In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
wollte sich mit Montague treffen, danach hatte er einige Geschäfte in der Stadt zu erledigen – er hat nicht gesagt, wo.«
Flick fluchte insgeheim, dann lief sie unruhig auf und ab. »Wir sollen um acht Uhr beim Essen sein.« Das bedeutete, dass es keinen Grund für Demon gab, vor sechs Uhr nach Hause zu kommen. Sie sah wieder zu Gillies. »Wie lange dauert es, von hier nach Twickenham zu fahren?«
»Zweieinhalb, vielleicht sogar drei Stunden.«
»Das dachte ich mir.« Wieder lief sie hin und her, dann blieb sie vor Gillies stehen. »Ich habe Bletchley gefunden. Aber …« Schnell erzählte sie ihm alles. »Sie sehen also, es ist unbedingt nötig, dass einer von uns von Anfang an dort ist, falls das Syndikat sich entscheidet, sich dort zu treffen. Nun ja« – sie machte eine ausladende Handbewegung -, »ein Maskenball – was könnte perfekter sein für ein kurzfristiges Treffen? Und selbst wenn sich das Syndikat nicht dort trifft, ist es ungeheuer wichtig, dass wir schnell sind – wir müssen Strattons Haus nach Beweisen durchsuchen, und dies ist die perfekte Möglichkeit, Zugang zu dem Haus zu bekommen und uns umzusehen.«
Als Gillies sie einfach nur anstarrte, als würde er seinen Ohren nicht trauen, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. »Da wir also nicht wissen, wann Demon zurückkommt, werden wir ihm eine Nachricht hinterlassen und uns auf den Weg machen. Einer von uns beiden muss von Anfang an dabei sein.« Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Es war bereits nach vier Uhr. »Ich möchte pünktlich um fünf Uhr losfahren. Können Sie eine Kutsche besorgen?«
Gillies sah sie gequält an. »Sind Sie sicher, dass Sie sich das nicht noch einmal überlegen wollen? Es wird ihm nicht gefallen, wenn Sie allein losfahren.«
»Unsinn! Es ist doch nur ein Maskenball, und er wird mir schon bald folgen.«
»Aber …«
»Wenn Sie mich nicht fahren wollen, werde ich mir eine Mietkutsche nehmen.«
Gillies seufzte tief auf. »Also gut, also gut.«
»Können Sie eine Kutsche besorgen?«
»Ich werde mir die zweite Kutsche der Lady ausleihen – das wird nicht schwer sein.«
»Gut.« Flick dachte noch einmal nach, dann fügte sie noch hinzu: »Hinterlassen Sie eine Nachricht in der Albemarle Street, in der Sie erklären, wohin wir gefahren sind und warum – ich werde auch hier eine Nachricht hinterlassen. Eine für Demon und eine für Lady Horatia. Das sollte alles erklären.«
Gillies sah sie zweifelnd an, verbeugte sich und ging.
Gillies kam mit Lady Horatias zweiter Kutsche zurück, einem kleinen, schwarzen Wagen, in den Flick kurz nach fünf einstieg.
Flick lehnte sich in die Polster zurück. Alles würde nach Plan verlaufen. Als sie Gillies erst einmal überzeugt hatte und dann nach oben gegangen war, war ihre kleine Zofe auf den Dachboden gegangen und mit einem schwarzen Domino zurückgekehrt, der ihren ganzen Körper einhüllte, und mit einer wundervollen schwarzen Maske, die mit Federn besetzt war. Beides lag jetzt auf dem Sitz neben ihr. Der Abend war warm, schwere Wolken hingen tief am Himmel. Sie würde ihre Verkleidung anlegen, wenn sie Stratton Hall erreicht hatten. Sie war sicher, dass niemand sie erkennen würde.
In der Tat stand ihr die Maske sehr gut, das Schwarz ließ das Gold ihres Haares noch mehr leuchten. Sie lächelte. Trotz der gefährlichen Situation fühlte sie eine gewisse Erregung – wenigstens kamen sie jetzt der Lösung näher, und sie konnte endlich etwas tun.
Aufgeregt dachte sie über das nach, was vor ihr lag. Noch nie zuvor war sie auf einem Maskenball gewesen – auch wenn solche Veranstaltungen früher einmal üblich gewesen waren, so wurden sie doch in letzter Zeit immer seltener abgehalten. Dennoch war sie davon überzeugt, dass sie es schaffen würde. Sie war auf vielen Bällen und Partys gewesen und kannte die Gepflogenheiten. Und Demon würde ihr folgen, sobald er nach Hause kam – es gab also kaum eine Möglichkeit, dass etwas schief gehen konnte.
Der Donner grollte gefährlich, doch er war noch weit entfernt. Flick schloss die Augen und lächelte.
Gillies hatte gemeint, dass es Demon nicht gefallen würde, wenn sie sich in Gefahr begab. Lady Osbaldestone hatte sie davor gewarnt, dass Demon ihr gegenüber einen sehr großen Beschützerinstinkt entwickelt hatte – das stimmte, so viel hatte sie bereits herausgefunden. Sie nahm an, dass sie von ihm mehr hören würde als nur ein Donnerwetter, wenn er sie erst einmal
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