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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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sie für immer verlieren.
    „Jetzt hat er ihn!“
    „Thore, mach ihn nieder.“
    „Stopf ihm Dreck in sein großes Maul!“
    Sie sah zwei Männer, die miteinander am Boden rangen. Thore hatte den Augenblick genutzt, da Wilhelm von der Wucht seines eigenen Schwertstreichs gebückt stand, und sich auf ihn gestürzt. Nun war Wilhelm das Kettenhemd wenig von Nutzen, es hinderte ihn sogar in der Bewegung. Die Kämpfer wälzten sich hin und her, stießen gegen die aus dem Boden ragenden Baumstümpfe, man sah Wilhelms Beil aufblitzen, doch gleich darauf schlug es ihm der Jüngere aus der Hand.
    Wilhelm lag reglos am Boden, Thore kniete über ihm. Die Wikinger jubelten, drängten sich nach vorn, als wollten sie schon zu dem Sieger hinüberlaufen, und Rodena wurde von groben Händen zur Seite gestoßen. Sie sah noch, wie Thore sein Schwert auf die Brust des Gegners setzte, dann taumelte sie und stieß mit dem Rücken gegen die Palisadenwand. Es war zu Ende – Thore würde leben, und sie war glücklich darüber. Wilhelm aber würde sich in diesem Augenblick auf die Reise in das ferne Land machen, auf jene Insel, die ewig von Nebeln verhüllt war, das Anderland, das Reich der Gestorbenen.
    Man schob sich an ihr vorbei, trat ihr auf die Füße, grölender Jubel betäubte ihre Ohren – die Wikinger liefen nun ihrem Anführer entgegen, hoben ihn auf ihre Schultern und trugen ihn mit Gebrüll und Siegesgeschrei zur Festung zurück.
    Nur wenige hatten ihren Blick auf die Feinde gerichtet. Erst nach einer Weile durchdrang ein warnender Ruf den Taumel der siegestrunkenen Wikinger.
    „Schließt das Tor, ihr Fischköpfe! Zu den Waffen! Die Dreckskerle brechen ihr Wort! So schließt doch das Tor!“
    Verwirrung brach aus, Männer stießen sich gegenseitig beiseite, fluchten, standen sich im Weg, die einen wollten zu den Waffen eilen, während andere verzweifelt versuchten, den großen Torflügel zu schließen. Umsonst, das Gedränge war zu dicht, während einige noch den scheinbaren Sieg bejubelten, brüllten die anderen vor Wut über den Verrat, denn der Feind hatte die Festung fast erreicht.
    Rodena hatte keine Chance gehabt, sich ins Innere der Festung zu flüchten – die aufgeregten Kämpfer stießen sie gegen die Palisaden, und bevor sie an Flucht denken konnte, hatten die Kämpfe schon begonnen. Dicht vor ihr focht man Mann gegen Mann, wuchtige Schläge zischten an ihr vorbei, ein junger Wikinger sank stöhnend zu Boden, ein Normanne beugte sich über ihn, gleich darauf fiel auch er, vom harten Stahl einer Wikingeraxt getroffen.
    Die Masse des feindlichen Ansturms richtete sich gegen das offen gebliebene Tor, dort stellten sich die Wikinger in verzweifelter Gegenwehr den Schwertern und Lanzen entgegen. Rodena, die seitlich des Tores gegen die Palisaden gepresst stand, starrte auf die Kämpfenden und glaubte, jene grausigen Bilder wiederzuerkennen, die sie so oft in ihren Wahrträumen gesehen hatte.
    Dann erblickte sie plötzlich eine hohe Gestalt mitten unter den Feinden, das lange Kettenhemd leuchtete, der Kämpfer trug keinen Helm, und sein dunkelblondes Haar klebte ihm an der Stirn.
    Thore hatte Wilhelm nicht getötet. Er hatte zwar seine Brust mit der Spitze des Schwertes berührt, um ihm zu beweisen, dass er besiegt war, doch dann hatte er ihm das Leben geschenkt.
    Wilhelms Kämpfer hatten die Reihen der Wikinger durchbrochen und stürzten mit triumphierendem Gebrüll in das Innere der Festung. Thore bezahlte bitter für seinen Großmut.
    Rodena schrie auf, denn in diesem Augenblick hatte jemand sie am Gewand gefasst, sie stürzte, versuchte sich aufzuraffen, schlug kreischend um sich. Doch die Fäuste, die sie nun packten, waren eisern. Ein Schlag traf sie am Kopf, sie spürte, wie ein dunkler Nebel aufstieg und alles um sie herum einhüllte, auch die Geräusche des grausigen Kampfgeschehens schluckte und nur kühle Gleichgültigkeit zurückließ.
    Sie wehrte sich nicht mehr, als man sie fortschleppte. Sie lächelte sogar, denn sie spürte nichts als einen leichten Schwindel.
    ***
    „Rodena! Geht es dir besser?“
    Ein Meer tobte in ihrem Schädel. Donnernd schlug die Brandung gegen den Fels, zischend stieg die Gischt auf, ein riesiger Albatros kreiste über dem Wasser und stieß schrille, langgezogene Schreie aus.
    „Meine Güte, Rodena. So mach doch wenigstens ein klein wenig die Augen auf.“
    Jemand strich sacht über ihre Wangen, es fühlte sich kühl an, als habe eine kleine Welle über sie geleckt. Das

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