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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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vorsichtig einen Arm unter ihren Nacken, hob sie ein wenig an und hielt ihr einen Krug an den Mund. Das Wasser floss über ihr Gewand, erst nach einer kleinen Weile öffnete sie den Mund und trank ein paar Schlucke. Sie musste husten, der Ozean in ihrem Schädel tobte und schäumte.
    „Was wurde aus der Festung?“, brachte sie mühsam hervor.
    „Ich weiß es nicht. Ich war ja nicht dabei. Sie haben mich gleich in der Nacht, als ich davonlief, gefangen und bei sich behalten. Ich habe ihnen erzählt, ich sei eine Christin, die die Wikinger geraubt hätten. Aber sie haben nur gelacht. Es sind grobe Kerle, sie haben mich gefesselt und mir gesagt, sie würden mich als Sklavin verkaufen, denn ich sei eine Wikingerhure ...“
    Rodena hob tröstend die Hand an die Wange des Mädchens und versuchte zu lächeln. Es gelang nicht besonders überzeugend, was daran lag, dass ihre Stirn schmerzte, sobald sie das Gesicht verzog.
    „Dann haben wir ja eines gemeinsam, Papia.“
    Das Mädchen hielt Rodenas Hand fest und streichelte sie. Sie war trotz allem froh, nicht ganz allein im Unglück zu sein.
    „Hast du Ubbe gefunden?“
    „Nein. Die Gefangenen, die sie auf der Seine gemacht haben, sind irgendwo bei Rouen eingesperrt. Dorthin werden wir jetzt wohl fahren.“
    „Dann ist doch noch Hoffnung“, sagte Rodena. „Vielleicht ist Ubbe dort, und ihr werdet euch wiedersehen.“
    „Ja“, wisperte Papia. „Und vielleicht ist Thore ja noch am Leben, und er wird kommen, um dich zu befreien.“
    Vielleicht wird das Wasser auch den Berg hinauffließen und das Meer zu Stein werden, dachte Rodena bekümmert. Doch sie schwieg und schloss ermattet die Augen.
    „Schlaf ein wenig“, hörte sie Papia zärtlich sagen. „Wir werden gewiss den ganzen Tag über unterwegs sein.“
    Sie dämmerte vor sich hin, während unter ihr der Wagen ratterte, gegen Steine stieß, über Schlaglöcher rumpelte und der Wind über sie hinwegsauste. Doch der pochende Schmerz in ihrem Kopf war ihr gleichgültig, denn die Verzweiflung, Thore für immer verloren zu haben, ließ sie die körperliche Pein kaum noch empfinden. Hätte Thore seinen Gegner getötet, dann wäre es vermutlich nicht zum Kampf gekommen, denn die Normannen wären führerlos gewesen. Thore war gestorben, weil er Großmut gezeigt und Wilhelm das Leben geschenkt hatte. Bitterkeit stieg in ihr auf, weil er es ihr zuliebe getan hatte. Warum hatte sie ihm nur von ihrer Vermutung erzählt? Was hatte sie sich davon erhofft?
    Nein – Wilhelm Langschwert durfte nie und nimmer ihr Vater sein, denn er war nichts als ein feiger, hinterhältiger Verräter. Ein Wortbrüchiger, der seinem Gegner falsche Versprechungen machte, um ihn dann listig zu betrügen.
    Beklommen dachte sie daran, dass Wilhelm ihre Mutter hatte verfolgen lassen, dass er auch sie selbst hatte fangen wollen und ihre Auslieferung verlangt hatte. Ja, das passte gut zu diesem Mann.
    Papia hatte sich neben sie gelegt, und die Wärme ihres Körpers tat Rodena gut. Hin und wieder flüsterte sie mit ihr, fragte Rodena, wie es ihr ginge und gab ihr Wasser zu trinken. Erst als die Dämmerung einsetzte, hielt der Wagen an, und Rodena wagte es, sich vorsichtig aufzusetzen. Schwindel erfasste sie, doch sie klammerte sich an den Seitenbrettern des Wagens fest und überwand die Schwäche.
    Sie befanden sich in der Nähe eines Gehöftes. Drei niedrige, strohgedeckte Gebäude waren zu sehen, von einem hölzernen Zaun umgeben, hinter dem sich Hühner, Ziegen und einige neugierige schmutzige Kinder tummelten. Ringsum hatte man den Wald gerodet und Felder angelegt, die mit Hecken aus struppigem Gebüsch von den Wiesen abgetrennt waren. Ein schmaler Bach schlängelte sich an den Gebäuden vorbei, kahle Weidenzweige neigten sich ins Wasser, ein paar Enten duckten sich ängstlich in eine Senke nahe des Ufers.
    Wilhelm hatte Befehl gegeben, ein Nachtlager herzurichten, und die Männer stellten Zelte aus Häuten auf, wie es auch die Wikinger taten. Nur der Anführer selbst und drei seiner engsten Getreuen betraten das Wohngebäude der Bauernfamilie, und Rodena konnte erkennen, dass der Herzog der Normandie dort voller Ehrfurcht empfangen wurde. Der Bauer schien geradezu begeistert davon zu sein, seinen Herrn beherbergen und verköstigen zu dürfen, denn er schleppte etliche Säcke herbei, und zwei alte Frauen eilten mit Krügen und Schalen über den Hof. Vermutlich würden jetzt auch einige der Hühner und Ziegen am Bratspieß enden, denn ein solch hoher

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