am Berkeley Square angekommen, in der sicheren Erwartung, dass Flick ihn mit einem ihrer neuen Kleider beeindrucken wollte.
Doch seine Mutter war mit ihr in den Park gefahren.
Er dachte ernsthaft darüber nach, mit seiner Mutter ein paar deutliche Worte zu reden.
Er lenkte seinen Zweispänner durch das Stanhope Gate und konnte gerade noch einem näher kommenden Landauer ausweichen. Dabei versuchte er, seine unerklärliche schlechte Laune und das drängende Pochen in seinem Blut zu ignorieren. Er war überrascht über die Heftigkeit seiner Reaktion und das Gefühl des Verlustes, das ihn erfasst hatte. Es war, so beruhigte er sich, einfach nur so, dass er sich daran gewöhnt hatte, sie jeden Tag zu sehen, sonst nichts.
Es musste so sein. In der Stadt, so kurz vor der Saison, würden sie sich nur sehr selten treffen können, auch nicht im Park, unter den aufmerksamen Blicken der Matronen der gehobenen Gesellschaft, oder in einem überfüllten Ballsaal, wo sie ebenfalls beobachtet werden würden. Private Stunden, an die er sich während seines Aufenthaltes auf dem Land gewöhnt hatte, gehörten nicht länger zu ihrem Tagesablauf.
Er lenkte seinen Zweispänner die Straße entlang und bemühte sich, sein grimmiges Gesicht zu entspannen und seine übliche, ein wenig gelangweilte Maske aufzusetzen.
Er entdeckte schließlich Flick im Landauer seiner Mutter, die strahlend eine ganze Reihe Gentlemen anlächelte, die mit anderen jungen Ladys über die Wiese spazierten und Flick interessiert musterten. Seine Mutter war in eine Unterhaltung mit seiner Tante Helena versunken, deren Landauer neben dem seiner Mutter stand.
Demon unterdrückte einen Fluch. Er lenkte seinen Zweisitzer hinter die Kutsche seiner Mutter und zog die Zügel an. Gillies lief herbei, um die Braunen zu halten. Demon sprang aus dem Wagen und ging nach vorn.
Flick hatte gehört, dass der Zweispänner hinter ihnen gehalten hatte, sie wandte sich um und lächelte ihn an. Einen Augenblick lang verlor er sich in ihrem Blick, in ihren strahlenden Augen – und er begann zu lächeln, sein übliches verlockendes, neckendes Lächeln, doch im letzten Augenblick hielt er sich noch zurück und zeigte einen lässigen, freundlichen Gesichtsausdruck und ein kühles Lächeln. Nur sein Blick verriet ihn, als er den ihren gefangen hielt. Wenn seine Mutter oder seine Tante auch nur einen Hauch von diesem anderen Lächeln entdeckt hätten, dann hätten sie viel zu viel gewusst.
Flick streckte ihm die Hand entgegen, er griff danach und verbeugte sich. »Nett, dich zu treffen, meine Liebe.«
Er richtete sich wieder auf und nickte seiner Mutter und seiner Tante höflich zu, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Flick. Ihre Hand hatte er noch nicht losgelassen. »Kann ich dich zu einem Spaziergang auf der Wiese verlocken?«
»O ja!« Eifrig rutschte sie auf ihrem Sitz nach vorne, und ganz plötzlich verstand Demon auch ihr Interesse an den Paaren auf der Wiese. Sie war einfach nur eifersüchtig. Sie war es gewöhnt, jeden Tag auszureiten, und das fehlte ihr.
Sein Lächeln wurde breiter,
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