In den Fesseln des Wikingers
zu Thore hinunter.
„Du hast versprochen, dass mir nichts geschehen wird“
Er schwieg dazu, sprang jedoch das letzte Stück in einem Satz hinunter, mitten in die feixenden Kameraden hinein.
„Keiner rührt sie an!“
Seine tiefe Stimme übertönte mühelos das Geschrei der anderen, verblüfft und unwillig wichen sie zurück, doch keiner wagte es, sich dem Anführer zu widersetzen. Selbst unter den hochgewachsenen Wikingern war Thore einer der größten, mehr noch als seine Körperkraft sorgte jedoch seine düstere, entschlossene Art dafür, dass man ihm Gehorsam leistete.
Rodena spürte die Spannung unter den Männern, und sie wäre am liebsten wieder den Felsen hinaufgeklettert, um sich vor den wilden Gesellen in Sicherheit zu bringen. Doch an Flucht war nicht mehr zu denken, sie musste sich darauf verlassen, dass Thore seine Männer in der Gewalt hatte. In ihrer Angst setzte sie den Fuß auf einen losen Stein, verlor den Halt, schrie auf und rutschte den Fels hinab – direkt in die Arme ihres Entführers. Vom brüllenden Gelächter der Wikinger begleitet, trug Thore seine schöne Beute zur Feuerstelle und ließ sie dort auf die Füße gleiten. Der Blick, den er über seine Männer schweifen ließ, war eine unmissverständliche Drohung.
„Was ist los?“, murrte der vierschrötige Ubbe. „Ist sie etwa eine Geisel, für die wir eine Menge Silber eintauschen können?“
„Besser als eine Geisel“, gab Thore zurück. „Sie ist eine Seherin.“
„Eine … Seherin?“
„Ganz recht. Sie wird uns sehr nützlich sein!“
Die Männer begriffen immerhin, dass diese schwarzhaarige Frau etwas Besonderes war. Auf keinen Fall eine Sklavin.
„Wenn sie eine Herrin ist“, meinte Ubbe vorsichtig. „Dann sollte sie denjenigen von uns auswählen, der bei ihr liegen darf.“
Rodena stand unbeweglich neben dem Feuer und versuchte, ihre Angst nicht nach außen dringen zu lassen. Steif hielt sie den aufgerissenen Stoff mit einer Hand an die Schulter gepresst und mühte sich, den vielen, gierigen Männerblicken mit einer stolzen Miene zu begegnen.
Thore hatte inzwischen kurz über Ubbes Vorschlag nachgedacht und er fand ihn nicht übel. Grinsend drehte er sich zu Rodena um.
„Meine Männer sind es gewohnt, dass eine Herrin selbst entscheidet, welchem Mann sie untertan sein will. Darum hast du jetzt die Wahl unter allen meinen Kriegern.“
Sie sah ihn mit weit geöffneten Augen an. Sein Grinsen war so höhnisch und herausfordernd, dass der Zorn sie packte.
„Ich werde niemandem untertan sein. Schon gar nicht einem dieser Räuber und Mörder!“, rief sie. „Ich bin eine Priesterin und gehöre nur meiner Göttin.“
Unmut machte sich breit, die Kerle fassten sich an die Gürtel, strecken den Unterleib vor, und ihre Mienen zeigten deutlich, dass sie die freche Rede gern auf ihre Art und Weise beantwortet hätten.
„Wenn du nicht wählst, wirst du allen gehören“, sagte Thore ungerührt. „Wenn du aber einen dieser Männer zu deinem Besitzer bestimmst, wird er dich vor den anderen schützen.“
„Das also ist das Wort eines Wikingers wert!“, zischte sie ihn an. „Du hast mich getäuscht und belogen!“
„Mein Wort gilt, Hexe. Allerdings nur, wenn du die richtige Wahl triffst.“
„Ich soll also dich zu meinem Besitzer ernennen?“
Er grinste breit und wies mit einer weit ausholenden Armbewegung auf die umstehenden Männer. „Sieh dich um und such dir einen aus, der dir gefällt, Hexe. Aber schau genau hin, ob er auch stark genug ist, dich zu schützen.“
Böse verzog sie den Mund und biss sich auf die Unterlippe.
„Ihr Wikinger schlagt einander also tot um einer Frau willen.“
Sie hatte in hilflosem Zorn gesprochen und erwartet, nichts als Spott dafür zu ernten. Doch zu ihrer Überraschung wich das Grinsen aus Thores Gesicht. Er wurde blass, und die Narbe, die quer über seine linke Wange lief, trat breit und dunkel hervor.
„Hüte deine spitze Zunge“, sagte er leise. „Sonst könnte es geschehen, dass niemand sich bereit erklärt, dein Beschützer zu sein.“
Verwirrt sah sie ihn an, denn sie spürte, dass dies eine bitterernste Drohung war.
„Was ist los?“, bellte Halvdan. „Lasst uns einen Kampf veranstalten, damit sie sehen kann, wer ihr gefällt!“
Der Vorschlag fand Zustimmung, denn der Widerstand der schönen Fränkin hatte viele dazu gereizt, ihr zu zeigen, wie ein Wikinger ein Weib zu befriedigen wusste.
Rodena begegnete jetzt Thores hellgrauen Augen, die sich in
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