In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
wenig schief, um ihre Arbeit zu betrachten. Demon sah ihr eine ganze Minute lang zu. Er bewunderte ihr frisches Morgenkleid, ihr Haar, das sie ordentlich gekämmt hatte und das wie ein goldener Hauch ihr Gesicht einrahmte.
Nachdem er sie lange genug betrachtet hatte, verließ er leise die Tür und ging auf sie zu.
Flick schnitt eine Kornblume ab und überlegte, an welche Stelle in dem Strauß sie diese am besten stecken sollte. Sie hielt sie hoch und zögerte …
Lange, schmale Finger nahmen ihr die Blume aus der Hand.
Sie keuchte auf, doch noch ehe sie sich umwenden konnte, wusste sie bereits, wer es war, der neben ihr stand. Sie kannte diese Berührung – kannte die Kraft, die er ausstrahlte. »Warst du schon beim General?«, fragte sie und überlegte, wie sie ihr wild schlagendes Herz beruhigen konnte.
»Hm.« Er hielt die Blume zuerst an die eine und dann an die andere Seite der Vase, ehe er sie hineinsteckte. Er betrachtete den Strauß, dann wandte er sich, offensichtlich zufrieden, zu ihr um. »Ja, ich habe mit ihm gesprochen.«
Mit seinem lässigen, ein wenig schläfrigen Gesichtsausdruck konnte er sie nicht hinters Licht führen, denn unter den halb geschlossenen Lidern blickten seine Augen aufmerksam und eindringlich. Sie hob das Kinn und griff nach der Gartenschere. »Ich habe dir doch gesagt, dass es gar nicht nötig ist, ein solches Drama zu veranstalten.«
Er verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. »Das hast du gesagt.«
Flick unterdrückte eine unwillige Bemerkung, sie hatte in der Tat erwartet, dass er sich bei ihr bedanken würde, nachdem er erst einmal Zeit gehabt hatte, über die ganze Sache nachzudenken, und begriffen hatte, was sein Plan überhaupt bedeutete. Sie nahm an, dass er irgendwann einmal heiraten würde, doch er war erst einunddreißig, und ganz sicher wollte er nicht ausgerechnet sie heiraten.
Aber er sagte nichts. Er hatte sich an die Wand gelehnt und sah ihr mit der gleichen Lässigkeit zu, mit der sie die Blumen in die Vase steckte. Das Schweigen zwischen ihnen wurde immer schwerer, und ihr kam der Gedanke, dass er vielleicht glaubte, sie wüsste das Opfer nicht zu schätzen, das er hatte machen wollen. »Es ist ja nicht so, dass ich dir nicht dankbar wäre.« Sie vermied es, ihn anzusehen, und richtete stattdessen den Blick auf die Blumen.
Ihre Bemerkung rüttelte ihn ein wenig auf. Sie begriff, dass seine Aufmerksamkeit geweckt war.
»Dankbar?«
Sie schnitt weiter Blumen ab und steckte sie in die Vase. »Für dein freundliches Angebot, meinen Ruf zu retten. Ich weiß zu schätzen, dass es von deiner Seite aus ein sehr großes Opfer gewesen wäre – doch Gott sei Dank war das ja nicht nötig.«
Er betrachtete ihr Profil und zwang sich, dort zu bleiben, wo er stand, und sie nicht in seine Arme zu reißen und sie zu küssen, nur um sie zum Schweigen zu bringen. »Opfer? Eigentlich hatte ich die Tatsache, dich zu meiner Frau zu nehmen, noch gar nicht in diesem Licht betrachtet.«
»Nicht?« Überrascht wandte sie sich zu ihm um, dann lächelte sie und widmete sich wieder den Blumen. »Ich wage zu behaupten, dass du es aber ganz sicher so gesehen hättest, wenn du erst einmal Zeit gehabt hättest, dir die ganze Sache zu überlegen.«
Demon starrte sie einfach nur an. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so … abgeschoben gefühlt.
»Glücklicherweise gab es keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das habe ich dir doch gesagt.«
Und glücklicherweise erfuhren weder er noch sie das, was er als Nächstes gesagt oder getan hätte, denn Jacobs erschien an der Tür, mit der Nachricht, dass das Essen im Speisezimmer angerichtet war.
Flick ging voraus, anders hatte Demon das auch gar nicht erwartet, er folgte ihr und bemühte sich, einen gewissen Abstand zwischen ihnen beiden einzuhalten – in seiner augenblicklichen Stimmung war es wahrscheinlich klug, ihr nicht zu nahe zu kommen.
Das Mittagessen war kein großer Erfolg.
Flick wurde immer ungeduldiger, je länger die Mahlzeit dauerte. Demon trug nichts zu der Unterhaltung bei, außer dass er die Fragen des Generals beantwortete. Er beobachtete Flick in grüblerischem Schweigen, als würde er etwas betrachten, das er selbst nicht verstand, das er aber dennoch ablehnte. Er überließ es ihr, mit ständig wachsender gespielter Fröhlichkeit zu plaudern, bis ihr der Kopf schmerzte.
Als das Mahl endlich zu Ende war und sie ihre Stühle zurückschoben, war Flick bereit, ihn beim nächsten Wort anzufahren – wenn er
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