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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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Ahnungen zu kämpfen gehabt. Schließlich war er sogar davon überzeugt gewesen, sie sei zu Wilhelm Langschwert übergelaufen.
    „Du kannst dich nicht freuen, wenn ich unseren Feind besiege“, zischte er sie an. „Weshalb nicht? Hast du Mitleid mit dem alten Mann?“
    „Hör mir zu, Thore ...“
    „Oder bist du gar auf seiner Seite, Rodena?“
    Sie starrte ihn entsetzt an und begriff erst jetzt, weshalb er sich so seltsam verhielt. Seine grauen Augen schienen kalt auf sie zu blicken, doch hinter der Kälte spürte sie seinen Zorn und seine Verzweiflung. Er hatte ihr tatsächlich zugetraut, ihn verraten zu haben.
    Sie öffnete ihr Gewand und zog das Amulett hervor. Sein Blick wurde starr, als er die Form des Wolfskopfes darauf erkannte.
    „Woher hast du das? Ist es das Liebespfand, das Wilhelm dir gegeben hat?“, stieß er heiser hervor. „Hat er es dir geschenkt, weil du das Lager mit ihm ge...“
    Eine kräftige Ohrfeige traf seine linke Wange, so dass er verblüfft schwieg. Zornbebend stand sie vor ihm, hatte die Zähne in die Unterlippe gegraben, ihr Gesicht glühte.
    „Eine andere Antwort hast du nicht verdient, Thore Eishammer. Du bist wahrhaftig der größte Dummkopf, der mir jemals über den Weg gelaufen ist!“
    Er hatte sich nicht bewegt, schaute sie nur an und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Ihr Zorn war echt, und er schämte sich jetzt seines Misstrauens.
    „Vergib mir ...“, murmelte er.
    Auf der anderen Seite der Blockhütte wurden jetzt wieder Rufe laut, man meldete, dass Wilhelms Männer sich wie verabredet zurückgezogen hätten. Der Herzog der Normannen stand in Rüstung und Waffen bereit zum Kampf.
    „Wo ist Thore? Er sollte jetzt vor das Tor treten.“
    „Lange dürfen wir nicht zögern, sonst glaubt Wilhelm noch, unser Anführer verkröche sich feige hinter den Palisaden.“
    „Wo steckt er denn?“
    Thore achtete nicht auf das Geschrei seiner Leute. Er nahm das Amulett in die Hand und betrachtete es, dann blickte er Rodena fragend an.
    „Ich war bei Kira“, sagte sie leise. „Doch ich fand sie nicht. Dafür lag dieser Schmuck für mich bereit.“
    „Der Kopf eines Wolfes ...“
    „Das Zeichen, das Wilhelm auf seinem Schild trägt.“
    Er sah wieder auf das Amulett hinab, dann hob er den Blick zu ihr. Ungläubiges Erschrecken war in seinen Augen. „Woher hat Kira dieses Amulett?“
    „Ich sah es niemals bei ihr. Sie muss es sorgsam verborgen haben, denn derjenige, der es ihr gab, war ihr Geliebter und zugleich trachtete er nach ihrem Leben.“
    „Du glaubst doch nicht ...“
    „Es könnte sein, dass Wilhelm Langschwert mein Vater ist, Thore.“
    „Aber das ist unmöglich. Wilhelm ließ deine Mutter vertreiben, er hätte sie fast getötet ...“
    „Und doch könnte es wahr sein, denn meine Göttin zeigte mir einen Wolf, der mich mit meinen eigenen Augen anblickte.“
    Er ließ das Amulett los, als sei es ein giftiges Gewächs, und trat einen Schritt zurück. Ärgerlich schüttelte er den Kopf – nein, das konnte nicht wahr sein. Was für eine verrückte, irrwitzige Idee! Sie bildete sich etwas ein, hatte die Zeichen ihrer Göttin falsch gedeutet.
    „Ich will nichts davon hören“, stieß er zornig hervor. „Ich werde gegen diesen Mann kämpfen, denn er ist unser Feind. Hast du das etwa vergessen?“
    Sie nickte hilflos. Was sollte sie schon dagegen tun? Selbst wenn Wilhelm tatsächlich ihr Vater war – Thore konnte jetzt nicht mehr von dem Kampf zurücktreten, ohne als Feigling zu gelten.
    „Thore!“, brüllten die Männer. „Was ist jetzt mit dir?“
    „Dem wühlt die Angst vor Wilhelm im Gedärm!“
    „Nein, er schwatzt süß mit seiner falschen Druidin!“
    „Bist du ein Mann oder ein Weiberknecht?“
    Er konnte nicht länger zögern und wollte sich abwenden, doch sie fasste ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    „Tu, was du tun musst, Thore“, sagte sie. „Ich werde an deiner Seite sein, ganz gleich, was geschieht.“
    Er gab ihr keine Antwort, seine Züge blieben ernst. Doch sie sah ihm an, dass diese Worte ihm Zuversicht gaben. Angstvoll blickte sie ihm nach, als er davonging, gleich darauf hörte sie, wie der schwere Riegel gehoben wurde und der Torflügel sich knarrend öffnete.
    Die Wikinger brüllten ihrem Kämpfer hinterher, die meisten waren auf die Palisaden geklettert, um den Kampf besser beobachten zu können, hockten in halsbrecherischer Stellung dort oben auf den Pfosten und riefen ihrem Anführer alle möglichen aufmunternden Worte nach.

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