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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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meinte er gelassen. „Meine Männer haben lange keine Frau mehr gehabt. Ich will ihnen den Gehorsam nicht zu schwer machen.“
    Sie erzitterte. Konnte sie seinen Worten trauen? Würde er sie tatsächlich vor seinen Leuten schützen? Auf der anderen Seite schien es nahezu unmöglich, aus der Gefangenschaft dieses Burschen zu entfliehen. Sie war erschöpft und wusste sich keinen Rat mehr, deshalb ging sie nun vor ihm her, so wie er es wollte, und wenn sie gehofft hatte, dass er sich im Wald verlief, dann hatte sie sich geirrt. Thore, der Wikinger, verfügte über einen hervorragenden Ortssinn, er ging geradewegs nach Norden in Richtung Küste.
    Es war ein schweres Stück Arbeit gewesen, diese Hexe in seine Gewalt zu bringen, aber er hatte sein Ziel schließlich erreicht. Nur eines minderte seine Zufriedenheit: Sein Dolch war zwischen die Farnkrautbüschel gerutscht und hatte sich nicht mehr finden lassen. Es war bereits der zweite Dolch, den er durch die Schuld dieser Hexe einbüßte, und er ärgerte sich gewaltig darüber.
    ***
    Es war schon gegen Abend, als sie die rötlichen Felsen der Steilküste erblickten, über denen zahllose Möwen kreischend und zankend ihre Bahnen zogen. Eine dünne Rauchsäule stieg vom Strand auf und mischte sich mit den tiefhängenden, grauen Wolken – die Wikinger hatten dicht am Wasser ein Lager aufgeschlagen und bereiteten sich ihre Abendmahlzeit.
    Thore löste Rodenas Fesseln und befahl ihr, über die dicken Granitbrocken zum Meer hinunterzuklettern.
    „Da hinunter? Ich werde mir den Hals brechen!“
    „Keine Angst“, knurrte er und schob sie an den Rand des Felsens. „Ich fange dich auf.“
    Er stieg ein Stück voran und wartete auf sie. Rodena zögerte. Wenn sie jetzt rasch davonlief, war er im Nachteil, denn er musste zuerst wieder den Fels hinaufsteigen. Doch Thore schien ihre Absicht erraten zu haben, denn er schwang sich mühelos empor, und sie schrie leise auf, als er mit einer Hand ihren linken Fußknöchel umfasste.
    „Ich werde dir helfen, den Fuß richtig zu setzen“, sagte er spöttisch. „Nun mach schon – oder soll ich dich vielleicht tragen?“
    „Nein!“
    Sie zweifelte nicht daran, dass er imstande gewesen wäre, sie wie eine erbeutete Sklavin hinunter ins Wikingerlager zu schleppen. Langsam und vorsichtig machte sie sich an den Abstieg, suchte ängstlich festen Halt auf dem abgeschliffenen Stein und ärgerte sich immer wieder, dass das lange Kleid dabei fürchterlich störte.
    „Lass endlich meinen Fuß los!“, fauchte sie nach unten. „Ich werde deinetwegen noch abrutschen.“
    „Dann fällst du in meine Arme, Hexe!“
    „Lieber stürze ich ins Meer, Wikinger!“
    „Da hast du Pech – wir haben Ebbe“, gab er ungerührt zurück, ließ sie aber dennoch vorsichtshalber los, denn er merkte, wie unsicher sie war. Sorgfältig verfolgte er jede ihrer Bewegungen, blieb so dicht hinter ihr, dass er sie jederzeit stützen konnte und hielt sogar hie und da den flatternden Saum ihres Gewandes fest, damit sie die Füße leichter in die schmalen Gesteinsnischen setzen konnte.
    Unten am Strand waren inzwischen die übrigen Wikinger aufmerksam geworden, und etliche von ihnen waren neugierig herbeigelaufen, um sich die hübsche Gefangene mit dem wehenden, schwarzen Haar aus der Nähe anzuschauen. Laut schallten ihr Gelächter und ihre Reden zu Rodena hinauf, und da sie von ihrer Mutter die Sprache der Wikinger erlernt hatte, verstand sie fast alles.
    „Schaut euch das an! Thore hat sich ein Weibsbild geholt!“
    „So ein Strolch! Uns lässt er hier Stockfrisch fressen, und er selbst treibt’s derweil im Wald mit einer schönen Fränkin.“
    „Deshalb hat er solch ein Geheimnis darum gemacht – er wollte sie für sich allein haben.“
    Brüllendes Gelächter war zu hören – verständnisinnige Bemerkungen, dann übertönte eine rauhe Stimme die anderen.
    „Doch nicht Thore Eishammer! Der hasst alle Weiber und hat noch nie ein zweites Mal mit der gleichen geschlafen.“
    „Nur langsam!“, rief ein anderer und lachte grob. „Jetzt, wo er das Schiff schon gerudert hat, wird er uns auch aufsitzen lassen.“
    Er erntete Beifall, Rodena vernahm schnalzende Laute und zotige Rufe, die ihr vor Entsetzen das Blut gefrieren ließen.
    „Aber hübsch der Reihe nach. Ich bin zuerst dran!“
    „Bevor du auch nur deine Bruche aufgebunden hast, hab ich die Fränkin bis nach Dänemark geritten.“
    „Kein Streit, Männer. Wir würfeln um sie.“
    Voller Angst sah Rodena

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