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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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beneiden, denn sie waren im Kampf gefallen und würden nun ein Leben in Saus und Braus an Odins Tisch in Walhall führen dürfen.
    Schlimmer war das Schicksal der Gefangenen, denn es war möglich, dass Wilhelm ihnen die Schmach antat, sie aufzuhängen. Auch er war ein Wikinger und wusste recht gut, welcher Tod für einen Mann der schändlichste und unehrenhafteste war.
    Sie hatten trotz ihrer Verwundungen schwere Arbeit geleistet, um die Gräber auszuheben, jetzt hockten sie auf den gefallenen Stämmen, tranken Wasser und versuchten, das Knurren ihrer leeren Mägen nicht zur Kenntnis zu nehmen. Die Stimmung unter den erschöpften Männern war düster, auch der scharfe, kühle Wind, der an Haaren und Gewändern riss und sie frösteln ließ, trug nicht gerade dazu bei, ihre Laune zu heben.
    „Hier ist nichts mehr zu holen“, wiederholte Halvdan. „Selbst wenn wir versuchten, die Festung wieder aufzubauen … Wilhelm Langschwert wird kommen und alles niedermachen.“
    Niemand antwortete, auch Thore schwieg, denn er fühlte die Verantwortung für die Niederlage schwer auf seinen Schultern lasten. Er hatte entscheidende Fehler begangen, und seine Männer hatten dafür büßen müssen.
    „Wenn dieser verfluchte Sturm sich endlich legen würde“, sagte Olav und wischte sich Sand und Asche aus den Augen. „Dann könnten wir es vielleicht wagen, in die Heimat zu fahren. Für dieses Jahr ist mir die Lust auf das Beutemachen gründlich verleidet.“
    Halvdan stieß ein kurzes, spöttisches Kichern aus. „Womit wolltest du wohl nach Norwegen rudern? Vielleicht auf einem Floß, das wir aus diesen angebrannten Hölzern zusammenbinden? Wir haben kein Schiff – hast du das vergessen?“
    „Wir könnten uns eines besorgen ...“
    „Ein kleines Fischerboot vielleicht. Das wäre ein hübsches Spielzeug für Kolgas Töchter und würde uns allesamt in Ägirs nasses Reich befördern, kaum dass wir die Küste hinter uns gelassen hätten!“
    „Was sollen wir tun, Thore?“, fragte Björn. „Du hast uns viel versprochen, doch wenig gehalten. Jetzt wünschte ich, wir wären nach Norwegen zurückgekehrt, als noch Zeit dazu war.“
    Thore hatte Mitleid mit dem jungen Burschen. Es war einer jener Kämpfer, die mit Sigurd gekommen waren, er hatte Sigurds Niederlage überlebt und sich dann voller Begeisterung Thore Eishammer angeschlossen. Nur war er zum zweiten Mal bitter enttäuscht worden.
    „Lasst uns in Ruhe überlegen, was zu tun ist“, sagte Thore. „Wer zu schnell handelt, wird sich irren.“
    Halvdan schnaubte verächtlich und grinste Thore hämisch an.
    „Das musst du gerade sagen, Thore! Wem haben wir denn diese Niederlage zu verdanken, wenn nicht dir? Warum hast du die verfluchte Druidin nicht ausgeliefert und mit Wilhelm Frieden geschlossen? Dann säßen wir jetzt nicht hier auf den verkohlten Balken unserer Festung, sondern bei Braten und Met in unseren schön gebauten Häusern.“
    „Als Wilhelm Langschwerts Knechte!“, knurrte Thore.
    „Besser ein satter Knecht als ein freier Mann, dem der Magen knurrt!“
    Nicht alle waren Halvdans Meinung, denn die meisten hatten wenig Lust, sich Wilhelm Langschwert unterzuordnen. Vor allem Olav verkündete, lieber sterben zu wollen, als Wilhelms Knecht zu sein.
    „Weshalb hast du nicht zugestochen?“, warf Halvdan seinem Anführer vor. „Du hattest ihn besiegt, wie kam es, dass er sich erheben und seine Kämpfer anführen konnte?“
    Thore wusste, dass keiner seiner Männer ihm diese Dummheit vergeben würde. Nach den uralten Gesetzen des Zweikampfes hatte er das Recht, den besiegten Gegner zu töten – hätte Wilhelm ihn bezwungen, er hätte gewiss nicht gezögert, ihm sein Schwert in den Leib zu stoßen. Doch er hatte es nicht fertiggebracht, den am Boden Liegenden zu töten, etwas hatte ihm die Schwerthand gelähmt, und er hatte die Waffe zurückgezogen. Es war weder Großmut noch Milde, die ihn in diesem Augenblick überkam, es war der Gedanke, dass er Rodena für immer verlor, wenn er ihren Vater tötete. Doch die Worte, die er Wilhelm entgegenschleuderte, waren nicht dazu angetan gewesen, seine Freundschaft zu erwerben.
    „Weshalb soll ich mein Schwert mit dem Blut eines Schwächlings besudeln! Ich schenke dir dein jämmerliches Leben, Wilhelm!“
    Er konnte recht gut verstehen, dass Wilhelm Langschwert ihm keineswegs dankbar für diese Schonung war. Im Gegenteil, er hatte sie als tiefe Schmach empfunden, die er Thore Eishammer niemals vergessen würde.
    „Er

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