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In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)

In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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beschützt werden müssen, und das wird mir helfen, ein Zimmer zu bekommen. Zusätzlich können Witwen verhüllende Schleier tragen, ohne dass sich jemand Gedanken macht. Und drittens kann eine Witwe allein reisen – zumindest mit ihrem Kutscher.« Sie wandte sich noch einmal an Gillies. »Wenn Sie lieber hier bleiben und auf Ihren Herrn warten wollen, dann kann ich Jonathon mitnehmen.« Jonathon war der Kutscher von Hillgate End.
    Entschlossen schüttelte Gillies den Kopf. »Ich werde bei Ihnen bleiben.« Dann murmelte er leise vor sich hin: »Immerhin lautete so der Befehl. Es werden wegen dieser Sache schon genügend Köpfe rollen, ohne dass ich meinen auch noch riskiere.«
    Gillies hob den Kopf, sah Dillon an und versuchte noch ein letztes Mal, die Sache abzuwenden. »Dem Herrn wird das gar nicht gefallen.«
    Flick glaubte auch nicht, dass Demon mit ihrem Plan einverstanden sein würde, doch darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
    Aber Dillon tat das. »Schade, dass Cynster nicht hier ist.«
    »Er ist eben nicht hier.« Flick griff nach ihren Handschuhen und stand auf. »Also müssen wir uns um die Sache kümmern.« Sie warf Gillies einen auffordernden Blick zu. »Kommen Sie zum Stall, so bald Sie können – ich möchte in der nächsten Stunde abreisen.«
     
    In der gut gefederten Kutsche des Hauses dauerte die Reise von Newmarket nach Bury St. Edmunds nicht lange. Sie rollten in die Stadt, als das letzte Tageslicht am westlichen Himmel verschwand, und mussten sich in eine lange Reihe von Kutschen, Wagen, Zweispännern und Karren einreihen, die über die Hauptstraße fuhren.
    Flick sah aus dem Fenster und war erstaunt über die Anzahl der Kutschen, die sich auf der üblicherweise leeren Straße stauten. Das Klappern von Hufen, das Knallen von Peitschen und viele grobe Flüche erfüllten die Luft. In den Straßen drängten sich die Menschen – Arbeiter in einfacher Kleidung, Landjunker in Tweedanzügen und Gentlemen jeder Schicht, vom modisch gekleideten Sportler bis hin zum eleganten Schwerenöter oder dem kühnen Stutzer, der alle Frauen abschätzend betrachtete, die sich auf die Straße wagten.
    Flick lehnte sich zurück und war für ihren dichten Schleier dankbar. Er würde nicht nur ihr Gesicht verbergen, sondern auch ihr Erröten. Sie sah an sich hinunter und wünschte, sie hätte ein Kleid gefunden, das ein wenig passender für eine Witwe gewesen wäre – ein hochgeschlossenes Kleid mit einem weiten Rock, vorzugsweise in einem matten Schwarz. In ihrer Eile hatte sie eines ihrer Tageskleider gewählt, ein tief ausgeschnittenes Kleid mit hoher Taille, in einem sanften Voiléstoff in ihrer Lieblingsfarbe, lavendelblau. In diesem Kleid wirkte sie so gar nicht wie eine Witwe – sie nahm an, dass sie sehr jung aussah.
    Sie würde daran denken müssen, ihren Umhang die ganze Zeit zu tragen, wenn sie nicht in ihrem Zimmer war. Glücklicherweise war wenigstens dieser Umhang perfekt – weit und schwer und dunkel, mit einer großen Kapuze. In einem alten Koffer auf dem Speicher, an den Flick sich noch aus ihrer Kindheit erinnerte, hatte sie den dichten Schleier aus schwarzer Spitze gefunden. Und auch wenn er altmodisch war, so war er doch genau das, was sie brauchte. Er bedeckte ihren Kopf, ihr Haar und auch ihr Gesicht. Niemand würde sie erkennen, und dennoch hinderte er sie nicht daran, deutlich sehen zu können.
    Und sie würde alles deutlich sehen müssen, um die Rolle spielen zu können, die sie spielen musste.
    Mit dem Schleier über dem Kopf und der Kapuze, das Ganze mit zwei Hutnadeln festgesteckt, war sie sicher, unerkannt zu bleiben. Solange sie den Umhang trug, würde alles gut gehen.
    Sie hielt ihre schwarze Tasche in der Hand, die sie auch in dem alten Koffer gefunden hatte, und wartete ungeduldig darauf, dass sie sich dem Gasthof näherten. Die Kutsche holperte, blieb stehen, dann holperte sie ein Stück weiter und blieb wieder stehen. Das Geräusch bremsender Kutschenräder drang an ihr Ohr, die darauf folgenden Flüche wollte sie lieber gar nicht hören.
    Sie sah vor sich hin und ging in Gedanken ihren Plan noch einmal durch. Bis jetzt hatte alles geklappt. Dem General hatte sie erzählt, dass sie den plötzlichen Wunsch verspürte, eine alte Freundin zu besuchen – Melissa Blackthorn, die glücklicherweise gleich hinter Bury St. Edmunds lebte. In den letzten zehn Jahren hatten sie und Melissa einander öfter einmal besucht, ohne zuvor förmliche Vereinbarungen getroffen zu haben. Der

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